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DIE EXLIBRIS VON MAXIMILIAN LIEBENWEIN.

Es ist kein Zufall, daß die führenden deutschen Exlibriskünstler der Gegenwart sich vornehmlich
aus jener Malergruppe rekrutieren, die von den Impressionisten strengster Observanz mit einem
diffamierenden Schlagwort als »literarisch« bezeichnet wird. Als literarisch gilt die gedankenvolle
Kunst Max Klingers wie der zarte Lyrismus Heinrich Vogelers, der Archaismus Joseph Sattlers
ebensowohl wie die gotisierenden Neigungen Melchior Lechters; Zeichner, denen wir die charakter-
vollsten Bucheignerzeichen verdanken, die in Deutschland im Laufe der jüngsten Jahrzehnte ersonnen
worden sind.

Schließlich haben die großen Zeichner von Dürer und Holbein über Chodowiecki und Richter
bis herauf zu Klinger immer eine erzählende Ader besessen, und seit das alte Wappenexlibris
von dem bildhaften Buchzeichen, dessen Anfänge ins deutsche Rokoko zurückreichen, völlig
verdrängt ist, kommt die »literarische« Begabung dem Exlibriskünstler sehr zustatten und gibt
ihm einen Vorsprung vor dem Nur-Maler. Je poetischer seine Einfälle, je kaustischer sein Witz,
je beziehungsreicher seine Anspielungen, desto anziehender wird sich der Aspekt seines Exlibris-
(Euvre gestalten.

Durch seine strenge Zeichenkunst und eine angeborene Gabe der lebhaften und wirksamen
Erzählung erscheint der Wiener Maximilian Liebenwein, der zyklische Epiker St. Jörgs und König
Drosselbarts, von vornherein zum hervorragenden Exlibriskünstler prädestiniert. Er hat denn auch
eine Reihe von Bucheignerzeichen geschaffen, die ihn nach und neben Emil Orlik als den bedeutendsten
österreichischen Künstler auf diesem kleinen, aber unendlich reizvollen Gebiet erscheinen lassen.

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