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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 13
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Von kleinen Friedhöfen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0206

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Waldfriedhof Pirmasens. Haupteingang. Gartenarchitekten Berz & Schwede, Stuttgart.

Von kleinen Friedhöfen.

Daß man trotz der jahrelangen Reformtätig-
keit auf dem Gebiet der Friedhofsgestaltung noch
zu keinem den neuzeitlichen Bedürfnissen und
Anschauungen in jeder Hinsicht genügenden Er-
gebnis gekommen ist, läßt sich bei jedem der
in den letzten Jahrenveranstalteten Wettbewerbe
feststellen. Erfurt, Stuttgart, Cöln sind deutliche
Beweise dafür. Aber nicht nur bei großen Aufga-
ben, welche das allgemeine Interesse auf sich len-
ken, ist es so, auch in den weit zahlreicheren Fällen,
bei denen es sich um die Befriedigung der Fried-
hofserfordernisse kleiner Landstädte und Dorf-
schaften handelt, zeigt sich, daß man aus den vie-
len Vorschlägen, die uns die letzten Jahre ge-
bracht haben, noch nicht die richtigen Nutzan-
wendungen zu machen versteht. Und doch dürften
gerade diese kleinen Friedhöfe besonders leicht
die Möglichkeit bieten, Mustergültigeszu schaffen,
weil bei ihnen die Schwierigkeiten, welche die
Friedhöfe der Großstädte infolge ihrer Ausdeh-
nung der einwandfreien künstlerischen Gestal-
tung bieten, gar nicht oder nur im geringeren Grade
vorhanden sind. Aber hier liegt das Hemmnis auf
anderem Gebiet. Die mittleren und kleineren
Orte sind in den seltensten Fällen, wenn solche
Aufgaben an sie herantreten, genügend beraten,
um deren Bedeutung zu erkennen, und infolge-

dessen geschieht es nur ausnahmsweise und mehr
zufällig, daß einmal eine Persönlichkeit, welche
künstlerische Begabung und Taktgefühl genug
besitzt, wie es auch zur Meisterung solcher ihrem
Umfang nach kleinen Aufgaben erforderlich ist,
dabei mitzuwirken Gelegenheit findet.

Es ist daher als ein Fortschritt zu bezeichnen,
wenn die in vielen Bezirken in den letzten Jahren
zustande gekommenen Bauberatungsstellen und
die Heimatschutzverbände sich gerade dieses Ge-
bietes annehmen und durch Aufklärung der zu-
ständigen Persönlichkeiten und Nachweisung ge-
eigneter Kräfte auf eine durchgreifende Besserung
hinzuwirken sich bemühen.

Wer viel mit der Anlage von Friedhöfen zu tun
hat, bemerkt bald, daß die Praxis hier aus man-
cherlei Gründen auf denkbar größte Einfachheit
drängt und reich gegliederte und mit Auf-
wand ausgestattete Anlagen, wie man sie bei
vielen Wettbewerben der letzten Jahre sehen
konnte, unter kleinen Verhältnissen am aller-
wenigsten in Frage kommen. Alles drängt da
vielmehr auf möglichste wirtschaftliche Aus-
nutzung des Geländes hin, und es kostet in der
Regel harte Kämpfe, bis die Auftraggeber sich
von der Notwendigkeit wenigstens einiger be-
scheidener Anpflanzungen haben überzeugen

Gartenkunst Nr, 13, 1914.

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