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Die Gartenkunst — 33.1920

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Der Kulturmensch in seinem Verhältnis zum Garten
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Heicke, C.: Wandlungen im Schaffen des Gartenarchitekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0093

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Besitzung Dr. Kr., Alsbach a. d. Bergstraße.
Gartenteil an der Nordseite des Hauses.

(Ummauerter Aussichtsplatz unter vorhandenem alten Baume.)
Gartenarchitekt F. Wirtz, Frankfurt a. M. und Heidelberg-Schlierbach.

einkommen mindern, so schmälert der geistes-
und sinnesabwesende Mißbrauch der Gärten
unseren Kulturstand. Deshalb möchte ich jedem
meiner Mitbewunderer der Weltherrlichkeit den
Blick schärfen und den Appetit reizen für die

reichliche Augen- und Geisteskost, die ihm vor
der Haustüre wächst*).

*) Aus Willem van Vloten, Vom Gartengenuß.
Eugen Diederi disJena 1919, einem Bucfae.welches jeder
lesen sollte, der mit und in dem Garten leben will.

Wandlungen im Schaffen des Gartenarchitekten

Wer vor zwei oder drei Jahrzehnten in hüge-
ligem Gelände einen Garten schaffen sollte, war
in großer Not. Die schwungvollen Bogenlinien,
mittels deren man in der Ebene den gläubigen
Auftraggeber um plastisch modellierte Rasen-
stücke herum zu der üblichen Schaustellung den-
drologischer Raritäten oder — je nach dem Preis,
der gezahlt wurde, — banaler Baumsdiul-AU-
täglichkeiten führte, mußten im steilen Hang um
so vollkommener versagen, je weniger man aus
Mangel an Raumgefühl die Wirkung der auf dem
geduldigenPapier geplantenWegebretzeln in der
harteik Wirklichkeit vorausgeahnt hatte. Von
Glück konnte allenfalls noch sagen, wer soviel
Wegebautechnik beherrschte, um einen anspruchs-
losen Zickzackweg zu planen, der ohne für den
Spaziergänger unüberwindliche Steigung in die
Höhe führte. Dort thronte dann der Aussichts-
„Pavillon", von dem aus man die Zickzack-
stiege von oben genießen und sich daran er-
freuen konnte, wie sie nach jeder Durchquerung
der freien Rasenbahn totsicher rechts und links
in der Kulisse der Grenzpflanzung verschwand,

um wenige Meter weiter unten wieder zum Vor-
schein zu kommen.

Die Zeiten haben sich geändert! Man begeg-
net jetzt Gartenschöpfungen, die bestätigen,
daß die Versuche einer vom Schema weg-
strebenden Gestaltungsweise, die in der Ebene
schon wieder hier und da zum Schema gewor-
den ist, am Bergeshang zu Lösungen geführt
haben, an denen man seine Freude haben kann.
Sie zeigen, daß das künstlerische Schaffen sich
gerade bei solchen Aufgaben zu ausgesproche-
ner Eigenart entwickelt, wenn Veranlagung da-
für vorhanden ist.

Freilich gehört noch etwas Besonderes dazu,
was nicht Jedem gegeben ist. Nicht nur Pflanzen-
material und Bodenplastik muß der Gartenge-
stalter handhaben können, wenn er im Berg-
und Hügelland gute Gärten schaffen will, er muß
auch mit Stützmauern, Treppen, Brüstungen,
Terrassen und dergl. die Möglichkeiten, die in
solch „schwierigem" Gelände stecken, auszunutzen
und zu steigern wissen, muß deren technische Her-
stellung beherrschen, um sich aus der Abhängig-

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