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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Von galizischen Kriegerfriedhöfen
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0123

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geschlossen. Aber wir möchten sie als Beispiele
dafür betrachtet wissen, wie gleiche Aufgaben
unter verschiedenen Verhältnissen zu ganz anders
gearteten Lösungen führen können, wenn der
entwerfende Künstler mit dem Gefühlsleben und
der Denkungsweise seiner Volksgenossen und
den sich auf Herkommen, örtliche Verhältnisse
und Werkstoffe stützenden Gewohnheiten durch-
aus vertraut ist und aus alledem die besondere
Ausdrucksform für seine Schöpfungen abzuleiten
vermag, wie es hier Jurkovic gelungen ist.

Diese Friedhöfe, namentlich der von Pryslop,
dessen in Berlin vorgeführtes Modell auch die
landesüblichen kräftigen Farben des Holzan-
strichs zur Wirkung brachte, sind so eigenartig
und überzeugend, daß man sie sich in der Ein-
samkeit des karpathischen Waldgebirges recht
gut vorstellen kann, es gleichzeitig aber als un-
möglich empfindet, sie unter anderen Verhält-
nissen zu wiederholen.

Wir wollen im Einzelnen auf die verschiede-
nen Arbeiten nicht näher eingehen, wir haben
sie in jener Ausstellung im Berliner Herrenhause
unter vielen anderen als besonders bezeichnend
ausgewählt und danken dem K. u. K. Militär-
kommando Krakau (Kriegergräber-Abteilung),
das uns diese Veröffentlichung ermöglicht hat,
für sein Entgegenkommen.

Wie wir hören, ist ein größeres Werk in
Vorbereitung, welches zusammenhängend und
ausführlich über alles berichten soll, was auf
diesem Gebiete in Galizien seitens der Heeres-
dienststellen unserer Bundesgenossen geschehen
ist; es sei bereits heute der Beachtung aller be-
teiligten Kreise im Deutschen Reiche empfohlen.

Heicke.

Bücherschau.
Drei neue Werke über Grabmalkunst.

Es ist wohl kein Zufall, daß zu gleicher Zeit
drei bedeutsame Werke über Grabmalkunst auf
dem Büchermärkte erschienen sind. Nie hat die
Schmückung der Grabstätten eine solch allgemeine
Beachtung gefunden wie gerade in der jetzigen Zeit.
Bei den unzähligen Verlusten an Menschenleben,
die wir durch, den Krieg und seine Begleiterschei-
nungen erleiden, ist in allen Kreisen des Volkes
der Gedanke an den Tod, der so oft als ganz fern-
liegend betrachtet wurde, etwas alltägliches ge-
worden. Damit ist auch die Grabmalkunst stark
in Vordergrund getreten. Was könnte nützlicher
sein, als bei den vielen, von der Grabmalkunst zu
erfüllenden Aufgaben zur rechten Zeit auf die guten
Beispiele vergangener Jahrhunderte hinzuweisen?
Mag es nun Gedankenlosigkeit sein, falscher Ehrgeiz
oder übereiltes Handeln, in den allerwenigsten
Fällen beobachteten wir bislang die Gestaltung des
Grabmales als eine Angelegenheit persönlichster
Art. Die Dutzendware, aus dem Katalog ausgesucht,
beherrscht noch immer die „Läger" der Grabmal-
geschäfte und vereinfacht dem Besteller und Ver-
käufer das „Geschäft". Welche Schönheiten tun sich
dagegen unseren Blicken auf, wenn wir die drei

neuen Werke über die Grabmalkunst durchblättern!
Das Beste, was in früheren Jahrhunderten darin
geleistet ist, bringen die sich prachtvoll ergänzenden
Werke in anschaulichster Art.

