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Die Gartenkunst — 33.1920

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Heicke, C.: Waldfried und seine Blumengärten
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Scherer, F.: Die technische Hochschule als Ausbildungsstätte der Gartenarchitekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0072

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hinweggeholfen. Ich werde sie auch in Zukunft
nicht wieder aufgeben, und hoffe, viel Befriedi-
gung darin zu finden."

Diese Darlegungen einer Dame, die mit ihrem
Garten und seinen Blumen lebt, haben mich er-
neut in der oft vertretenen Auffassung bestärkt,
daß sich die Frau des Hauses viel mehr selbst
um den Garten und seine Einzelheiten bekümmern
sollte, als es im Allgemeinen bei uns üblich ist.
Wir haben unsere Gärten viel zu sehr ausschließ-
lich unseren Angestellten und zeitweise beschäf-
tigten Gärtnern überlassen, und es ist gar nicht
verwunderlich, daß die Gärten dabei nicht ge-
wonnen haben. Den meisten fehlt jede persön-
liche Note. Ich kann mir deshalb denken, daß es
in Zukunft von großer Bedeutung sein wird,
wenn das wieder anders wird. Wir haben uns
alle mehr oder weniger einzuschränken; manches,
was wir bisher gewohnt waren, wird nicht mehr
möglich sein. Da sollte die Frau sich erinnern,
daß der Garten ihr neben dem Haushalte eine

nützliche und befriedigende Tätigkeit gewähren
kann, und ihn unter ihre Obhut nehmen, zumal
unsere Herren durch Geschäft und Beruf mehr als
seither in Anspruch genommen sein werden.
Der Garten wird dann eine große Rolle für
alle Schichten der Bevölkerung spielen, sei es um
die Ernährung zu erleichtern, sei es um Schön-
heit in unser Dasein zu tragen.

Denn auch Schönheit werden wir in der kom-
menden Zeit nicht missen wollen, und sie im
Garten zu pflegen, wird je nach den Verhältnissen
des Einzelnen mehr oder weniger als unabweis-
bares Bedürfnis empfunden werden. Die Garten-
kultur darf nicht verfallen, sie mit allen Mitteln
zu erhalten, wird nicht zuletzt eine Aufgabe der
Frau sein. Kommt dann die eingangs meiner
Zeilen geäußerte Auffassung hinzu, daß über
den Selbstzweck hinaus Schönheit herrschen, so
ist damit auch der äußere Ausdruck alles Mög-
lichen erreicht, der in der „Vollendung" seinen
tiefsten Sinn erblickt. Heicke.

Die technische Hochschule
als Ausbildungsstätte der Gartenarchitekten

In der Frage der Ausbildung der Gartenarchi-
tekten hat die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst
den ersten praktischen Schritt im Jahre 1908 getan,
mit dem Antrag beim preußischen Handelsminister,
an den Kunstgewerbeschulen Gartenkunstklassen
einzurichten. Man hielt es für richtiger, die künst-
lerische Ausbildung auf die Kunstgewerbeschulen als
auf die technische Hochschule zu verlegen, weil auf
den ersteren „einer weit größeren Anzahl von Talen-
ten Äusbildungsmöglichkeit" geboten werden könne,
„als es bei der Forderung des Abituriums an der
technischen Hochschule" der Fall sei. Dabei zeigte
man allerdings eine etwas eigenartige Kenntnis von
der Lehrmethode an den technischen Hochschulen,
indem man erklärte, daß „die Hochschule außer rein
technischem Können besonders die Beherrschung der
Stilarten, eine Beherrschung bestimmter Formen-
spracfaen" verlange und „weniger freies Kunstschaffen,
als vielmehr präzises Wissen bei den Studierenden"
anstrebe. „Die Kunstgewerbeschule hingegen mache
es sich zur Aufgabe neben rein technischem Können
besonders die künstlerische Fähigkeit, also das freie
Schaffen aus der Phantasie, weniger das Zusammen-
stellen, also Komponieren bekannter Formen, als
das Suchen des passenden Formausdrucks zu üben".

Dem Antrage wurde im Jahre 1909 stattgegeben.
Damit schien diese Frage vorläufig befriedigend ge-
löst zu sein. Allgemeine Zustimmung hat diese
Lösung jedoch von Anfang an nicht gefunden, ins-
besondere hat sie Singer, Kissingen, von Anfang an
entschieden bekämpft, indem er für einen Anschluß
an die technischen Hochschulen eintrat. Während
also die Ansichten, ob Kunstgewerbeschule oder
technische Hochschule noch geteilt waren, kam im
Jahre 1911 die Mitteilung, daß die Aachener Hoch-
schule die Möglichkeit geschaffen habe, besonders
für Gartenarchitekten eingerichteten Unterricht zu
erteilen. Wenn auch zum Besuch in Aachen nicht
das Abiturium gefordert, also ein vollwertiges aka-
demisches Studium nicht geboten wurde, so war
unseren Gartenkunstbeflissenen jetzt doch wahl-

weise der Besuch der Kunstgewerbesdiule in Düssel-
dorf und der Technischen Hochschule in Aachen
möglich.

Während, soviel ich unterrichtet bin, in Aachen
einer und in Düsseldorf allerdings meistens mehrere
junge Absolventen unserer Gärtnerlehranstalten die
ihnen gebotenen Ausbildungsmöglichkeitenbenutzten,
so war es doch keine endgültig befriedigende
Lösung. Die Besucher der Kunstgewerbeschule in
Düsseldorf werden der eine mehr der andere
weniger jedenfalls reichen Nutzen aus der dort
verbrachten Zeit für ihre künstlerische Weiterbildung
gezogen haben. Es ist aber nötig zu untersuchen,
welche Mängel dieser Art der Ausbildung anhafteten.

In D. wurde zum Eintritt in die Gartenkunst-
klasse gefordert, daß eine Gärtnerlehranstalt mit
Erfolg absolviert war. Dieses war m. E. ein Fehler,
weil zuviel Zeit bis zur Beendigung des Studiums
erforderlich war. Ein Schüler von Dahlem wird bis
zur Erreichung der Berechtigung zum Einjährigen
etwa 16 Jahre alt, dann folgen 4 Jahre praktischer
Tätigkeit und 2 Jahre Gärtnerlehranstalt, so daß er
also mit etwa 22 Jahren die Kunstgewerbesdiule
besuchen könnte. Er ist somit bedeutend älter, wie
die Mehrzahl der sonstigen Kunstgewerbeschüler.
Wenn seine Auffassungsgabe und sein Verständnis
dadurch auch wesentlich besser sind, so können sich
doch nur wenige wegen Mangels an Mitteln dieses
nochmalige Studium leisten. Der Vorteil an einer
solchen Schule, zusammen mit den Kunstjüngern der
anderen angewandten Künste unterrichtet zu werden,
ist sicher auch anregend und fördernd gewesen,
andererseits war das Niveau in den allgemein bil-
denden, theoretischen Fächern doch auf die Mehr-
zahl der übrigen Besucher eingestellt, die bedeutend
jünger waren und eine viel geringere Allgemein-
bildung besaßen. Um irgend einen Unterricht mög-
lichst ersprießlich für alle Schüler gestalten zu können,
ist aber eine einigermaßen gleiche Vorbildung bei
Allen zu fordern. Ausschlaggebend für das Miß-
lingen war aber in diesem Falle vor allem das zu

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