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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 36.1913

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Gibson, Frank: Charles Conder und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.3752#0070
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Charles Conder, Der Brokatföcher.

Malerei aul Seide.

CHARLES CONDER UND SEINE WERKE.

Die Kunst Charles Conders ähnelt, je mehr man sich in sie vertieft, der einiger französischer
Künstler des XVIII. Jahrhunderts, wobei man mit dem Größten unter ihnen, mit Watteau, beginnen
und zu Debucourt und Fragonard hinabsteigen mag; schreitet man dann fort bis zu Whistler und
zu den japanischen Farbenholzschnitten, so hat man die Einflüsse, die Conders Kunst zu dem
gemacht haben, was sie ist: eine der erlesensten und eigenartigsten, welche die Geschichte der
englischen Malerei aufzuweisen hat.

Conder wird manchmal ein moderner Watteau genannt, was ein etwas oberflächliches Urteil
ist. Die zwei Künstler haben nur zwei Eigenschaften gemeinsam: beide sind Idyllenmaler und beide
sind Koloristen. Aber ihre Naturen sind verschieden. Auch war Watteaus Kunst konstruktiv, die
Conders war es nicht. Conders Figuren mit ihrer Umgebung sind nicht so sicher gezeichnet wie
die des französischen Meisters, verfehlen aber doch nicht des Eindruckes und der Anregung auf
den Beschauer.

Auch mit Aubrey Beardsley ist Conder als Künstler verglichen worden, wenn auch nur ganz
im allgemeinen. Gewiß können sie zusammen genannt werden, da die behandelten künstlerischen
Vorwürfe ähnlicher Art sind. Damit endigt aber schon ihre Verwandtschaft. Beardsley arbeitete
ausschließlich in Schwarz und Weiß auf Papier; Conder zeichnete, wenn man von seinen frühesten
Arbeiten absieht, und malte auf weiße Seide. In Conder ist nicht die Spur eines Einflusses Beardsleys
zu finden, eher ist Beardsley von Conder dazu angeregt worden, die Vorwürfe seiner Zeichnungen
zu ändern und sich der Schilderung des modernen Lebens zu widmen, des Lebens auf den Masken-
bällen, in den Kaffeehäusern, auf der Bühne und in der Schauspielergarderobe.

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