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Die Gartenkunst — 4.1902

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Kleine Mitteilungen
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78

DIE GARTENKUNST

IV, 4

mit weitem Blick, natürlichen Rasenflächen und Baumgruppen
Nach diesem Prinzip sei auch der grofse Moskauer Park an-
gelegt. Der Berliner Tiergarten „sei geradezu eine Roheit". (!)
Hier finde man unvermittelt vor dem Brandenburger Tliore
keine Gartenkunst, sondern einen fast natürlichen W ald. Glück-
licherweise wachse auf dtm märkischen Boden nicht viel.*)
Redner zeigte auch die früher beliebten Irrgärten mit den
künstlich verschlungenen kreisförmigen Pfadin, welche durch
Hecken getrennt waren. — Zum Schlufs betonte Redner, dal's
man die alten Gärten zwar trieb! einfach nachmachen könne,
dafs man sie aber zu Vorbildern benutzen solle. Die Gärten
w irkten auf das Gemüt durch das Wunder des Eniporspriel'sens,
das Wachstum und die Farbenpracht im Herbste, deshalb
drängten die Menschen jetzt hinaus aus den Städten, auch die
kleinen Leute wollten ihr Gärtchen haben. Man spreche jetzt
viel von der Kunsterziehung des Volkes. Darin seien alle
einig, dal's man in den sogenannten weiteren Volksschichten
die Freude an der Natur heben müsse. Hierzu könne der Garten-
bau helfen. Die Sehnsucht nach Eden sei geblieben. Die
Gartenkunst schaffe ein besseres, reineres Verhältnis zur Natur.

Seit nunmehr vier Jahren ist die städtische Promenaden-
Verwaltung Breslaus ununterbrochen mit der Neugestaltung
des Göpperthains, dec den östlichsten Teil des Scheitniger
Parks bildet, beschäftigt. Die umfangreichen Arbeiten sind
auch während der letzten Wintermonate eifrig gefördert worden.
Als der Göpperthain angelegt wurde, beabsichtigte man nur
eine Vergröfserung der Promenadenwege, ohne zugleich auch
eine an landschaftlichen Bildern reiche und für die Spazier-
gänger abwechslungsvolle Parkanlage zu schaffen. Die Pro-
menadenverwaltung betrachtet es als eine ihrer vornehmsten
Aufgaben, möglichst Vollkommenes zu schaffen und Übelstände
zu beseitigen. Von einem der bei den früheren Anlagen der
Parkwege gemachten schlimmsten fehler kann man sich bei
dem jetzigen regnerischen Wetter leicht überzeugen. Die
meisten W:ege sind kaum zu gehen; der Fufs sinkt in den
lehmigen Boden tief ein. An manchen Stellen mala man sich
auf die benachbarten Rasenflächen retten. Die neuen Wege
des Göpperthains zeigen diesen Fehler nicht; sie sind aus-
geschachtet, mit Ziegelschotter gefüllt, sodann mit Walzen
festgedrückt und mit Kies bestreut worden. Durch diese Art
der Herstellung zieht bei Regenwetter das Wasser rasch ab,
der Weg bleibt fest, gut gangbar und trocknet sehr schnell.
Die in der Mitte der Anlagen gelegene längliche Anhöhe trägt
ältere, schattenspendende Bäume und kann von allen Seiten
des Parkes her auf vier Wegen, welche oben münden, vom
Spaziergänger erreicht werden. Ein grol'ser ITmgangsweg durch-
zieht in langgestreckten Zügen die weiteren Ailingen und ladet
zu einem grösseren Spaziergang ein, auf dem der Naturfreund
in dem nun wieder erwachenden Frühlinge durch die wech-
selnde Art der Bepflanzung, die reiche Auswahl der verwen-
deten Baum- und Straucharten, durch lauschige, bald gröfsere,
bald kleinere Ruheplätze und durch weite Fernblicke reiche
Abwechslung findet. Dal's bei der Gründlichkeit, mit der die
Verwaltung vorging, um etwas wirklieb Vollkommenes zu
schaffen, auch einige der älteren Pflanzungen fielen, war nicht
zu vermeiden; anderseits wurden die meisten der älteren
Bäume, Sträucher und Nadelhölzer, welche nicht an
ihrem ursprünglichen Ort stehen bleiben konnten, verpflanzt
und in der neuen Anlage verwendet. Sehr viel Arbeit ver-
ursacht die Herstellung der Rasenflächen, da fast nur Lette-
boden oder Sand als Untergrund vorhanden ist. Die obere,
unfruchtbare Bodenart mufste 1—2 m tief umgegraben und mit

*) Das sind ja sonderbare Ansichten! D. Red.

einer Lage Humusboden überzogen werden, um jene schönen
Flächen sogenannten englischen Rasens zu erzielen. Es geht
also eine grofsartige, der Neuzeit entsprechende Parkanlage
ihrer Vollendung entgegen, würdig des Schöpfers unserer
Promenaden, dessen Namen sie trägt. „Bresl. Ztg."

