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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 7.1885

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Heft IV
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Eder, Josef Maria: Die orthochromatische Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3798#0091
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PDBLIC1TI0

DIE ORTHOCHROMATISCHE PHOTOGRAPHIE

Prosessor Dr. J. M. Eder.


Z,U den grössten Übelständen des Licht-
bildes, namentlich des nach Gemälden aus-
genommenen, hat bisher die unrichtige Wieder-
gabe gewisser Farben und des Verhältnisses
der Tonstärke der Farben im Allgemeinen
gehört. Manche Farben, insbefondere Violett
und Blau, kommen in der Photographie viel zu
blafs, in's Weisse spielend, heraus; andere
Farben dagegen, beispielsweise roth, gelb und
orange, gerathen viel zu dunkel und fallen in's
Schwarze. Der Grund diefer Erscheinung liegt
darin, dass die chemischen Präparate, deren
man fich zum Photographiren bedient, nicht
allen Farben gegenüber fich gleich verhalten,
sondern gegen einige in höherem, gegen an-
dere in geringerem Mafse empfindlich lind,
aus die Farben somit in verschiedenem Stärke-
grade reagiren. Das sarbige Licht wirkt
daher, je nach feiner Nuance, aus die photo-
graphirende Platte ein und nicht im Verhält-
nifse jener Helligkeit, mit welcher es unferem
Auge erscheint. Desshalb wird auf der Ma-
trize, dem sogenannten Negativ, das natür-
liche Verhältnifs der einzelnen Farben zu ein-
ander alterirt und oft in hohem Grade ver-
ändert. Bei Wiedergabe von Gemälden insbesondere werden dadurch die von dem Künstler mit gewifser
Berechnung abgestusten und harmonifirten Nebeneinanderstellungen der gewählten Farben, jene
abgewogenen Verhältnifse, welche die Franzosen les valeurs nennen, in der Regel entstellt und zumeift
ganz zerftört. Hässliche dunkle oder helle Flecken treten auf dem Lichtbilde an die Stelle einer Farben-
harmonie, die uns aus dem Originalgemälde entzückt; je wärmerer Farben der Künstler sich bedient
hat, desto umsassender ift die coloristifche Verheerung, welche das Lichtbild anrichtet.

Selbßbildniss Amerlings aus Grund einer gewöhnlichen Photographie.
 
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