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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0059
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THIERKÄMPFE DES HERAKLES.

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etwa, wie wir ihn audremal fanden, in seiner ßrautfahrt begriffen. Die
Kehrseite unsres zweiten Bildes ist heroischer Art: in lebendiger und ei-
genthümlicher Weise wird um einen gefallenen Helden gekämpft, vielleicht
um Patroklos. Endlich führt das reiche Gegenbild des prächtigen dritten
Gefäfses in die Kampfschau athletischen Wagenrennens uns ein, dem
schwer bewaffnete Kämpfer als Apobaten zur Seite gehn.

Unsre Auswahl herakleischer Thierkämpfe schliefsen wir hiemit fürs
erste ab. Die seltne Erlegung der Stymphaliden (CVT, 7.8) sowohl als die
ungleich häufiger dargestellte Entführung des Kerberos (CXXIX ff.) holen
wir später nach, können jedoch nicht umhin, den bis hierher betrachteten
Abenteuern noch eine allgemeine Betrachtung zu widmen. Bei allem will-
kürlichen Wechsel, der in Aufzählung der zwölf Thafen sich kund giebt
und kaum durch die Zwölfzahl selbst eine allerorts gültige Einheit fand,
ist doch ein und der andre verknüpfende Grundgedanke der einzelnen
Thaten sehr wahrscheinlich voraussetzen, etwa in der Art wie die schwan-
kende Auswahl des Zwölfgöttersystems augenfällig es zu bekunden pflegt(9 3).
Dafs in der üblichsten Auswahl herakleischer Thaten die eine Hälfte im
Peloponnes, die andre aufserhalb spielt, ist augenfällig (94): eben so ab-
sichtlich dürfte es sein, in jener Auswahl drei von Herakles getödtete
Ungethüme, Löwe, Hydra und Stymphaliden, den von ihm gefangenen Thie-
ren, Stier, Hindin und Eber, gegenübergestellt zu finden. Sinnbilder des
Sonnenbrandes, der sumpfigen Niederung und der Luftregion, zeigen sich
jene Raubthiere im Gegensatz zu drei Opferthieren, deren Verbindung,
minder gewählt und bedeutsam, in die erheblichsten Götterdienste Altgrie-
chenlandes uns einführt. Die Hindin des mit Apollo verbündeten, der Eber
eines dem Dionysos verwandteren Artemisdienstes (95), ferner der Stier,
welcher dem bacchischen Zeus geweiht ist, bezeugen uns, von Herakles
getragen, den gottgefälligen Dienst, welchen der gröfste Held Griechen“
lands jenen drei Religionen und den drei Stämmen ihrer Bekenner erwie-
sen hatte. So ward in drei seiner Thaten der ionische Apoll, die arkadi-

(93) Wie in meinerAbh. Über die zwölf Götter Eber, Augias, Stymphaliden. Aufserhalb: Stier,

(Abh. d. Berl. Akad. 1840) nachgewiesen ist. Rosse, Amazonen, Geryones, Ilesperiden, Kerberos.

(94) In Peloponnes: Löwe, Hydra, Hindin, (95) Müller Dorier I, S. 379. Handb. 365, 5.
 
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