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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, [7]: Dorking-Guildford. Insel Wight.
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Hoemann, Reinhold: Von der Fachklasse für Gartenkunst an der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0131

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XII, 7

DIE GARTENKUNST.

123

Handwerker war der Besitzer, und mit berechtigtem
Stolze führte er mich durch seine farbigen Blumen-
lieblinge.

Ich könnte noch weiter erzählen und von mancherlei
Einzelheiten berichten, z. B. von dem genußreichen
Tag, den uns James Veitch bereitete, wie er uns durch
seinen großen Park und seine schönen Gärten führte,
wie er mit seiner Gattin uns so herzlich und gastlich
bewirtete, wie manch launig Wort beim Lunch zwischen
Gastgeber und Gästen gewechselt wurde. Eines ist
wohl besonders noch beschreibenswert, die Anlage der
englischen Gartenstädte. Wir sahen Lctchworth und
Hampstead. Vielleicht übernimmt aber einer der Kol-
legen, welcher mit der Gartenstadtgesellschaft speziell
zum Studium der Gartenstädte dort war, diese Auf-
gabe in ausführlicherer und besserer Weise, wie ich
es nach dem kurzen Dortsein könnte.

So möchte ich denn meine Aufzeichnungen über
die erste große Studienfahrt, welche unsere Gesell-
schaft unternahm, schließen und zwar in lebhafter An-
erkennung all des Schönen, was englische Gartenkunst
uns zeigte und in Dankbarkeit gegen die, welche sich der
großen Mühe unterzogen haben, die Fahrt zu leiten und
durchzuführen, in Dankbarkeit auch gegen unsere
deutschen und englischen Führer, die sich redlich und
mit so glänzendem Erfolge bemühten, uns in kurzer Zeit
möglichst viel und möglichst Gutes zu zeigen, in herz-
licher Dankbarkeit auch gegen unsere englischen Gast-
geber , insbesondere die Royal Horticultural Society
und Herrn J. Veitch, sowie die vielen Gartenbesitzer,
die uns in liebenswürdiger Weise die Tore ihrer Gärten
öffneten und uns freundlich und freigebig Gastfreund-
schaft boten.

Ich denke, es war eine alle Teilnehmer in hohem
Maße befriedigende Studienfahrt und ich hoffe, daß
die Fahrt auch reichliche Frucht tragen möge, indem
sie beiträgt zu einer gesunden und kräftigen Weiter-
entwickelung unserer hervorragend schönen und liebens-
würdigen Kunst, die berufen ist, den Menschen zu er-
freuen und ihm Erholung zu bieten.

Von der Fachklasse für Gartenkunst an der Düssel-
dorfer Kunst- und Gewerbeschule.

Auf der Kunst- und Gewerbeschule in Düsseldorf wurde,
wie allseits bekannt ist, innerhalb der Architekturklasse ver-
suchsweise eine Fachklasse für Gartenkunst errichtet. Wie
ebenfalls bekannt ist, dozieren dort der Direktor der An-
stalt, Prof. Wilh. Kreis, der städt. Gartendirektor Frhr. Waith,
v. Engelhardt und der Architekt Regierungsbaumeister A.
Fischer. Nach dem Prospekt der Schule lehrt Professor Kreis
architektonische Gartengestaltung, Architekt Fischer architek-
tonische Gartenausstattung, während Herr v. Engelhardt über
Gartengestaltung im allgemeinen Vortrag hält.

Über Aufnahmebedingungen usw. gibt der Prospekt der
Klasse Auskunft.

Vielfach bin ich seit dem halbjährigen Bestehen der
Schule gebeten worden, meine Ansicht über die Ergebnisse
dieses Fachunterrichts zu äußern, ich habe bisher mit einer

Beantwortung dieser Fragen zurückgehalten, weil es mir un-
möglich erschien, eine derartige Einrichtung nach so kurzer
Zeit einigermaßen zutreffend zu beurteilen. Die Art und
Methode dieses Fachunterrichtes ist ja ganz neu. Tüchtige
Künstler haben es hier übernommen, Gartengestaltung,
künstlerische Gartengestaltung, zu lehren. Ihre Vorträge, ihre
Lehren basieren auf der eigenen Anschauung und Auffassung.
Es steht den Lehrern wenig oder gar keine Fachliteratur zur
Verfügung, welche dem Lehrgang unmittelbar als Unterlage
dienen könnte, sie bebauen jeder in seiner Art ein unbe-
ackertes Feld.

