Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 28.1905

DOI Artikel:
Clément-Janin, ...: Louis Legrand
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4237#0059
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Louis Legrand, >Wenn die Fledermaus flattert«

Mit Genehmigung von E. Pellet, Paris.

Nach der Originalradierung.

LOUIS LEGRAND.

Legrand ist ein Dichter der Sinnlichkeit.

Mag er die Tänzerinnen der öffentlichen Bälle malen oder eine Schäferin, mag er das Ballet-
mädchen am Barren radieren oder eine büßende Magdalena, mit einem Wort, mag er weltlich oder
mystisch erscheinen: der hervorstechendste Charakterzug seines Werkes ist immer die Sinnlichkeit.

Aber es ist eine künstlerische Sinnlichkeit, die durch die Schönheit und die Kraft der Zeichnung
bloß die Bewunderung des Beschauers erregt, ohne alle Nebengedanken. Nur ein Heuchler könnte
übrigens leugnen, welch wichtige Rolle die Sinnlichkeit im menschlichen Leben spielt, ist sie doch
sogar dessen erste Bedingung. Moralisten und Physiologen nennen sie den mächtigsten aller Triebe
und es hat einer jahrhundertelangen Arbeit bedurft, ihn nur einigermaßen zu bändigen und zurück-
zudrängen.

Auch hat jede Zeit ihre erotischen Maler und Dichter gehabt. Man denke an das alte Ägypten,
an Griechenland, Rom und Byzanz, an die Malereien in Pompeji und Tibur, an die Skulpturen der
gotischen Kathedralen, an die japanischen Drucke eines Haronobu und die »grünen Häuser«
Outamaros, an die Fresken Giulio Romanos, die Gemälde Bouchers, Paters und Fragonards, die
allzu »freien« Lithographien Deverias, in der Literatur an Boccaccio und an die Königin vonNavarra,
an Poggios Facetien und an La Fontaine, von ärgerem zu schweigen.

47

«
 
Annotationen