Die Stadtverordnetenversammlung zu Frankfurt a. O.
genehmigte die Vorlage des Magistrats, .einen Gartenkünstler
als Leiter für die städtischen Anlagen und Friedhöfe anzu-
stellen". Als Anfangsgehalt sind 2500 Mk. und freie Wohnung
und als Titel „Friedhofsverwalter' festgesetzt.

Vereinsberichte.

Verein deutscher Gartenkttnstler.

Niederschrift der Sitzung vom 10. März.

Der erste Vorsitzende, Herr Stadtgarteninspektor Fintel
mann, eröffnete die Sitzung und stellte, da ein Widerspruch
nicht erfolgte, die Genehmigung der Niederschrift vom 10. Fe-
bruar fest. Derselbe machte ferner Mittheilung von dem Hin-
scheiden des langjährigen Mitgliedes, des kgl. Hofgärtners
Eulefeld in Hannover, dessen Andenken die Anwesenden
durch Erheben von den Sitzen ehrten.

Nach der satzungsmälsigen Erledigung der neu aufzu
nehmenden und anzumeldenden Mitglieder gab der Schrift-
führer bekannt, dafs nunmehr allen Teilnehmern an der Kol-
lektiv-Ausstellung des V. D. G. auf der W'elt-Ausstellung zu
Paris das Diplom für den „Grossen Preis" zugesandt sei und
auch der Verein ein Exemplar erhalten habe. Die Liste der
Teilnehmer sei geteilt worden, so dafs auf den einzelnen Di-
plomen immer nur eine Hälfte aufgeführt sei. Sehr bemerkens-
wert sei ferner die Übersetzung d. V. D. G. in l'Association
des Artistes Jardiniers. Die Zustellung der ca. 5 cm Durch-
messer habenden bronzegoldenen Medaillen an die einzelnen
Aussteller dürfte jedoch nach Auskunft des Reichskommissariats
erst Mitte dieses Jahres zu gewärtigen sein.

Zur Besprechung gelangten alsdann die von der Firma
Herrmann-Üresden ausgestellten Saxonia-Baumschützer, die
sich wohl als preiswert, aber für städtische Strafsen als zu
Schwach erwiesen.

Bei dem nächsten tiegenstande der Tagesordnung, „Gärt-
nerischer Fortbildungs- und Fachunterricht unter
Bezugnahme auf die Vorschläge der Gruppe Hamburg"
übernahm der Schriftführer das einleitende Referat. Zuerst
erläuterte derselbe die von der Gruppe Hamburg aufgestellten
Grundsätze und ging dann auf den Stundenplan über, der als
viel zu weitgehend und daher als nicht zweckmäfsig bezeichnet
werden müsse. Die von den einzelnen Gruppen, wie von einigen
Herren eingeforderten Gutachten wären im allgemeinen ganz
gleich und deckten sich mit der Ansicht des Vorstandes. Die
seitens der Gruppe Schlesien vorgeschlagenen, vom Stadtober-
gärtner Engeln-Breslau ausgearbeiteten Gesichtspunkte für
den Fortbildungsgang der jüngeren Gärtner wurden für sehr
zweckmäfsig befunden, da vor allen Dingen dem Elementar-
unterricht ein breiter Spielraum eingeräumt sei, während dieser
in dem von der Gruppe Hamburg aufgestellten Programm fast
gar nicht berücksichtigt worden wäre.

Nunmehr hielt Herr kgl. Gartenbaudirektor Encke-
Wildpark einen eingehenden Vortrag über das Fortbildungs
Schulwesen unter besonderer Hervorhebung derjenigen Kennt-
nisse, die seines Erachtens nach dem jungen Gärtner für das
fernere praktische Leben von Vorteil seien. Die äusserst inter-
essanten Ausführungen fanden allgemeinen Beifall und werden
 
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