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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 2
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Hoemann, Reinhold: Die Grünanlagen der kleinen Rheinstädte
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Heicke, C.: Wettbewerb Rheinuferanlagen Andernach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0032

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tens ist kaum kostspieliger wie die der jetzigen
„Anlagen", während Stauden und Blumenbeete
allerdings mehr kosten und größere Sachkennt-
nis des pflanzenden Gärtners beanspruchen.

Es kann nicht der Zweck meiner Ausführungen
sein, noch weitere Einzelheiten dieser Rosen-
gärten zu zeichnen, ich wollte nur in kurzen Um-
rissen andeuten, wie an Stelle der jetzigen „An-
lagen" freundlich lachende Gärten treten kön-
nen, die wirklich die Aufgaben erfüllen, welche
die jetzigen Anlagen erfüllen sollen, aber in ihrer
heutigen Gestaltungsart gar nicht erfüllen
können. Gartengestalter, welche in dem ange-
deuteten Sinne brauchbare und gute Lösungen
geben könnten, gibt es am Rheine wohl genug.

Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die aus
einer irrigen Auffassung heraus entstandenen
Gartenschöpfungen der kleinen Rheinstädtchen
zu beseitigen und an ihre Stelle einen Kranz blü-
hender, schöner Rosen- und Blumen-Gärten
zu setzen, mögen sie auch verhindern, dal? man
bei Neuschöpfungen immer wieder in die alten
Fehler fällt, anstatt wirklich Gutes und
Schönes schaffen. Ich zweifle nicht, daß dies
Streben überraschend guteErfolge aufweisen wird.

Wettbewerb Rheinufer-
anlagen Andernach.

Das jedem Rheinfahrer wohlbekannte Städt-
chen Andernach, welches sich mit seinen alters-
grauen Türmen am unteren Ende des Neuwieder-
beckens an die wieder an den Rhein herantre-
tenden Hügel schmiegt und, insbesondere vom
Rheindampfer gesehen, einen reizvollen Anblick
gewährt, ist durch die veränderten Verkehrsver-
hältnisse in die Lage gekommen, sein Vorge-
lände nach dem Rhein hin einer Umgestaltung
zu unterziehen. Erfreulicherweise ist man hier-
bei nicht in den von Hoemann gerügten und von
vielen anderen Rheinorten begangenen Fehler
verfallen, das Gelände zu einer Parkanlage im
herkömmlichen Sinne zu benutzen. Man hat sich
vielmehr in Erkenntnis der städtebaulichen Wich-
tigkeit des Vorhabens entschlossen, durch einen
Wettbewerb die Mitarbeit künstlerischer Kräfte
für die Lösung dieser Aufgabe zu gewinnen. Die
Auswahl der Preisrichter, unter denen sich der
Provinzialkonservator der Rheinprovinz, Prof.
Dr. Renard, Bonn, Prof. Pützer, Darmstadt, und
andere namhafte Autoritäten befanden, ließ von
vornherein erkennen, daß man ernsthaft auf
Gewinnung einer wirklich guten Lösung bedacht
war, und das Ergebnis des Wettbewerbs ist in
dieser Beziehung auch ein erfreuliches gewesen.

Das Wettbewerbsprogramm erstreckte sich
auf die Planung von Verkehrswegen und Anlagen

auf dem aus dem Lageplan Seite 22 u. 23 ersicht-
lichen Vorgelände zwischen der Grenze der gegen-
wärtigen Bebauung und dem teilweise vorge-
schobenen Rheinufer auf einer Strecke von rund
1000 m Länge. Am südöstlichen, obern Ende war
ein Baublock vorzusehen, der aus wirtschaftlichen
Gründen und, um dort liegende alte Häuser dem
Blick vom Rhein aus zu entziehen, mit einer
Gruppe bürgerlicher Wohnhäuser besetzt werden
soll. Durch den Wettbewerb hoffte man Anre-
gungen zu gewinnen, die von den Erwerbern der
Baustellen, denen in dieser Beziehung gewisse
Auflagen gemacht werden sollen, bei der Errich-
tung der Häuser verwertet werden können.

Im übrigen verlangte das Programm, daß
zwischen dem Bollwerk am oberen Ende und dem
für Andernachs Stadtbild charakteristischen alten
Kran am unteren Ende eine Alleestraße mit
Seitenpromenade angeordnet und eine Fläche
von 7000 bis 8000 qm als Spiel- und Festplatz
von Anlagen jeder Art frei gehalten werden
sollte. Was an Entwurfzeichnungen gefordert
wurde, hielt sich in angemessenen Grenzen. Als
Preisewaren ausgesetzt ein 1. Preis von 1500,
ein 2. Preis von 1000, ein 3. Preis von 500 und
2 Ankäufe von 300 Mark.

Der Wettbewerb war auf Bewerber be-
schränkt, die in der Rheinprovinz, im Regierungs-
bezirk Wiesbaden und im Großherzogtum Hessen
ansässig sind. Es darf im Hinblick auf die viel-
fachen Klagen über Mißstände im Wettbewerbs-
wesen dieses Verfahren als sehr zweckmäßig be-
zeichnet werden. Es wurde dadurch die Teilnahme
nicht auf wenige ausgewählte erste Kräfte be-
schränkt, wie das sonst bei engern Wettbewerben
der Fall ist, aber doch auch nicht die Arbeits-
vergeudung, welche die Folge allgemeiner Wett-
bewerbe zu sein pflegt, angeregt. Die in Frage
kommenden Bewerber waren, soweit ihnen die
Verhältnisse nicht ohnehin bekannt waren, im-
stande, durch örtliche Besichtigung sich über die
Eigenart der Lage und des Stadtbildes zu unter-
richten, so daß Phantasiearbeiten, wie man sie
sonst häufig antrifft, nicht zu erwarten waren.

Unter den 22 eing ereichten Arbeiten befanden
sichnur wenige, die nicht von anerkennenswertem
künstlerischen Gehalt waren, und die meisten
Entwürfe ließen erkennen, daß die Verfasser aus
vertrauter Kenntnis der örtlichen Verhältnisse
und der rheinischen Eigenart heraus gearbeitet
hatten.

Die Arbeit der Architekten Stähler & Horn
in Koblenz und Gartenarchitekten Gießen & Ger-
hartz, Cöln, sowie die Arbeit von Gartenarchitekt
H. Foeth und Architekten P. Recht und P. Bach-
mann in Cöln wurden mit einem Preise von je
1250 Mk. und die Arbeit des Architekten A. Beck
in Offenbach a. M. mit dem 3. Preis von 500 Mk.
sowie zwei weitere Arbeiten (Motto „Zukunft"
 
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