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Die Gartenkunst — 33.1920

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Bürger, Otto: Beispiele rheinischer Gartenkunst: Begleitworte zu Entwürfen von Hermann Foeth, Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0043

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Spielplatz mit Quellentempel.

Parkanlage des K o m m er z i e n r a t s G. Dörrenberg in Ründeroth.
Gartenarchitekt H. Foeth, Cöln.

Beispiele rheinischer Gartenkunst

Begleitworte zu Entwürfen von Hermann Foeth, Cöln

Von Studienrat Dr. Otto Bürger, Cöln-Lindenthal

Garten, got. gards = Haus (auch Hof), Haus-
wesen, Familie, gr. diortos Gehege — schon die
ursprüngliche Bedeutung und die Verwandtschaft
des Wortes zeigen uns, was der Garten gewesen
ist und sein soll. Der Gar,ten hat mit Haus und
Hof zu tun, er gehört zum Hauswesen, ist das
Gehege der Wohnung, ein Teil der Wohnanlage
mithin, in dem man weilt, sobald es die Witterung
zuläßt. Unserem heutigen Begriffe freilich kommt
er erst näher als ein Erbteil von dem Volke her,
dem wir trotz allem nun einmal unsere Kultur,
und nicht allein die künstlerische, verdanken —
den Griechen. Wie der Name schon beweist, sind
sie für die Europäer die Erfinder der Architektur,
„der Vermenschlichung der Naturformen" über-
haupt, weiter dann auch die Schöpfer der Garten-
kunst.

Es genügt, das Wort Olympia auszusprechen,
wenn wir ein Bild der antiken Gartenarchitektur
der altern Zeit unserer Phantasie vorzaubern
wollen. Hier vermählten sich die beiden Künste:
„Auf dem von Pinien beschatteten Gipfel des
Kronoshügels sah man zu seinen Füßen den
ganzen von den herrlichsten Bildwerken erfüllten
Tempelhof, ein Labyrinth von Kunstwerken. Die
dichtgedrängte Masse von Gebäuden, Altären,

Statuengruppen, von Viergespannen und Stand-
bildern der Sieger, von Götterbildern, Dreifüßen
und Weihgeschenken aller Art wurde durch die
Bäume zu einem landschaftlichen Ganzen ver-
bunden". (E. Curtius.)

Ein Labyrinth gewiß, aber doch ein Ganzes,
kein Willkürliches, das des menschlichen Gesetzes
entbehrt hätte. So sind die griechischen Gärten,
die öffentlichen wie die privaten, die bescheidenen
des Bürgers wie die der Vornehmen und Reichen,
regelmäßige, architektonische Anlagen gewesen,
und die hellenische Zeit entwickelte in Alexandria
und Antiöchia herrliche und großartige Kunst-
werke. Das Gelände wurde durch Betonung der
Höhenunterschiede in abgestufte Ebenen zerlegt;
Mauern grenzten ab und Wandelg äng e verb anden
und die äußerst beliebte Anwendung der Wasser-
kunst belebte das durch rythmisch eingefügte
Plastik gegliederte Ganze. Wie auf dem Gebiete
des Schönen überhaupt waren auch in der Garten-
kunst die Römer lediglich Schüler der Griechen.

Dank ihrer treuen Überlieferung behauptete
sich in den engen und strengen Klostergärten
des Mittelalters die Regelmäßigkeit der grie-
chischen Anlage ein Jahrtausend lang. Als dann
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die

Gartenkunst Nr. 3, 1920.

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