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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 48.1925

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Weixlgärtner, Arpad: Willi Nowak
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https://doi.org/10.11588/diglit.4215#0088
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WILLI NOWAK.



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- Ol *

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Willi Nowak ist trotz sei-
nem Namen und seinem tschechi-
schen Geburtsort Mnischek in
Böhmen gleichwohl ein Deut-
scher. Er legt Gewicht darauf, daß
das eigens betont werde, weil er
häufig für einen Tschechen an-
gesehen wird. Er ist aber das
Kind deutscher Eltern. Sein Vater
besaß in Mnischek, einem Städt-
chen zwischen Beraun und Mol-
dau am Brdy-Walde, eine Farben-
fabrik, die nach Erfindung der
Anilinfarben in eine allgemein
chemische Fabrik umgewandelt
worden war. Da Mnischek samt
Umgebung vollkommen tsche-
chisch ist, wurden die Kinder ab-
gesondert von der dortigen Bevöl-
kerung deutsch erzogen. Der
Besitz von Nowaks Eltern, der wäh-
rend des Krieges wegen der na-
tionalen und finanziellen Schwie-
rigkeiten verloren ging, war an
Teichen und Wäldern ungewöhn-
lich schön und idyllisch gelegen.
Jedermann weiß, daß Ju-
gendeindrücke nachhaltig wirken,
ja daß sie häufig das ganze wei-
tere Leben richtunggebend bestimmen können. So vergaß Goethe Rom, das er als Knabe durch die
Stiche in seinem Elternhaus kennengelernt hatte, zeitlebens nimmer und ruhte nicht eher, als bis
er es mit eigenen Augen geschaut hatte. Ähnlich erging es unserem Künstler, der durch Stiche
nach Watteau und Chardin, die in seinem Vaterhaus hingen, aber auch durch die an Corot gemah-
nende Landschaft seiner Heimat bis auf den heutigen Tag unwillkürlich beeinflußt wurde. So er-
klärt sich die zarte, wie verblaßte, gobelinmäßige Farbengebung seiner Gemälde, und auch deren
und seiner Lithographien Verwandtschaft mit französischen Arbeiten geht auf diese Jugend-

Willi Nowak, Mädchen vorm Spiegel.

Farbige Lithographie.

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