Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 13.1911

DOI Artikel:
Eck-Troll, Max: Naturschutzparke
DOI Artikel:
Singer: Stauden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIII, 3

DIE GARTENKUNST.

Gl

Ein zweites Naturschutzparkprojekt soll auch bald seiner
Verwirklichung entgegengeführt werden. Dieser Park wird in
den österreichischen Alpen, im Steiermärkischen, zu liegen
kommen und 150 Qkm. umfassen.

Das Gebiet befindet sich bei Salzburg. Dank der Opfer-
willigkeit des Besitzers, der ein eifriger Anhänger der Be-
wegung ist, soll das Gebiet als Naturschutzpark auf vorläufig
99 Jahre in Erbpacht genommen werden. Das Vorkaufsrecht
ist dem Verein zugesichert. Das Gebiet ist ein geradezu ideales
zu nennen. Dichte Wälder, imposante Felspartien, fließende
und stehende Gewässer, ein großer Tier- und Pflanzenreichtum
sind ihm eigen.

So kann die junge Bewegung, die so mancher unter den
heutigen Zeitverhältnissen als eine Utopie bezeichnete, auf
zwei großzügige Taten herabblicken. Die Zweifler konnte
man aber belehren, daß die Ziele des Vereins Naturschutzpark
kein in Wolken hineingeträumtes Nirgendland sind, sondern
daß sie sich bei gutem Willen verwirklichen lassen.

Der dritte Naturschutzpark soll in Mitteldeutschland zu
liegen kommen, in welche Gegend, das ist heute noch unbe-
stimmt. Zahlreiche Pläne wurden schon dem Ausschuß des
Vereins unterbreitet. Aufweichen die Wahl fallen wird, steht
noch in den Sternen geschrieben. Aber kommen wird er und
das bald, denn die Energie der Naturschutzparkfreunde wird
nicht eher zur Ruhe kommen, bis auch diese Frage gelöst
sein wird. Die Lösung hängt natürlich, wie alles in unserer
materialistisch-kapitalistischen Zeit, von den Finanzen ab. Ideale,
und seien sie noch so schön und gut, lassen sich eben, so
tragisch es oft auch klingen mag, nur mit Geld verwirklichen.

Hier aber setzt die Hoffnung ein, die Hoffnung an die
Opferwilligkeit des deutschen und österreichischen Volkes,
wenn es sich um gemeinnützige Fragen handelt. Es ist etwas
so Schönes um den Gedanken, unseren Nachkommen wenigstens
einzelne größere Teile des Vaterlandes in ihrer ganzen Natür-
lichkeit zu überliefern.

Heute gilt es das Land vor völliger Verödung zu schützen.
Rechtzeitig, ehe es zu spät ist.

Da ist es eine heilige Pflicht Aller, nach Möglichkeit dazu
beizusteuern. Die Masse, das ganze Volk muß hinter diesem
Ideale stehen und es verwirklichen helfen. Die Regierungen
und die Gesetzgeber müssen mithelfen, die Gemeinden und
Grundbesitzer, die Wander- und Naturwissenschaft! Vereine
.... kurz alle .... alle.

Der Naturschutzparkgedanke verbindet Deutsche und
Österreicher. Beide Länder werden durch ihn einander noch
näher gebracht, als sie es schon sind.

Und das ist schön, unsagbar schön.

Dies ist die einzige politische Seite der Bestrebung, die
aber im Gegensatz zu den meisten anderen politischen Ge-
schehnissen das voraus hat, daß sie nur schön und angenehm
wirkt, alle Richtungen in sich vereinigt, in allen Partei-
schattierungen die gleiche Begeisterung erweckt und so das
Politische unpolitisch werden läßt.

Kann eine Bestrebung das von sich sagen, dann steht
sie hoch und erhaben über der Parteien Zank und Hader, und
es muß jeden mit Befriedigung erfüllen, für ein solches Ideal
werben und arbeiten und unterstützend helfen zu können.

Die Bewegung des Vereins Naturschutzpark ist im steten
Wachsen begriffen. Die Zahl der Anhänger, Freunde und
Gönner nimmt von Tag zu Tag zu. So hat auch dieser Tage
König Wilhelm II. von Württemberg die Bestrebungen des
Vereins mit einem größeren Beitrag unterstützt. Fernerbin ge-
lang es dem norddeutschen Naturschutzpark durch Zukauf des
Totengrundes einen der schönsten und landschaftlich reiz-
vollsten Punkte der Lüneburger Heide dem schon angekauften
Wilseder Berg hinzuzufügen. Das diesem Gebiet umliegende Ter-
rain gehört zum größten Teil dem Fiskus. Wenn der preußi-
sche Staat dem Verein entgegenkommt, wird sich der nord-
deutsche Naturschutzpark leicht noch bedeutend erweitern
lassen. Es ist zu hoffen, daß die idealen Bestrebungen auch
die staatliche Unterstützung finden werden, da man dann

in Norddeutschland einen hervorragend schönen und für deutsche
Verhältnisse sehr großen Naturschutzpark schaffen könnte,
Hoffen wir das Beste.

