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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0183
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DES HERAKLES SIEGESLOHN.

179

licher Myrten empfange, deren Bekränzung sodann auf des Herakles be-
vorstehende Vermählung (9), sei es mit Hebe oder mit einer anderen
Göttin (10), zu deuten sein mag,

Tafel CXLIV. Herakles vor Pallas Athenen; nolanische Amphora,
vormals der Pizzati’schen Sammlung zu Florenz gehörig. — Auch dieses
Gefäfsbild von gleich vortrefflicher Erfindung und Technik vergegenwärtigt
uns, obwohl einen Augenblick früher als auf dem vorigen Bilde, den Sohn
Alkmenens am Ziel seiner Thaten. Noch ist der Held vollständig gerüstet;
Bo^en und Pfeile hält er in seiner Linken und stützt mit der Rechten
die Keule auf. Bis über das Haupt gezogen, wie öfters, umhüllt ihn die
Löwenhaut; doch dem älteren Styl der Zeichnung gemäfs(11) nicht ohne
ein Unterkleid, dessen breite Gurtung den zierlichen Eindruck des Bildes
erhöht. Hinter ihm steht lolaos, sein Waffengefährte, nach Chiana,
Petasus und hoher Beschuhung einem Reisenden ähnlich, die Rechte an-
stemmend, mit der Linken den Speer aufstützend. Diesem Heldenpaar tritt
die Beschützerin des Herakles nachdenklich entgegen. Mit einer kühnen
Bewegung, wie sie bei Poseidon die Ruhe nach Meeresstürmen f12), bei
Melpomene C13} die Sammlung nach tragischer Aufregung zu bezeichnen
pflegt, setzt Athene, mit Helm, Agis und Speer bewaffnet, den rechten
Fufs hoch auftretend auf einen Felsen und schaut mit untergestütztem
rechtem Arm nachdenklich auf ihren Liebling. Es ist die Frage, ob dieser
so sprechende Ausdruck nur einer grofsen Vergangenheit, dem Nachdenken
über Herakles1 Laufbahn, gelte; statt solchen Nachdenkens finden wir an-
deremal die Göttin geschäftig zum Lohn ihres Schützlings. Wahr-
scheinlicher ist es, dafs sie den Herakles begrüfst, als er schon am Ziel
seiner Thaten sich wähnen darf, das Gröfste jedoch, was ihm bevorsteht,
die Fahrt zum Hades, noch übrig bleibt. Aber noch eine dritte Erklärung
wird möglich im Zusammenhang mit früheren und nächstfolgenden Bildern.

(*) Zu vergleichen die Myrten bekränz ung des
Zeus (Taf. CXLVI) und Athenens (Taf. CXLV).

(*°) Athene: Taf. CXLVI f.

t11) Auf archaischen Bildern fehlt dieser kurze
Chiton nur selten und ausnahmsweise (z. B. Taf.

CXVII, I). Vasenbilder mit röthlichen Figuren
befolgen bei älterem Styl dieselbe Tracht; dage-

gen in Zeichnungen späterer Art, auch volcenti-
schen (wie im obigen des schiffenden Herakles:
Taf. CIX), alle Bekleidung aufser der Löwenhaut
wegfällt.

(1J) Poseidon: Müller Handb. 355, 5.

(,l) Melpomene: Millin Gail. XXI, 69.
 
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