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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0148
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144

TAFEL CXXV—CXXVII.

DREIFUSSRAUB.

Einer der bedeutsamsten Züge im Sagenkreise des Herakles ist der Streit
dieses Helden mit Apoll, dessen Dreifufs er aus dem delphischen Tempel
entführt haben sollte (*). Statt der schriftlichen Zeugnisse, wie es des
donnernden Zeus zur Beendigung jenes Streites bedurfte (2), zeigen die
Kunstdenkmäler den Streit selbst uns glimpflicher, aufser demselben die
Wiedereinsetzung des Dreifufses (5) und die zwischen beiden Gottheiten
darauf erfolgte Versöhnung (4): mythische Ausdrücke der Verpflanzung
apollinischen Dienstes (5) durch einen Heros, dessen dem Gott verwandte,

(') Apollod. II, 6, 2: py] xQqop.o)dovoi]q rrjq
Ilv&tuq, tov zt vaov ovhüv q&fXi, xal zbv tg(no6a
ßetoruoaq xazaOy.ivd^ii pavxüov iäiov. paxofiivov

äh.. Vgl. Paus. X, 13, 4. Scho!. Find. 01. IX, 45.
Cic. Nat. D. III, 16. Müller Dorier I, 431 ff.

(*) Apollod, I. c : pa%optvov di uvzoi AnokXw-
voq, 6 Ztvq D/at fieoov uvzuiv xigavvov ... Hygin.
Fab. 32: quem posiert Jovis iussti reddidit. Serv.
Aen. VIII, 300 : cortinam ipsam et tripodem Apolli-
nis sustulit, ob quod iratus Juppiter enm Ompha-
lae servire praecepit.

(3) Auf der Dresdener Kandelaberbasis (Millin.
Gail. XVI, 56. 57): angedeutet vielleicht als

attisches Lekythenbild bei Stackeiberg (Gräber
XV, 7), wo der Dreifufs auf Athenens Wagen ge-
laden ist. Vgl. jedoch Anin. 6.

(*) Dargestellt im Vasenbilde bei Millingen Va-
ses deCoghill pl. XI. Vgl. Zoega Bassir. 11, p. 101.
Müller Dor. I, S. 431, von denen derselbe Gegen-
stand auch auf dein korinthischen Brunnen (Handb.
96, 15) vorausgesetzt wird. Sicherer ist er auf
einem mehrfach wiederholten etruskischen Erzre-
lief, den Apollo darstellend, der mit Herakles ge-

meinsam den Kessel des Dreifufses trägt. Der
Empfang des im Olymp angelangten Herakles durch
Apoll (Gerhard Bildw. Taf. XXXI) schliefst jenen
früher fallenden Mythen sich an; damit zu ver-
gleichen ist ein räthselhaftes Oxybaphon der Lam-
berg’schen Sammlung (Laborde I, 34). Auf er-
höhtem Sitze den Skyphos haltend, überragt von
dem Dreifufs und von einer Siegesgöttin („Hebe”)
bekränzt, bildet Herakles dort den Mittelpunkt eines
ihm geltenden Festpersonals. Von den Personen
desselben sind oben die Dioskuren zu erkennen,
denen ein dritter Lanzenträger mit Petasus, viel-
leicht lolaos („Orpheus”), eine Binde reicht; un-
ten rechts Pallas und Hermes, links aber, unmit-
telbar vor Herakles, neben Altar und Lorbeer, ein
Jüngling der, seines Speeres und Diadem unge-
achtet, durch Apollo’s Begrüfsung auf einem ähn-
lichen Werk (Gerhard Bildw. Taf. XXXI) vielleicht
die Vermuthung rechtfertigen darf, als sei der Gott
Delphi’s in mythischer Verkleidung gemeint. An des
Herakles Sühnung dachte Müller (Handb. 410,9).

(5) Nach Müllers Erklärung (Dorier I, S. 431),
anders Forchhaminer (Apollon’s Ankunft in Delphi,
S. 19 f.)
 
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