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Die Gartenkunst — 14.1912

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Zahn, Fritz: Wettbewerb "Parkring Tempelhofer Feld"
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0009

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XIV, 1

DIE GARTENKUNST.

1

Wettbewerb „Parkring Tempelhofer Feld“.

Von F. Zahn, Steglitz.

Im August des Jahres wurde von der „Tempel-
hofer Feld Aktiengesellschaft für Grundstücksver-
wertung“ ein Preisausschreiben erlassen, das nunmehr
durch Spruch des Preisgerichtes seine Erledigung ge-
funden hat. Auf die Bedingungen näher einzugehen
erübrigt sich, da diese auf der 3. Umschlagseite des
Septemberheftes v. J. abgedruckt sind. Nur muß er-
gänzend eingefügt werden der im Norden an den
Parkring angrenzende Kirchplatz, da diesem eine be-
sondere Bedeutung für das Bild der Anlagen zufällt.
Es ist dies das zweite Preisausschreiben, das in diesem
Jahre seinen Ausgang nahm von der gleichen Stelle
(vergl. Jahrgang XIII Heft 3 und 4 Rüdesheimer
Platz).

Die vielumstrittene Frage der Bebauung des
Tempelhofer Feldes, die scharf geführten Debatten, in
denen für die Freihaltung des Feldes gekämpft wurde,
kehren nochmals in die Erinnerung zurück und un-
willkürlich drängt sich der Gedanke auf, ob die für
den Parkring bestimmte, ob die im Gesamtbebauungs-
plan (Abb. 1) sonst frei gehaltenen Flächen für die
dichte Bevölkerung genügend Erholungsplätze und Frei-
flächen abgeben. So lange der größere östliche Teil
des Feldes seinen jetzigen Charakter behält, wird seine
unmittelbare Nähe ausgleichend wirken können. Sonst
könnte nur ein Platz gewaltiger Ausdehnung, der vor
allem auch dem Spiel und Sport genügend große zu-
sammenhängende Flächen bietet, eine notwendige
Forderung erfüllen.

Ehe ich mich mit den einzelnen Arbeiten be-
schäftige, sei der persönliche Eindruck, den die ge-
samten Einsendungen auf mich gemacht haben, wieder-
gegeben. Wenn dieser sich nicht in allen Punkten
mit dem Ergebnis selbst deckt, wenn ich in meiner
kritischen Besprechung zu einem anderen Resultat
komme, so ist das eben darin begründet, daß nur
eine Ansicht ausgesprochen wird, während die des
Preisgerichtes ein Kompromiß aus den hier sicher oft
gegenteiligen Ansichten der Preisrichter ist. Es wird
daher auch niemand in meinen Werten eine Kritik am
Preisgericht erblicken können, selbst da nicht, wo ich
einen anderen Standpunkt vertrete.

Unter den 54 Einsendungen ist keine, der man
unbedingt den ersten Preis geben würde, wie es z. B.
bei dem Schillerpark der Fall war. Mängel haften fast
allen Arbeiten an. Hier ist es bei sonst guter Durch-
führung und Durchbildung der Architekturen das
Gartenkünstlerische, dort kann man dies als fast ein-

wandsfrei bezeichnen; dafür aber hat das architek-
tonische Können versagt. Die ganze Art des Preis-
ausschreibens war zugeschnitten auf gemeinsame Arbeit
von Architekt und Gartenkünstler, dieser wiederum,
obwohl von mir an zweiter Stelle genannt, mußte
eigentlich die führende Rolle übernehmen, denn das
gartenkünstlerische Moment ist hier vorherrschend, das
architektonische nur ein innerhalb desselben be-
deutungsvoller und wichtiger Teil.

Unverkennbar, selbst da, wo das Inkognito nicht
gelüftet ist, sind die nur von Architekten stammenden
Arbeiten. Am sichersten sind diese Arbeiten kenntlich,
wenn versucht wurde, der Forderung des Programms
nachzukommen, daß „das Gesamtbild des Parkreviers
im wesentlichen ein landschaftliches sein“ soll. „Schlän-
gelwege“ in neuer und verbesserter Auflage waren dann
das Ergebnis.

Mit herzlicher Freude habe ich konstatiert, daß
des Gärtners landschaftliche Entwürfe durchweg be-
deutend höher standen, als ihnen von gegnerischer
Seite nachgesagt wird. In den Bepflanzungsangaben
traten zuweilen unausführbare Vorschläge auf, so z. B.
in „Heimische Bäume“. Hier beabsichtigen die Ver-
fasser Kiefern und Wacholder, unterpflanzt mit Heide-
kraut, Heidelbeer- und Preißelbeerfelder in den Park
hineinzuzaubern. Auch fanden sich hierbei Arbeiten, an
deren Verfassern die letzten Jahre der Entwickelung der
Gartenkunst scheinbar spurlos vorübergegangen zu sein
scheinen.

Weiter fiel mir bei dem eingehenden Studium,
das ich als Kritiker für durchaus notwendig erachte,
auf, daß bei einer großen Anzahl von Arbeiten eine
Verkennung des Maßstabes sich zeigte, daß nament-
lich über die Breitenausdehnung mancher Verfasser
einer Täuschung sich hingegeben hat, so daß ein starkes
Zerschneiden die Folge war. Am besten und an-
sprechendsten sind die Arbeiten bei denen die Flächen
zusammengehalten sind, Einfachheit und Ruhe Grund-
satz gewesen ist.

Und noch ein anderes gab mir zum Nachdenken
Anlaß: Die Verschiedenheit der zeichnerischen Dar-
stellung. Hier, wie z. B. bei dem ersten Preis, die
einfachste Darstellungsweise, zu einfach fast für den
Grundplan, und die klare Zeichnung der Schnitte
und Ansichten. Dort geradezu ein Aufwand von
malerischen Mitteln ein Vortäuschen, (anders kann ich
es in vielen Fällen nicht bezeichnen), von Wirkungen,
die niemals erreicht, niemals eintreten werden. Ein-
 
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