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Zur Geschichte des Farbendrucks.
I. DER FARBENHOLZSCHNITT.
N DER GESCHICHTE DER GRAPHISCHEN KÜNSTE bildet der Farbendruck ein
besonderes Capitel, das sich von der sonstigen historischen Entwicklung losgelost
betrachten lässt. Neuere Erfindungen auf dem Gebiete der farbigen Reproduktion
vermehren das Interesse an den älteren Erzeugnissen des Buntdrucks. Auch bei den
Sammlern erfreuen sich jetzt die noch vor einem Menschenalter verachteten Farbendrucke der
höchstenWerthschätzung. Namentlich für die französischen farbigen Stiche des vorigen Jahrhunderts,
die noch nicht vor allzulanger Zeit im Pariser Kunsthandel zuweilen als Einschlagpapier Benutzung
finden konnten, werden gegenwärtig die höchsten Preise bezahlt. Die Steigerung im Werthe beruht
nicht allein auf der grösseren decorativen Verwendbarkeit, die den farbigen vor dem schwarzen
Druck ohne Zweifel auszeichnet. Auch inhaltlich sind diese reizvollen und oft merkwürdig wahren
Lebensbilder aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts beinahe auf unser Empfinden gestimmt. Für
einen kleinen Kreis kommt noch das technische Interesse hinzu, die Freude an der Subtilität feiner
Stich- und Druckwirkungen.
Das österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien, veranstaltete im Winter 1891
die erste reichhaltige Ausstellung von Farbendrucken aus ösfentlichem und privatem Besitz. Aber
nur durch Kupferstich hergestellte Farbendrucke fanden Aufnahme, der Farbenholzschnitt war
ausgeschlossen. Durch diese Ausschliessung konnte die Wiener Ausstellung kein ganz vollständiges
Bild der Geschichte des Farbendrucks geben. Ein Jahr später, im Winter 1892/93, hat das Berliner
Kupferstichkabinet eine Ausstellung der Farbendrucke aus seinem Besitz veranstaltet. Sie ist natürlich
weit weniger umfangreich als die Wiener, führt aber doch die Entwicklung des Farbendrucks
richtiger und vollständiger vor, weil hier die Farbenholzschnitte mit einbezogen wurden. Das Fehlen
der farbigen Lithographie und der modernen Reprodu6tionsverfahren bei beiden Ausstellungen ist
weniger bedenklich und thut insofern keinen Eintrag, als neue Principien des Druckverfahrens bei
ihnen nicht zur Anwendung kommen. Die zwei farbigen Holzschnitte, welche diesen Auffatz
schmücken, Zinkätzungen nach Originalen im Berliner Cabinet, sind dem von der Deutschen
Reichsdruckerei herausgegebenen grossen Reproduclionswerk entnommen (s. Seite 20).
Die Anfänge des Farbendrucks gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die Concurrenz mit
den Buchmalern nöthigte schon die ältesten Formsehneider auf Mittel zu Sinnen, ihren schwarzen
Erzeugnisfen den Reiz der Farbe zu geben. Das geschah zunächst auf einfache Weise dadurch, dass

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