Wie und mit welchem Erfolg, das wird erst eine spätere
Zeit bezeugen können.

Uns Fachleuten wohl bekannt ist der Gartenfachmann
v. Engelhardt. In welchem Sinne und in welcher Richtung
seine Vorträge sich bewegen, das zeigt uns wohl klar und
deutlich sein jüngst erschienenes Werkchen „Kultur und Natur
in der Gartenkunst". Hier zeigt v. Engelhardt seine Welt-
anschauung, worauf er sein Kunstgestalten ja aufbaut, und er
legt hier sein künstlerisches Glaubensbekenntnis ab. Wer
demnach wissen will, wie und was v. Engelhardt lehrt, der
lese sein Werkchen.

Wie und was sind nun die Lehren des Anstaltsleiters
und seines Assistenten ? ! ?

Wir kennen Kreis als einen ganz hervorragenden Archi-
tekten, ich erinnere nur an seine Bismarcktürme und seine
Schöpfungen auf der Dresdener Kunstgewerbe-Ausstellung.
Leider habe ich bisher nie Gelegenheit gehabt, persönlich
einen Vortrag dieses bedeutenden Künstlers über Garten-
gestaltung zu hör en, auch habe ich noch kein gartenkünstlerisches
Werk von seiner Hand gesehen Ich bedauere also hier kein
bestimmtes Urteil abgeben zu können.

Wenn ich aber die Architekturwerke dieses Mannes be-
trachte, so begegnet mir sehr oft monumentale Größe. Wahr-
scheinlich wird Kreis auch seine Gärten oft in solcher Auf-
fassung gestalten, also auch hier eine dekorativ monumentale
Gestaltungsart lieben, eine Auflassung, die ja gerade bei den
modernen Architekten in beziig auf Gartengestaltung häufig
gefunden wird, die auch zweifellos an richtiger Stelle volle
Berechtigung haben kann. Freilich benötigen wir im Garten
des Bürgers diese Eigenschaft des Dekorativ-Prunkvollen mit
dem meist anspruchsvoll durchgeführten symmetrischen Achsen-
aufbau viel weniger als eine schlichte Zweckmäßigkeit, ver-
bunden mit behaglicher, trauter Wohnlichkeit. v. Engelhardt
wird diese letztere Auffassung sicherlich stark betonen.

Es ist leicht möglich, sogar höchstwahrscheinlich, daß
sich dementsprechend eine Verschiedenheit in der Behandlung
einer Gartenlösung bei den verschiedenen Dozenten heraus-
bildet, und ich halte dies, da die Dozenten zweifellos starke
Künstlernaturen und auch als Menschen ausgesprochen kraft-
volle Charaktere sind, für durchaus heilsam und wünschens-
wert. Die Hörer werden dadurch nicht ohne weiteres in ein
bestimmtes Fahrwasser gedrängt, in welchem sie mühelos
weiterschwimmen, weil Widerstände nicht zu überwinden
sind, sondern sie werden wahrscheinlich manchesmal in einen
inneren Konflikt geraten, weil das, was ein Dozent lehrt, in
einem wirklichen oder scheinbaren Widerspruch zu den Lehren
des anderen Dozenten steht. Der Hörer ist also gezwungen,
nun selbst Stellung zu nehmen, zu prüfen, zu wählen, sich eine
eigene Überzeugung zu bilden, und gerade das halte ich für
außerordentlich wertvoll. Auch werden zweifelsohne die
Lehrer selbst aus dieser gegensätzlichen Auffassung Nutzen
ziehen, ein jeder wird gerade jetzt seine und des anderen
Auffassung prüfen und kritisieren, sehr zum Vorteil der Sache.

Vor einiger Zeit hatte ich auch einmal Gelegenheit,
v. Engelhardts Arbeitsmethode kennen zu lernen. Den Schülern
war die Aufgabe gestellt, einen Garten zu einem Wohnhause
zu entwerfen. Hausgrundriß, Fassade, Lageplan, Wünsche
und Bedürfnisse des Bauherrn, das alles war den Schülern
auf das Genaueste mitgeteilt. Damit nicht der repräsentative,
dekorative Architekturgarten entstehen könnte, waren einige
 
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