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Die Gartenkunst — 13.1911

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Heicke, C.: Formobstbäume als Mittel der Gartengestaltung
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Heicke, C.: Ein praktischer Versuch zur Hebung der Friedhofskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0030

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22 DIE GARTENKUNST. XIII. 1

ist wiederum bewiesen, daß, nur wer künstlerisches gärtnerische Anlage, Gestaltung des Hügels und der Einfassung

Raumgefühl besitzt und gleichzeitig sein Material der Gräber verstärkt

, ,ö , .„ . r . , ,° „ , . , Es ist sehr schwer, gerade in den minderbemittelten

zu beherrschen weiß, wie auf jedem anderen Gebiet, so Kreisen der Bevölkerung auf diesem Gebiete mit wohlge-
auch in der Gartengestaltung erfolgreich arbeiten kann. meinter Belehrung etwas auszurichten. Das zähe Widerstreben,

dem man begegnet, wäre noch verständlich, wenn es sich um ein
Festhalten an althergebrachten Bräuchen und Formen handeln
würde; aber davon kann bei den üblen Erzeugnissen unserer
Ein praktischer Versuch ZUr Hebung der neuzeitlichen .Friedhofsindustrie nicht die Rede sein. Gerade

P iprlhnfckiinct diese haben ja das althergebrachte Gute, an das wir wieder

rneanOISKUnSI. anknüpfen wollen, erst beseitigt. Aber allen noch so ein-

Alle Bestrebungen zur Hebung unserer Friedhofskultur, dringlichen, uneigennützigen Vorstellungen zum Trotz erliegt
darüber ist man sich heute wohl allseitig klar, werden nur rein das Gros unserer Bevölkerung immer wieder den Uberredungs-
äußerliche Scheinerfolge erzielen, in der Hauptsache aber im künsten derer, die bei dem heutigen Tiefstand der Grabaus-
Sande verlaufen und scheitern, wenn es nicht gelingt, von stattung ihren Nutzen finden und von jeder Neuerung geschäft-
innen heraus Wandel zu schaffen und damit zu beginnen, wo liehe Schädigungen befürchten zu müssen glauben. Die Leute
die Wurzel des Übels sitzt, das ist beim einzelnen Grab. Aus lassen sich immer wieder den sattsam bekannten Schund auf-
einzelnen Gräbern setzt sich das Friedhofsbild zusammen, und schwätzen, und bezahlen dafür in der Regel noch erheblich
wenn etwas Durchgreifendes mehr, als schlichte gute Sachen

zur Hebung des Friedhofs-Ge- ^ , /\iuiiim\tmi)iinnni)iss>/ i > ^ kosten, und der Geschäftsmann,

samtbildes geschehen soll, so
muß eben bei diesen eingesetzt
werden. Alles andere nützt
nichts; insbesondere hat die
wohlgemeinte Absicht, durch
grünen Pflanzungsgürtel die
Reihengräberfelder den Blicken
zu entziehen und die Plätze der
Kaufgräber so in grüne Um-
gebung einzubetten, daß die Dut-
zenderzeugnisse unserer Grab-
steingeschäfte und die Entglei-
sungen der Kunstgärtnereien
im Gräberschmuck darin ver-
schwinden, auch da, wo man
mit dem Raum für solche Pflan-
zungen ziemlich verschwende-
risch umgehen kann, im besten
Falle nur eine Verschleierung,
aber keine wirkliche Besserung
zur Folge.

Man hat es daher in den
letzten Jahren nicht an Ver-
suchen fehlen lassen, Verständ-

weicher die schwachen Seiten
seiner Kundschaft genau kennt,
kommt auf seine Rechnung.

Neuerdings hat man, um
diesen Widerständen, die sich
mit Worten und Vorstellungen
allein nicht beseitigen lassen, in
etwas Abbruch zu tun, in Frank-
furt einen Versuch zur Wieder-
belebung schlichter, volkstüm-
licher Friedhofkunst auf breite-
rer Grundlage unternommen, in-
dem das städtische Friedhofsamt
ein Preisausschreiben zur Er-
langung künstlerisch mustergül-
tiger Entwürfe von einfachen und
billigen Grabmälern für Reihen-
gräber erließ.

