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LEOPOLD BODE.


j|U Steinle's Schülern zählt, wie erwähnt, der Historienmaler Leopold Bode. Am n. März 1831 zu
Osfenbach geboren, kam er frühzeitig in das Städel'sche Institut zu Frankfurt, wo Anfangs
Jacob Becker und Paffavant sowie der Kupferstecher Eugen Schasset- seine Lehrer waren.
Nachdem Steinte 1850 die Stelle des ersten Professors an diesem Institute angenommen hatte, begab
sich Bode in die Schule dieses Meisters, dessen Einssuss auf die geistige Richtung und Technik des
Kunstjüngers bestimmend blieb, obschon eine, mitunter stark ausgesprochene Anlehnung an Schwind
in der nachmaligen Production Bode's nicht zu verkennen ist. Seine Erstlingsarbeiten: eine Scene aus
der Geschichte der Ruth, 1856, ferner eine „Heimsuchung Maria" für eine Dorfkirche in Baden und
einige Bilder nach Erzählungen Brentano's bewegten sich ganz im Stosfkreise Steinle's und verleugneten
auch äusserlich die Schule ihres Urhebers nicht. Nach seiner Rückkehr von einer längeren Studien-
reise betheiligte sich Bode an der Ausführung der Fresken im Treppenhause des Kölner Museums,
welche Steinte von 1860—1864 beschäftigten, und vollendete in den folgenden Jahren, neben kleineren
Arbeiten, eine Folge von zwölf Zeichnungen zu Schiller's „Glocke", die grossen Beifall fanden. Seine
späteren Illustrationen zu Dichterwerken, hauptsächlich die zu Shakefpeare's „Wintermärchen", stehen
an "Werth hinter denen zur „Glocke" zurück.
Die gelungensten und erfreulichsten Schöpfungen Bode's birgt unstreitig die Galerie Schack,
sie bieten zugleich den Beweis für die Richtigkeit der Behauptung Reber's1, dass der Künstler „als
Illustrator sein gemaltes Genre hinter sich lasse", wenn man in Betracht zieht, dass Bode's Bilder in der
Galerie Schack sich als Illustrationen zu Dichterwerken darstellen. Das in der genannten Galerie
befindliche stimmungsvolle Bild „Eine Mutter mit ihrem Kinde" ist man als einfache Genredarstellung
anzusehen geneigt; allein es illustrirt die Scene aus Brentano 's „Chronik eines fahrenden Schülers",
wo die iunee trauernde Witwe ihrem Kinde, das sie auf dem Arme herumträet, ein Liedchen vorsinyft.
Der Maler hat mit schlichter Natürlichkeit und tiefer Empfindung ausgedrückt, wie sich alle Zärtlichkeit
des jungen Weibes nach dem Verluste ihres Gatten in dem Knäblein concentrirt, das, hold lächelnd, die
Mutter mit Laub bekränzt. In der Behandlung des Waldes ist Schwind's Vorbild merkbar; noch mehr
tritt der Einssuss dieses Meisters in Bode's „Alpenbraut" zu Tage, in welchem Bildchen Erfindung,
Zeichnung, Farbe und Vortrag gleichmässig vortresssich erscheinen, und sich zu einem anmuthigen
Ganzen vereinen. Es lehnt sich an eine Ballade des Wiener Dichters J. G Seidl an und schildert, wie
die sagenhafte „Alpenbraut", dem Schwindel vergleichbar, der auch geübte Bergsteiger manchmal über-
kömmt, einen zur Gemsenjagd ausgezogenen jungen Alpensohn auf steiler Felswand anfällt, um ihn
in die Tiefe zu ziehen. Mitten in der Gletscherwelt hat die in der Luft schwebende, mit einem Kränzlein
von Edelweiss gezierte todbringende Braut, ihrem Opfer unsichtbar, sich von rückwärts fest an dasselbe
geklammert; ängstlich hält der Jäger im Aufftieg inne und ergreift mit nerviger Fault das Gezweig
verkrüppelter Nadelhölzer, um der unerklärlichen Gewalt, die ihn hinabzieht, zu widerltehen; nur
wenige Augenblicke noch und sein Widerltand wird überwunden, sein Absturz vollbracht sein. Graf
Schack theilt den charakteristischen Ausspruch Schwind's über Bode's „Alpenbraut" mit: „Das ist ja
gerade, als ob ich es gemacht hätte; nur dass ich nicht so gut malen kann!" In der That ist das Bild
t Vgl ,,Geschichte der neueren deutschen Kunst" von Dr. Franz Reber. Stuttgart, Meyer & Zelle}, 187b. S. 664.
Berggruen: Die Galerie Schack. i Bode I
 
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