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Die Gartenkunst — 8.1906

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Bauer, Fr.: Gartenbau und Landschaft
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Müller, Albert: Natur und Kunst im Gartenbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0124

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VIII, 6

DIE GARTENKUNST

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nisse zu prüfen wären. Bamberg und Hildesheim z. B. zwecken zeigen. Sie gibt anschaulich den unendlich feinen
z'eigen treffliche einfache Platz- und Strafsenformungen, Reiz einer rein nützlich gedachten, im engsten Anschlufs
wie man solche über allem hohlen Prunk unserer Neu- an die gegebenen Bodenverhältnisse ausgeführten Ufer-
städte nur zu leicht übersieht, oder der einfachen, gesunden anläge zu Karlstadt a. M.

Kost entwöhnt, für nüchtern und ärmlich erklärt. Die Abb. 5 gibt die Ansicht einer barocken Kruzifixanlage,

Schönheit eines Kulturwerkes war aber früher niemals die einige uralte Rofskastanien und eine Linde beschatten,
Selbstzweck, sondern entwickelte sieh folgerichtig aus dem an der Landstrafse bei Triefenstein a. M.
Nutzzweck, der im Vordergrund des Schaffens stand. Heute Gemeinsam ist all diesen angeführten Anlagen ihre

läfst man in phantastischer Ausschweifung die grundlegende nebenabsichtslose Sachlichkeit und ungeschminkte Ehrlich-
Sachlichkeit, Nützlichkeit aufser acht und schafft so nichts keit. Sie harmonieren aufs Beste mit der sie tragenden
Bodenständiges, Pestbegründetes, Wurzelechtes, das sich Landschaft, wachsen wie natürlich geworden aus ihr heraus
vor allem und im und bereichern und

Wesenszuge als ge- • -n>iiB|^MMWMMM||HMM;i zieren sie schliefslich.

sunder Organismus ■M^r^^Sfj'MW uMp^^HiMr'^^ ' ' "flBHwäwCWWWBSs« Fr. Bauer

offenbart, der Pflanze ' tlffftSv^^' v ;' Mföäi Magdeburg,

gleich, die erst ihren
Bau vollendet und
dann Blüten schenkt.

Ich bin mir wohl " ' . WFW^^t^fä* ' - Natur und Kunst im

bewufst, dafs ich BP 'Ifefe ' "1<iiHHIIbB^*^t^^ MM Gartenbau.

''''' 'N mtM "4>*fl ' ; Vortrag, geh alten von

iruir — i 'il"T ''f^T^Kmipk** ' •> » % • ' ' «T'S' Architekt Alb. Müller,

•-V.il i *. ■^Jg^^BflflMSilll^Q^aBHSmSlB M"s'l«bnrg, auf der

dig mache, und werde' ^P^^BB^^MP^g*tvJMBBM|B Versammlung- der

viel Widerspruch er-' JLiM^p f," <#*\ ^ ^ Gruppe Sachsen-Thü-

fahren; wie könnte .^MMT^^B^glf?.'! '■, IP ^* -L ri'w» u.a. r. <:

es nach *v<|R ^^|pÄ»«^r^ * anaf März d;Js-

Sache auch anders . " ' Wenn ich es un-

sein. Doch wenn ich -iBfl^l ternehme, über Fra-

wenige, ^^^^^^B^^^^^^^l

fnrUvsehrittenero Be- zu sprechen, so glau-

i'ulsgenos.si'ii uher- be ich mich in der

zeugt habe, will ich Annahme nicht zu

schon zufrieden sein Abb. 5. Kruzifix bei Triefenstein a. M. Aufgen. von F. Bauer, Aug. 1<,05. irren, dafs wohl man-

mit dem Erfolg meines eher der Herren Gar-

Angriffes auf Bestehendes, dessen Grundlagen auf ihre tenl'achmänner ungehalten darüber ist, wenn auch hier wie-

Solidität hin vor allem andern ernstlich geprüft werden der ein Architekt — ein Laie — ihm in das Geschäft hinein -

müfsten. Allmählich wird und mufs sich eine bessere Er- redet. Die Wogen der Erregung gehen zurzeit hoch über

kenntnis bahnbrechen, besonders wenn die Entdeckung das Eingreifen der .Architekten in gartenkünstlerische An-

und Erfahrung gemacht wird, dafs hier der Verlust kein gelogenheiten. Doch, meine Herren, ganz so unbegründet

grofser ist, der Neuerwerb aber reiche Aussichten er- ist dieses Hineinmischen nicht! Dazu ist der Garten doch

öffnet. zu eng verknüpft mit der Architektur, oder besse? gesagt,

Zum Schlüsse seien noch einige Worte den beigegebenen der Garten ist ein Stück Architektur, er ist darum — um

Abbildungen gewidmet. Abb. 1—3 stammen aus der Gegend us gleich zu Anfang meines Vortrages zu sagen — im

westlich von Magdeburg (Börde) zwischen den Dörfern Dies- Gegensatz zu der heute üblichen landschaftlichen Anlage

dorf und Olvenstedt. Hier befinden sich Überreste einer Nutz- in tektonischer Gesetzmässigkeit aufzubauen. Nicht will

anläge einfachster Art. Der früher in der Nachbarschaft ich hier alle die mit dem landschaftlichen Garten einge-

angebaut gewesene Flachs ist hier in wannenähnlich ge- drungenen Vorirrungen aufs neue erwähnen und geifseln.

formten zusammenhängenden Wassergräben zu seiner Darüber ist schon so viel gesagt und geschrieben worden,

Weiterverwendung gewässert worden. Man hatte diese und es ist wohl anzunehmen, dafs Sie alle die einschläg-

Gräben mit Pappeln, Weiden und Robinien bepflanzt in ober- liehen Schriften von Lichtwark. Muthesius, Schultze-Naum-

flächlich vorgenommener Reihung zur Schattengewinnung bürg und anderen kennen. Ich möchte Ihnen nur zurufen:

bei Tage und zur Kenntlichmachung des Wasserzuges bei Handeln Sie danach!

dunkler Nacht. Diese Anlage, die Röthen genannt, steht Viele Ihrer Herren Kollogen glauben zwar, das Mahn-

seit etwa 25 Jahren aufser Gebrauch und gibt nun ge- wort dieser Kulturpioniere nicht hören zu müsseh und be-

wissermafsen als Ruine der Gegend dort einen prächtigen kämpfen das Eingreifen der Architekten und anderer

landschaftlichen Reiz. Künstler mit der Begründung, dafs diesen die gärtnerische

Abb. 4 soll mittelalterliche Bodenformung zu Nutz- Elementarausbildung mangele und infolgedessen ihre Vor-
 
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