„MeisterwerKe alter GrabmalKunst, ein Vor-
bild für unsere Zeit" benennen die beiden Verfasser
Th. G. Thiele und H. Küsthardt ihr umfangreiches
Bilderbuch. Das Werk erschien im Verlag Hugo Bar-
tholomaeus, Thüringer Verlagsanstalt, ist 328 Seiten
stark. Preis in Ganzleinenband 15 Mk. In vor-
züglichen Abbildungen verfolgt der Beschauer die
Entwicklung der Grabmalkunst. Jede der Abbil-
dungen ist ein Kulturdokument edelster Art. Die
Auswahl der Grabmale ist nur aus Niedersachsen
gewählt, jedoch ist der Zusammenhang der Stil-
perioden lückenlos. Für den Friedhofgestalter wie
für jeden Kunstfreund ist das Werk von großer
Bedeutung, weil es angenehm erzieherisch auf den
Geschmack wirkt und einen vorzüglichen Überblick
der Entwicklung des Grabmales gibt.

Der Magistrat der Stadt Hannover läßt in sei-
nem, von ihm selbst herausgegebenen Werke ,,Von
alten Friedhöfen der Stadt Hannover" einen Blick
in die köstliche Schatzkammer seiner alten Grab-
male werfen. Wer die alten Friedhöfe Hannovers
kennt, weiß, wie überaus malerisch die Fülle er-
lesener Zeugen plastischer Kunst sich dort gruppiert.
Im Dämmerlichte alter Baumkronen steht ein Mal
beim andern, ohne daß eins das andere beeinträch-
tigen könnte, weil die Gleichartigkeit des Gesteines
wie die ruhigen selbstsicheren Formen so guten
Einklang bilden. In vorzüglicher Darstellung bietet
sich in herrlichen Bildern, die Stimmung der Um-
gebung meisterhaft hineingezogen, die Schönheit
dieser alten Friedhöfe dem Beschauer dar.

Es lag dem Magistrat daran, die vielfach dem
Verderb ausgesetzten Grabmale durch gute Bilder
dauernd dem Gedächtnis zu erhalten. Dieses Vor-
gehen sollte auch an anderen Stellen Nachahmung
finden und könnte — dieselbe meisterhafte Bilder-
ausstellung vorausgesetzt — zum wertvollsten Besitz
jeder Friedhof- oder Stadtverwaltung werden. Wer
an stimmungsvollen alten Friedhofbildern sich er-
freuen will, dem sei das Werk warm empfohlen.

Während die beiden erstgenannten Werke nur
durch Bilder wirken wollen, ist es das Bestreben
des Rheinischen Vereines für Denkmalpflege und
Heimatschutz in seiner unfangreidien Abhandlung
„Friedhof und Grabmal" von Prof. Dr. jur. F. W.
Bredt (Druck und Verlag E. Schwann, Düsseldorf,
Preis 5 Mark) durch Wort und Bild zugleich die
dem Verein so sehr am Herzen liegende Erhaltung
der alten Grabmale überall zu fördern, Belehrung
für die Aufgaben unserer Zeit in der Friedhof-
und Grabmalfrage zu geben. Neben der geschicht-
lichen Entwicklung der Begräbnisstätten und des
Grabmales finden sich fesselnde Ausführungen über
die landschaftlich bauliche Lage des Gottesackers,
neuzeitliche Friedhofsanlagen, Bauten und Ausstat-
tung der Friedhöfe. Mit vielen z. T. ganz besonders
reizvollen Bildern wird der Text sehr geschickt be-
reichert. Wir besitzen bislang kein Werk, das so
vielseitig die Friedhofsfragen behandelte und so
sachlich beratend geschrieben wäre. Ein solches
Buch in der Hand des Dorfgeistlichen, des Gemeinde-
vorstandes, aber auch des beamteten Friedhofsvor-
stehers kann ungemein viel Gutes stiften und zur
Heimatpflege Antrieb geben. Die Vorschläge über
die gärtnerische Behandlung des Friedhofes und
des Grabes werden nicht immer die Zustimmung
des Fachmannes finden. So wird z. B. ais gutes
Beispiel der Erhaltung eines alten Friedhofes, der
durch Ringelwege erschlossene alte reformierte Kirch-
hof zu Barmen, als schlechtes Beispiel der „ver-
wilderte" und geschlossen gehaltene alte luthe-

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