Das Ausschreiben richtete
sich an die Frankfurter Künstler
und Gewerbetreibenden und for-
derte zur Einreichung von Ent-
würfen auf, deren Herstellungs-
preis sich zwischen ^25 und

nis für die an die Grabgestal- L ~ 1 ^— 100 Mark bewegen sollte. Als Ma-
tung und -Ausstattung vom terial war bemaltes Eichen- und
Schönheitsstandpunkt zu stellen- Musteranlage eines kleinen Gräberfeldes im Hauptfriedhofe Lärchenholz, sowie Schmiede-
den Anforderungen zu verbrei- zu Frankfurt a. M. eisen und Stein unter Ausschluß
ten. Man hat sich dabei zunächst von weißem Marmor und dunk-
an die wohlhabenden Kreise, die bei dem Erwerb und derAusstat- lern poliertem Stein, zugelassen; auf die künstlerische Behand-
lung eigener Grabstätten gewisse Aufwendungen machen können, lung der Inschrift war besonderer Wert gelegt,
gewendet, hat Grabmalausstellungen veranstaltet, in Vorträgen Der Erfolg war ein recht erfreulicher. Es gingen insge-
auf die guten Beispiele alter Friedhofsanlagen hingewiesen, samt von 97 Bewerbern 280 Entwürfe ein, darunter viele gute
Sammlungen von guten Entwürfen für Denksteine eingerichtet und hervorragende Lösungen. Namentlich unter den in Holz
u. a. mehr. Man hat dann auch für die Reihengräberfelder und Eisen gedachten Entwürfen fanden sich viele, die bei ein-
Vorschriften über die Errichtung von Grabdenkmälern und die fachster Formgebung Leistungen von hohem künstlerischem Reiz
Anbringung von Grabschmuck erlassen. Aber wenn auch die darstellten. Man hat dann unter den eingereichten Arbeiten
Erfolge des Baurats Grassel auf dem Münchener Waldfried- ungefähr fünfzig ausgewählt und deren Einsender veranlaßt, die
hofe gezeigt haben, daß man bei zweckmäßigem und folge- Entwürfe ausführen zulassen, und hat die so gewonnenen Muster-
richtigem Vorgehen etwas erreichen kann, so muß doch mit beispiele guter Grabmalkunst in einem zu diesem Zwecke her-
Bedauern festgestellt werden, daß an den meisten anderen gerichteten kleinen Reihengräberfelde des Frankfurter Fried-
Orten durchgreifende Besserung nicht erzielt worden ist und hofes aufgestellt. Hier ist dann auch den mit der Grabpflege
immer noch sehr viel zu wünschen übrig bleibt. sich befassenden Kunstgärtnern Gelegenheit gegeben worden,
Gerade bei den Reihengräbern widerspricht der übliche die Flächen vor den Denksteinen grabmäßig zu bepflanzen.
Grabschmuck wegen der Verwendung von Grabsteinen in un- Auch hierbei mußte bestimmten Anforderungen entsprochen
künstlerischer Form oder aus nicht einwandfrei behandeltem werden, besonders durften die sonst üblichen hohen Hügel
Material nach wie vor jedem feineren Kulturempfinden. Seelen- mit steinernen Einfassungen nicht angelegt werden. Die Gräber
los reihen sich schwarze Grabsteine und nüchterne weiße Mar- sind teils als Rasengräber angelegt, teils beetartig mit ein-
morkreuze oder die herkömmlichen Engelsfigürchen der Kinder- facher immergrüner Bepflanzung oder mit schlichtem Blumen-
gräber zu trostlosem Gesamtbilde aneinander. Und nur zu schmuck versehen worden.

oft wird der unwürdige Eindruck durch unbefriedigende Endlich hat man an den dieses Gräberfeld umgebenden
 
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