Stauden.

,,Unsere Freiland-Stauden". Anzucht, Pflege und Ver-
wendung aller bekannten, in Mitteleuropa im Freien kultur-
fähigen, ausdauernden krautigen Gewächse. Unter Mitwirkung
von Georg Arends, Goos & Koenemann, Camillo Karl Schneider,
James Veitch & sons und Franz Zernan im Auftrage der„Dendro-
logischen Gesellschaft für Österreich-Ungarn" herausgegeben
von Ernst Graf Silva Tarouca. Mit 341 Abbildungen im Text
und 12 Abbildungen auf 6 farbigen Tafeln. Leipzig, G. Freytag,
1910." Dies alles kündet die Titelseite eines prächtigen, aus-
gezeichneten Werkes an, dessen Preis 15 Mk., für Mitglieder
der D. G. f. G. gar nur 10 Mk. beträgt.

Von allen Werkstoffen des neuzeitlichen Gartengestalters
bilden die Stauden den interessantesten; wenn sie auch an-
spruchsvoller und schwieriger zu behandeln sind als die ver-
flossenen Teppichbeetpflanzen, die alle Mißhandlungen durch
Messer und Schere geduldig ertrugen, so haben sie doch der
Umkehr von der abgenutzten Schablone gepeinigter landschaft-
licher Gestaltung des deutschen Gartens besonders fördersame
Dienste geleistet. Hauptsächlich die so überaus lustige Stauden-
rabatte mit ihrer ewig wechselnden, unerschöpflichen Blüten-
und Farbenpracht hat das belebende und versöhnende Moment
in die kühle Steifheit des neuerstandenen regelmäßigen Gartens
gebracht, schlummernde Erinnerung an das trauliche Gärtchen,
in dessen Gaisblattlaube Großvater der Großmutter die wohl-
gesetzte Liebeserklärung sprach, rasch zu warmem Leben er-
weckend. Mit besonderer Vorliebe hatte mein Vater, dem ich
so viel bei der Einführung in unseren Beruf zu danken habe,
von dem Staudengarten und den gemischten Blütenrabatten
erzählt, die den Hauptschmuck der Herrschaftssitze in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bildeten. Trotzdem mein
Vater dem Zeitgeiste folgend den Kultus der buntbeblätterten
Teppichbeete mit besonderem Eifer und Geschick betrieb,
merkte man ihm das Bedauern über das Verschwinden der
farbenfrohen Staudenpracht sehr wohl an, und als dann vor
20 Jahren die Staudenzucht wieder zu höheren Ehren gelangte
— anfangs mehr bei den Blumenbindern als bei den Garten-
künstlern — freute er sich über die zunehmende Verbesserung
dieses köstlichen Materials und gab mir manch guten Rat für
seine Kultur und Verwendung. Die aber boten dem Neulinge
manche Schwierigkeiten und es blieb ernstlich zu bedauern,
daß neben den vielen und teilweise recht guten Abhandlungen
in Zeitschriften und Katalogen der Staudenfirmen kein brauch-
bares Buch über dies ebenso anziehende wie umfangreiche
und schwierige Gebiet des Gartenbaues und der Gartenkunst
herauskam. Obwohl ich deshalb ein lebhaftes Bedürfnis nach
einem wirklich brauchbaren Staudenbuche empfand, und trotz-
dem Namen von so gutem Klang als Mitarbeiter für „Unsere
Freiland-Stauden" angegeben waren, zögerte ich, ein solches
Werk aus der Feder eines Laien zu erwerben.

Da führte mich eine liebenswürdige Einladung zur Be-
sichtigung einiger interessanter Gärten nach Böhmen und
glücklicherweise auch nach Pruhonitz, dem Herrensitze und
Arbeitsfelde des Grafen Silva Tarouca. Schon der erste
Rundgang durch einen kleinen Teil des bedeutsamen Schloß-
parkes mit seinem üppigen Staudenreichtum und der Felsen-
anlage par excellence, wo uns die erstaunlich große Sachkunde
des Grafen und seines Mitarbeiters Camillo Karl Schneider
durch Rede und Beispiel deutlich bewiesen wurde, ebenso die
Fahrt durch die weiten, vom Grafen selbst ganz nach eigenen
Ideen und Plänen neuangelegten oder umgeformten Parkteile und
nicht zum wenigsten die anschließenden lehrreichen Debatten
befestigten in mir die Überzeugung, daß „Unsere Freiland-
Stauden" einen der hervorragendsten und berufensten Kenner
zum Verfasser haben, einen Kenner, der obwohl Laie mit einer
 
Annotationen