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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0185
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HERAKLES’ UND ATHENENS VERMÄHLUNG.

181

über ein Unterkleid breit und zierlich gegürtet, dergestalt dafs auch das
Haupt wehrhaft umhüllt ist. Beide Arme hält er ausgestreckt, in einer
Bewegung, bei der er als Bogenspanner sich denken liefse, wären die
Arme einander nicht allzu nahe und wäre nicht überdies so Bogen als Kö-
cher, nachlässig umgehängt, an seiner linken Hüfte bemerklich. So hat
denn jene gewaltsame Bewegung unsres Herakles, deren augenfälliger
Sinn durch die Ergänzung der Vase verdeckt ist, vermuthlich nichts an-
deres zu bedeuten als einen Andrang stürmischer Zuneigung. Die Frau,
der Herakles in solcher Weise sich nähert, sagt an und für sich zwar nur
eben, dafs sie mit rückwärts gewandtem Blick vor dem Helden entflieht; so
jedoch, dafs in der Myrtenbekränzung ihres Hauptes zugleich ein festlicher
Anlafs, vielleicht selbst ein hochzeitlicher, sich darlegt. Diesen Anlafs
näher zu bestimmen bieten die mancherlei Liebesverhältnisse des Herakles
zur Auswahl sich dar; doch würde dieser Darstellung weder eine gewalt-
same Liebe sich fügen, wie die zur gefangenen Sole C3) oder zur Auge (4),
noch auch ein wohl vorbereitetes Ehebündnifs hier zulässig und an Dejahira
oder Hebe (5j zu denken sein, in welchem Falle die griechische Sitte der
festlichen Überweisung durch Vaters Hand sich nicht überhoben hätte.
Somit kommen wir wiederum auf die seltene und geheime Legende eines
Liebesverhältnisses zwischen Herakles uud Athene zurück. Wir können
es nicht mehr unstatthaft finden Athenen hier zu erblicken, die etwa zur
festlichen Einführung in den Kreis der versammelten Götter hochzeitlich
geschmückt ist. Die Vergleichung ihrer mit Herakles verbündeten, in
Schleier gehüllten, Gestalt auf der Schale des Sosiasf6) tritt erläuternd
hinzu, um theils jener dortigen Brautführung, die Hermes und Artemis Hy-
mnia, Hestia und die Horen, sammt dem ihrer wartenden Götterkreis bezeu-
gen, theils aber auch unserm Bild ein hochzeitliches Ansehn zu geben.

Die Hinweisung auf ähnliche verwandte Bilder mufs uns für einen so
ganz dem Gebiete der Kunst angehörigen Mythos fürs erste genügen.
Unsre beschränkte Darstellung kann ihn durch keinen entscheidenden Um-

(3) Hygin Fab. 35. Vgl. Winrk. Stosch. II, (6) Vgl. Rochette ebtl. p. 49 ff.

1803. Rochette Conjectures sur le torse p. 47.

(*) Auge Alei filin ah Hercule compressa (Hy- (6) TrLnkschalen Taf. VI. VII. S. 10.

gin. Fab. 99). Vgl. Rochette ebd. p. 51 ff.
 
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