Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 9.1907

DOI Artikel:
Garrelts, G. J.: Welchen speziellen Pflanzenmaterials bedarf die Gartenkunst moderner Richtung?
DOI Artikel:
Verschiedene Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0237

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IX, 11

DIE GARTENKUNST

231

die Laadschaftsgärtner und Gartenkünstler ihre Erfahrungen
der Öffentlichkeit unterbreiten. Die gegebenen Andeutungen
lassen sich ja leicht erweitern. Es werden z. B. jetzt vielfach
passende Pflanzen zu Zierhecken verlangt. Große Posten von
Ligustrum ovalifolium ließen sich zu diesem Zweck leicht
heranziehen, auch Spiraeen, Deutzien, Forsythien werden stark
begehrt, und diejenigen Pflanzen zu kultivieren, die früher in
gewissen festen Formen aus Holland bezogen wurden, jetzt
aber infolge dos Zolles nicht mehr in Massen einkommen,
dürfte für unsere Züchter ein gewinnbringendes Geschäft sein.
Die neuerdings schon mehr angebotenen Wildrosen aus den
Klassen Polyantha, Rugosa, Rubrifolia und andere, wie auch
deren Bastarde erfreuen sich schon jetzt einer allgemeinen
Beliebtheit, sind aber noch nicht in genügender Menge vor-
handen. Von Koniferen soll nur auf die schöne hellgrüne
Thuja gigantea (Lobbi) und auf die verschiedenen breit oder
schmal pyramidal wachsenden Formen von Chamaecyparis
Lawsoniana verwiesen werden, die den vom Vortragenden ge-
stellten Anforderungen vollauf entsprechen würden.

Am allgemeinen möge hier schon dazu gesagt werden,
daß, wie der Vortragende selbst andeutet, die Anzucht der
vorgeschlagenen Formen nicht nur mehr geschulte Arbeits-
kräfte, sondern auch weit größere Kulturflächen erfordern, dit.
vermehrten Produktionskosten also auch eine Steigerung der
Preise nach sich ziehen würden. Krumm gewachsene Geholze
aufs Geratewohl, so wie sie den Ausfall der Baumschule
bilden, zu verpflanzen, dürfte ein sehr gewagtes Experiment
sein; solche Pflanzen haben meist im Druck gestanden, es
dauert Jahre, ehe sie wieder in Schuß kommen, und auch
dann können sie meist noch nicht den Anspruch auf das Prädi-
kat gut und zweckdienlich erheben. Will man krumme, schiefe
oder individuell gewachsene Pflanzen ziehen, so muß die
Anzucht von Jugend auf planmäßig geschehen, die Pflanzen
erfordern nicht, wie man annehmen sollte, weniger, sondern
weit mehr und sorgfältigere Pflege und vor allem mehr Platz.
Bei den durch Schnitt in regelmäßige Formen gebrachten
Sorten erhöhen sich die Ansprüche und Pflege noch bedeutend.
Die Notwendigkeit der Anzucht von Jugend an ist ein weiteres
Moment, weshalb der Baumschulbesitzer nicht ohne weiteres
an diese Kultur herantreten kann. Ein einjähriger Obstbaum
z. B. bildet die Grundlage für alle Formen, er kann auch im
Notfalle noch im 2. und 3. Jahre in jede beliebige Form
gebracht werden; hat man aber bei einer individuell oder krumm
oder als Kugel oder Wand heranzuziehenden Pflanze erst die
Anlage gemacht, so ist sie eben für jede andere Form un-
tauglich. Der Züchter wird jede Gelegenheit, die ihm Aussicht
auf gesteigerten Absatz bietet, mit Freuden ergreifen, er wird
sich den an ihn herantretenden Wünschen nach Möglichkeit
anzupassen suchen und es auch da an Entgegenkommen nicht
fehlen lassen, wenn es sich darum handelt, einzelne Sachen
heranziehen zu müssen, bei denen wenig oder gar kein Gewinn
zu erzielen ist, aber man wird ihm nicht verdenken, wenn er,
bevor über die zu ziehenden Sorten und Formen nicht völlige
Klarheit geschaffen ist, nur zögend an die Sache herangeht,
weil er befürchtet, daß er nach 4 oder 5 Jahren vielleicht
große Vorräte an speziell gezogenen Pflanzen anzubieten in
der Lage ist, die er nicht absetzen kann, weil die Richtung in
der Gartenkunst sich inzwischen wieder geändert hat oder
weil die von der Konkurrenz angebotene minderwertige Ware
den Preis gedrückt hat und er gezwungen würde, zu einem Preise
zu verkaufen, der den Kosten der Anzucht nicht entspricht.
Nur dann, wenn die Garantie gegeben wäre, daß für die ge-
wünschten Formen und Pflanzen angemessene Preise gemacht
werden könnten und genügender und dauernder Absatz vor-

handen ist, nur dann wird der Baumschulbesitzer in der Lage
sein, Kapital und Arbeitskraft im größeren Maßstabe an ein
solches Unternehmen zu wagen.

