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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Melani, Alfredo: Moderne italienische Genremalerei : zu einem Aquarell von Paolo Bedini
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0108
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Geld damit verdient haben. Die Costümmalerei wird übrigens in Italien in den privaten Künstlervereinen fast als
eine Art Belustigung betrieben; an den mit vielen Bändern geschmückten Costümen und flatternden bunten Stosfen
studiren die Maler ununterbrochen Linien und Farbentöne, die in unserer unkünstlerischen Tracht nicht zu sinden
sind. Fast jeder italienische Künstlerverein hat an den Winterabenden seine Costümlehrstunden, in denen gewöhn-
lich in Aquarell gemalt wird. Offen geltenden sind die Erfolge dieser Studien nicht immer wie sie zu wünsehen
wären, und zwar ist der Grund dafür grösstentheils in der Art der italienischen Künstlervereine zu suchen, in denen
im Allgemeinen wenig von Nützlichem und viel von Überflüssigem gesprochen und ganz nach Belieben das Gespräch
durch Billard- und Kartenspiel oder durch Costümkunde unterbrochen wird. Natürlich will ich nicht behaupten,
dass zuweilen auch ernsthaft studirt und dann Gutes geleistet wird.
Auch Bedini ist zu den Costümmalern zu rechnen, der, nachdem er das Studium der Ingenieurkunst betrieben,
die Akademie de' Belle Arti zu Bologna besuchte und bald ein im Auslande noch mehr als in Italien selbst geschätzter
Maler wurde. Er wurde am 26. December 1844 zu Bologna geboren, 1861 begann er seine Studien auf der Bolognescr
Kunstakademie und nach Beendigung der akademischen Curse Hellte er 1866 seine erste Arbeit in dem »Verein zur
Förderung der Kunst« aus. 1875 begann er sich der Aquarellmalerei zu vyidmen, die jetzt besonders in Rom sehr
gepflegt wird; für ein auf der nationalen Kunstausstellung zu Ferrara ausgestelltes Aquarell wurde er prämiirt. Ein
Jahr später erhielt er einen andern Preis in Dresden; seine Arbeiten findet man häufig in Berlin, Wien, München
und London, dagegen niemals auf italienischen Ausheilungen. Die Kunsthändler, die Bedini's Bilder kaufen, stellen
dieselben aus, nicht Bedini selbst. In Italien hat er nur ein einziges Bild verkauft, das 1888 auf der Kunstausstellung
zu Bologna ausgestellt war und vom italienischen Unterrichtsministerium angekauft wurde. Trotzdem Bedini viel
in Aquarell malt, ist er doch nicht Specialist, sondern betreibt gelegentlich auch die Ölmalerei.
Unsere Radirung gibt so vorzüglich den Geist Bedini'scher Malerei wieder, dass es nicht nöthig ist, weitere Worte
darüber zu machen. Bedini malt fleissigund äusserst elegant, mehr überlegt als empfunden ; seine Bilder gefallen,
ohne zu entzücken. Er strebt nach leichten Efsecten und sündigt durch eine gewisse Gleichförmigkeit auf Kosten seines
persönlichen Charakters, der zum Nichthergebrachten und freilich auch etwas zum Bizarren neigt. Persönlicher
Charakter! das ist die Basis und der Hauptvorzug italienischer Genremalerei. Indem der Genremalcr sich zwingt, in
einem begrenzten Kreise zu leben, findet er Musse, denselben mit liebevoller Ausdauer zu studiren und er wird fähig,
die verschiedenen individuellen Erscheinungen seines Wirkungskreises in originellen, lebenswahren und charaktc-
ristischen Formen dem kunstverständigen Publicum vorzuführen.
Alfredo Melani.

DIE

GEMÄLDE-GALERIE DER KÖNIGE MUSEEN ZU BERLIN.
Mit erläuterndem Texte von J. Meyer und W. Bodo.1

[in treffenderes Lob kann der dritten Lieferung des Berliner Galeriewerkes nicht gespendet werden, als das
Bekenntniss, dass sich dieselbe auf der gleichen Höhe mit den beiden ersten Lieferungen hält. Mannig-
facher Genuss erwartet uns wieder bei der Betrachtung der Kunstblätter, reiche wissensehastliche Belehrung
schöpfen wir abermals aus dem Studium des Textes. Die Aufgaben, welche sich die »Graphischen Künste« gestellt
haben, verpflichten uns, auf die Kunstblätter zunächst und zumeist die Aufmerksamkeit zu lenken. Und da ist es
Unger, welcher das grösste Interesfe in Anspruch nimmt. Er hat das Saskiaporträt Rembrandts für die dritte
Lieferung radirt. An dem Gemälde haftet bekanntlich ein geheimnissvoller Zug. Es trägt die Signatur 1043, isl all'o
ein Jahr nach dem Tode Saskia's, welche es darstellt oder darstellen soll, von Rembrandt vollendet worden. Dass es
nicht etwa aus dem Gedächtnisfe gemalt ist, ein lebensvolles Modell vielmehr zu demselben lass, darüber kann kein
1 III. Lieserung. Berlin. G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung. 1S80. Fol.
 
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