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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 36.1913

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Haberditzl, Franz Martin: Über Handzeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3752#0097
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ÜBER HANDZEICHNUNGEN.

MIT ERLÄUTERNDEN BEISPIELEN AUS DER SAMMLUNG DES
HERRN ARNOLD SKUTEZKY IN RAIGERN.

Es ist merkwürdig, daß das Studium der Hand-
zeichnungen, das nach geläufiger Anschauung eine
besonders klare Erkenntnis des künstlerischen
Schaffens vermitteln soll, in der neueren Literatur
kaum diese Offenbarung zu deuten versuchte. Von
den künstlerischen Anschauungen und Klassi-
fikationen der Kenner und Liebhaber des achtzehnten
Jahrhunderts wie der Romantikerzeit ist das Wesent-
liche, die einheitliche Orientierung einer idealisti-
schen Ästhetik, für eine entwicklungsgeschichtliche
Auffassung nicht brauchbar. Die historische Methode
aber hat ihr Material — was die Handzeichnungen
anlangt — allzusehr isoliert; sie diente einer sach-
lichen Kennerschaft, die nach Art der Schrift-
vergleichung argumentierte, bestenfalls zur Auf-
stapelung sehr wertvoller Kenntnisse, z. B. für die
Zusammenstellung des Handzeichnungen-CEuvres
hervorragender Künstler, oder sie besorgte die historische Klarstellung der Beziehungen von der
vorbereitenden Zeichnung zum ausgeführten Kunstwerk, sie besitzt aber keinen selbständigen
Reichtum an Beobachtungen formaler Prinzipien und Analogien und muß, da die Summierung des
gewonnenen Tatsachenmaterials ja doch nicht genügt, bei der älteren Kunstauffassung, die
beispielsweise an der Idee einer harmonischen Schönheit festhielt, nur zu häufig Anleihen machen.
Man muß sich aber vergegenwärtigen, daß gerade das Studium der Handzeichnungen - jener
Richtung der Kunstforschung als Hilfswissenschaft zugesellt wurde, die am stärksten an der
Desorganisation der älteren Kunstauffassung beteiligt war: dem Studium der Malerei. Die Frage,
warum es eine klar disponierte Entwicklungsgeschichte der Malerei mit fortschrittlicher, einheitlicher
Tendenz gibt, während das Studium der Handzeichnungen sich mit der Feststellung von Einzel-
tatsachen begnügte, sosehr, daß wir nicht einmal einen historischen Überblick über ihre Techniken
haben, wird durch eine Charakterisierung jener Entwicklungsreihe beantwortet: Fortschritt und
einheitliche Orientierung ergeben sich aus den Beobachtungen über die graduelle Annäherung an

Virgil Solis, Weiblicher Genius.

Federzeichnung

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