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dy predigung in der kirchen durch klepperen, spaczieren? Hastu, die dir beuolen svn, zu der kyrchen und
zu dem gotliclien ampte und zu dogende gehalten und sy gelernet das paternoster, und was ir seien selikeit
andriflt?

In Beziehung auf knechtische Arbeit wurde doch manche Einschränkung gemacht. Lyra gestattet sie
wenn sie klein ist, oder wenn das Werk keinen Aufschub leidet (_nit mag gebeilten noch vorczogen werden. Hdschr.
Bl. 15) "als elwan geschieht in der ernde oder in dem herbste oder von krieges wegen, oder von frost wegen
in dem herbst, oder so man hering fahet, das wil alles sin zyt haben." Dem Normannen musste allerdings
der Heringsfang als etwas besonders Wichtiges und zu Erwähnendes erscheinen. Nider nimmt auch Fuhrleute,
die Fremde fahren und Hufschmiede aus. Doch soll nach Lyras Forderung das eheliche Werk am Sonn- und
Festtage unterbleiben.

Die Summa Rudium Bl. 18b flgg. sagt, das Gebot den Feierlag zu heiligen sei gegeben, dass dadurch
bewirkt werde 1) divini eultus vacatio, 2) avaritiae reslriclio, 3) divinae omnipotentiae major recordatio.
Der Sabbalh sei auf den Sonntag verlegt ob beneficium 1) incarnationis, 2) redemptionis, 3) resurrectionis.
Es werde Übertreten 1) manualiter operando, 2) mercatibus intendendo, 3) placita secularia frequentando,
4) actum judiciarium exercendo. Die Arbeit am Sonnlage wird entschuldigt 1) propter operis modicitatem,
2) laboris necessitalem, 3) operis pielatem, 4} publicam ulilitatem. Das Gebot beginne "Memento" weil die
das Gebot Uberlreten, das Gedächlniss verloren zu haben scheinen. Die Pflanzen und Thiere suchen nach der
Arbeit Ruhe, Golt ruhete am siebenten Tage, sie aber arbeiten mit ihrem elenden Körper die ganze Woche
und am Sonntage zum Verderben ihrer Seele, und doch solle am Sonntage der göttliche Same in der Seele
Frucht bringen und das kalte harte Herz weich werden, wie die Sonnenstrahlen die Gletscher erweichen (sicut
radii solares glaciem resolvunt).

Den Unfug, der damals vielfach in den Kirchen getrieben ward, hat Brant, Cap. 44, S. 45 flgg.
gezüchtigt.

Marcus von der Lyndauwe dringt darauf, dass am Sonntage eingebracht werden solle, was in der
Woche Gutes versäumt ist. Gott habe am Sonntage "so vil Wunders gewuerekt." Unter den Werken, die
am Sonntage gemieden werden sollen, nennt er auch das Gericht (teiding auf den tag), "Es wer dann umb
fried oder umb gehorsam oder von notdurfl." Die Feier wird nicht gebrochen durch ein klein Werk, oder
wenn es nothdürflig ist und man es ohne Schaden des Leibes und Gutes "nicht kann gesparen" oder wenn
man "vergebens" (umsonst) ein Werk zum gemeinen Nutzen macht. Was sich auf die Reinigkeit des Leibes
bezieht ist nicht sündhaft als "das haer slrelen, die negel besneiden." Das blosse Unterlassen der Arbeit thue
es nicht, Seneca habe die Juden verspottet (das führen auch viele Andre an), dass sie den siebenten Theil
ihrer Zeit verlören. Der Mensch soll vielmehr an Gott gedenken und in sich einkehren, damit der Same,
der auf dem Grunde der Seele verborgen liegt, blühend werde.

Der Sek Trost giebt uns eine Reihe von Beispielen um zu zeigen, was dem Christen am Sonn- und
Feierlage zu Ihun gezieme. Ueber die Nothwendigkeit die Predigt zu hören, sind (S. 15) schon zwei kurze
'Erzählungen mitgetheilt. Den Sonn- und Festtag nicht durch Tanzen zu entweihen, davor wird gewarnt durch
die Erzählung von denen, die in der Christnacht tanzten und dann das ganze Jahr tanzen mussten, Cap. 41.
Wie nothwendig es sei, in der Kirche andächtig zu sein, und nicht zu schwatzen, wird durch folgende Ge-
schichte erwiesen:

(Giessner Handschr. Bl. 59 a.) Lyebe kint, so du zu der kirchen komest, so soltu nicht runen noch
kosen, wanne alle unnütze wortte und afftersprache, die do in der kirchen gescheen und gesprochen wirl van
den luden, die schribet der böse geiste und wil sie dir vorwysen an dem iungsten tage oder gerichte. Do
von wil ich dir ein bilde sagen. Von eyme heiigen Bischoffe. Is was ein heiiger bischoff, der slunt und
 
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