Es wäre nun geradezu lächerlich, wollte man dem Land-
sehaftsgärtner und Gartenkünstler zumuten, diese Garantie zu
übernehmen. Auch sie können heute noch nicht wissen, was
über 5 oder 6 Jahren verlangt wird und nach welcher Richtung
hin sich der Geschmack weiter entwickelt, auch sie haben
sich den von ihren Auftraggebern gestellten Anforderungen
anzupassen.

Nicht um die Mengen der heranzuziehenden Pflanzen
handelt es sich, denn darüber ist von Fall zu Fall zu ent-
scheiden, sondern um die Auswahl der Sorten und Formen,
die wir ziehen sollen, und hierüber uns klar zu werden, ist die
erste Aufgabe, die nur durch enges Zusammengehen von
Züchtern und Vei'brauchern, durch eingehendes Studium
seitens aller Beteiligten und vor allem durch regsten Meinungs-
austausch gelöst werden kann. Hierzu anzuregen, ist nicht
zum wenigsten der Zweck dieser Zeilen.

Langsur. G. J. Garrelts.

Verschiedene Mitteilungen.

Axel Fintelmann-Ehrung. Vor kurzem wurde auch in
dieser Zeitschrift ein Aufruf veröffentlicht mit der Bitte, Bei-
träge einzusenden für eine Ehrung für Axel Fintelmann. Der
Aufruf war, wie bei der Beliebtheit Fintelmanns nicht anders
zu erwarten stand, auf fruchtbaren Boden gefallen und es haben
die eingegangenen Beträge bereits die Höhe von 2327 M. er-
reicht, wie in der Sitzung des Ausschusses am 9. Oktober be-
kannt gegeben wurde. In der Aussprache über die Art der
Ehrung wurde der Wunsch geäußert, zu versuchen, ob es nicht
erreichbar sei, ein Denkmal oder einen Gedenkstein an öffent-
licher Stelle zu setzen, vielleicht innerhalb einer Anlage, die
mit dem Wirken Fintelmanns in besonders engem Zusammen-
hang steht. Es sollen nach dieser Richtung die nötigen Schritte
unternommen werden, ohne jedoch den ursprünglichen Plan
eines Grabdenkmals aus den Augen zu verlieren. Da es in-
sonderheit eine Ehrung aus dem Kreise der Fachgenossen ist,
ergeht an alle, die mit an diesem Werke tätig sein wollen, die
Bitte, dem Ausschuß durch Einsendung von Zeichnungen,
Skizzen oder sonstige Hinweise ratend und helfend zur Seite
zu stehen. Dieser Bitte liegt der Gedanke zugrunde, daß das
Werk an Wert gewinnt, wenn der Entwurf von einem Fach-
genossen stammt; gleichzeitig aber sei die Bitte wiederholt,
durch weitere Geldsendungen die Summe zu vergrößern. Diese
wie auch alle übrigen Sendungen sind an die Firma Gebr.
Borntaeger, Berlin SW. 11, Großbeeren Straße 9, welche die Ge-
schäftsführung übernommen hat, zu richten. Zahn.

Verein ausländischer Gärtner von Paris und Um-
gebung. Der Zweck dieses in Paris bestehenden Vereins ist
es, nach dort kommenden Berufsgenossen mit Rat und Tat
zur Seite zu stehen und über einschlägige Verhältnisse nach
außerhalb schriftliche Auskunft zu erteilen.

Die Entwickelung des Vereins ist eine gute, er zählt zur-
zeit gegen 50 Mitglieder, besitzt eine reichhaltige Bibliothek
und hält die gelesensten Zeitschriften der verschiedenen Länder.

Von interessanten Studienfahrten des verflossenen Halb-
jahres sind zu erwähnen: Ausfüge nach Orleans, Versailles,
dem Park von Rothschild in Ferneres, den Kulturgärten von
Vilmorin u a.

Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in Sceaux
(Seine), nie Houdan 0.
 
Annotationen