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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Lützow, Carl von: Die Kunst in Wien unter der Regierung seiner kaiserlich königlich apostolischen Majestät Franz Joseph I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0028
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Fries von Eisenmenger im Stiegenhaufe der Hoffeßloge des netten Burgtheaters.

charakterisirt das Wesen Feuerbach's. Die Wirkung, die er geübt hat, war daher auch mehr eine
geistige als im eigentlichen Sinne schulmässige. Die hohe Gesammtauffassung der Kunst, die ihn
beseelte, das eindringende Studium der Natur, auf das er die Schüler hinwies, haben manches
ernste Talent auf die richtige Bahn gebracht. Leider war Feuerbach mit den in Wien und für Wien
cntstandenen eigenen Schöpfungen, vornehmlich mit der Amazonenschlacht und dem für die Aula
der k. k. Akademie bestimmten Titanensturz, nicht besonders glücklich. Die Ausführung bleibt
hinter der Intention zurück, so viel ursprünglich Schönes und Grosses auch die Einzelheiten bieten.
— Unter den Schülern Anselm Feuerbach's hat der in Paris lebende Albert Hynais den meisten
Anspruch auf ernste Beachtung. Seine vortrefflich gezeichneten, farbenhellen Malereien am Plafond
des Zuschauerraumes des neuen Hofburgtheaters zeugen von einer selbständig emporstrebenden
Künstlernatur.
Aber weit bedeutsamer und folgenreicher als jenes Eingreifen deutscher Meister in den Stil der
Wiener Malerei grossen Stils war, wie wir Alle willen, das Auftreten und die Wirksamkeit Hans
Makart's. Er hat, wie schon Eigangs angedeutet, nicht nur sein Specialfach der Malerei vollständig
neu gestaltet, sondern die gesammte Kunst der Epoche malerischen Anschauungen dienstbar gemacht.
Die Grundelemente seiner Anschauungsweise brachte Makart schon aus der Salzburger Heimat mit
nach München. Dort hat er, in Piloty's Schule, nur die malerische Technik sich vollends angeeignet.
Dem Wesen nach ist er durch und durch Österreicher. Schon das erklärt den spontanen und durch-
greifenden Erfolg, den er gleich mit seinem Auftreten in Wien (1868) bei der malerisch gestimmten
Jugend davontrug. Es war der Zusammenklang der Stammesgemeinschaft. Makart's Geistesrichtung
mag der Tiefe entbehrt haben; auch gelehrte Bildung war bekanntlich seine Sache nicht. Sein
Sinn ging zunächst auf das Äusserliche, auf die Erscheinung, auf Glanz und Augenlust. Aber seine
Cardinaleigenschaft, der erlesene und untrügliche Geschmack, ersetzt in der Kunst manche als
gewichtiger geltenden Vorzüge. Dazu kam, dass Makart's Stil völlig und ungetheilt sein eigen war.
Man weiss, dass er die alten Meister, namentlich die der Farbe, sehr ernsthaft studirt hat. Aber er
wurde dadurch nicht ihr Nachahmer, sondern blieb stets er selbst. Und Niemand wird auch in
seinem scheinbar äusserlichen Glanz den hinreissenden Zug naturgewaltiger Poesie übersehen können.
Wie berauschend wirken die Zaubertöne seiner »Modernen Amoretten«! Wie strömt es in seinen
Abundantia-Bildern, in seinem »Bacchantenzug«, in seiner »Jagd der Diana« von Daseinslust und
 
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