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Gilhofer & Ranschburg <Wien> [Hrsg.]
Katalog der Bücher-Sammlung Franz Trau: Handschriften mit Miniaturen, XI. - XVI. Jh. ; Miniaturen auf Einzelblättern, XII. - XVI. Jh. ; Holztafeldrucke - Apocalypse, Biblia Pauperum, Ars Moriendi ; Inkunabeln 1454 - 1500 ; Holzschnittwerke des XVI. Jh. nebst einigen seltenen Werken des XVII. und XVIII. Jh. ; Versteigerung: den 27. und 28. Oktober 1905 (Katalog Nr. 19) — Wien, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.20833#0051
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28

Miniaturen auf Einzelblättern.

80 Christus am Kreuze mit Umgebung. Miniatur auf Pergament nach dem

jetzt in der Reichen Kapelle zu München befindl. byzantin. Goldemail a. d.
9. Jahrh. (Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke etc. 1. Aufl. 1. B. S. 26,
Taf. 40. 2. Aufl. 1. B. S. 11, Taf. 15. Ausgew. Kunstwerke aus dem
Schatze der Reichen Gapelle in d. kgl. Residenz zu München. Heft VII.
Taf. 28.) 260X185 mm.

Auf dem fförmigen Kreuz sehen wir Christus mit horizontal ausgestreckten
Armen, mit nacktem, von einem rockartigen Lendentuch bedeckten Körper, schwarzem
Haar u. grünem, mit ziegelroter Einfassung versehenem Nimbus. Die Füsse ruhen auf
einem grünen, rot eingefassten Stehbrettchen. Das aus der Seitenwunde hervorquillende
Blut strömt in eine doppelhenkelige blaue, rot verzierte Vase. Zu beiden Seiten des
Kreuzes befinden sich vier Täfelchen, wovon die beiden vertikalen die Inschrift
H GTATPQCIG (Die Kreuzigung), die horizontalen IAE 0 YIOC COT (Sieh dein Sohn)
u. IAÜT H MHTHP COT (Sieh deine Mutter) in griech. Sprache tragen. Am oberen Ende
des Kreuzes befindet sich eine Tafel mit IC und XC, die griech. Abkürzung der Namen
Jesus Christus. Am Fusse des Kreuzes ist entsprechend der Tradition, dass das Kreuz
auf Adams Grabe errichtet wurde, ein Kopf, jener des ersten Menschen, sichtbar.
Rechts neben dem Kreuze stehen Maria u. Magdalena, links Johannes u. der röm.
Hauptmann Longinus. Lieber dem Kreuze schweben vier Engel, am Boden sitzen drei
römische bewaffnete Soldaten, mit der Teilung der Kleider Christi beschäftigt. Links
u. rechts vom oberen Ende des Kreuzes sieht man Sonne u. Mond.

Auf Goldgrund, mit Anwendung von Grün, Blau, Rot, Gelb, Schwarz u. Braun
gemalt u. von einer dünnen Randleiste in Schwarz eingefasst.

Das in München befindliche Original aus dem 9. Jahrh. bildete wahrscheinlich
die äussere Bekleidung eines Evangelienbuches oder Reliquiariums u. ist in dem sogen.
Zellenemail ausgeführt. Unsere Nachbildung dürfte aus dem 14, oder 15. Jahrh.
stammen u. vereinigt sämtliche Vorzüge des Originals in Zeichnung, Gesichtsausdruck,
Stellung u. Kolorit. Bei A^ergleich mit der gelungenen Zettlerschen Kopie — die Re-
produktion bei Hefner-Alteneck ist in beiden Ausgaben farbenunrichtig wiedergegeben
— ergeben sich einige kleine Zeichner, u. koloristische Divergenzen, so ist z. B. im
Original das Kreuz azurblau, in unserer Nachbildung dunkelviolett, ebenso sind in den
Details der Kleidung u. des Beiwerks einige geringe Farbenunterschiede zu konstatieren.

Das Blatt stammt, wie dies aus der auf d. Rücks. befindl. Inschrift (Endris i. Nov. 837)
hervorgeht, aus der berühmten, an exquisiten Stücken reichen Miniaturensammlung
Joh. Chr. Endris1 (s. den Auktionskatalog seiner Sammlung Wien, Wawra, 1891).

S, die Abbildung auf Tafel V.

81 Christus als Weltriciiter. Der Heiland mit blauem Kreuznimbus, auf dem

Throne sitzend, die rechte Brust entblösst, die Wundmale der Hände
zeigend, im Munde das Schwert. Rechts u. links zwei Engel m. d. Marter-
werkzeugen. Auf der Rückseite ein Initial D m. ornam. Bandver-
schlingungen u. eingerollten Blättchen am Spiralende. Darunter 4zeil.
Text: Exaudi orationem meam etc. Farben: Rot, Blau, Grün u. Gold
(Hintergrund z. T. abgeblättert). Grösse der Miniatur 120 X 90 mm., des
Initials 90 X 80 mm-

12. Jahrh. Roman. Charakter. Oberdeutsche Arbeit. Perg. Aus einer
Psalteriumhandschrift.

Sehr schönes, wertvolles Stück.

82 Leben der Ii. Jungfrau Mariae. Sechs Darstellungen. Lavierte Federzeichn.

m. 6 Spalten Text. 14. Jahrh. 2 Perg.-Bl. in kl.-fol., je 309 X 277 mm.

Der Text beginnt: In praecedenti capitulo audivimus quomodo maria erat oblata.
Schluss fol. 2b: Rubus sustinuit ignem et non perdidit (Lücke).

Das äusserst interessante Stück behandelt in 6 Bildern folgende Szenen:
1. Die Verlobung Mariae. 3 Figuren, links Joseph, rechts Maria zur Seite des Hohen-
priesters in bischöfl. Mitra, Kasula u. Alba. — 2. Die vorbildliche Verlobung des

Sammlung Franz Trau.
 
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