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Ernst Hrabal, Erlkönig.
Kreidezeichnuns
DIE HOLZSCHNITTE ERNST HRABALS.
Der Künstler, heute Kaplan in Trebowice (Schloß) im schlesischen Teil der Tschechoslowakei,
schreibt uns über seine Herkunft, seinen Werdegang und seine Kunstauffassung folgendes:
»Meine Vorfahren waren Schmiede und Bauern; sie hatten Sinn für die Bibel und für Musik. Eine
geschriebene Bibel vererbte sich von Geschlecht zu Geschlecht, sie war die beliebteste Lektüre und
das Heiligtum der Familie. Ein Onkel war Kapellmeister bei einem österreichischen Regiment. Mein
Vater war Kürschner, der auf den Bauernpelzen mit Vorliebe Blumenornamente anbrachte. Als das
Gewerbe nachließ, wurde er Landbriefträger. Die Wanderung ging durch große tiefe Wälder an der
Burg Buchlau vorüber. Es war meine größte Freude, wenn ich den Vater auf der Wanderung durch
die Wälder begleiten durfte. Da wurde der Wald mein schönstes und tiefstes Erlebnis, mein Schicksal.
Zu Hause hielt der Vater gerne Vögel und Blumen; er war still, schweigsam, in sich gekehrt, immer
in Gedanken versunken. Die Mutter dagegen war das heitere, liebe Element.
Ich bin am 4. Dezember 1886 zu Buchlowitz in Mähren geboren. Das deutsche Gymnasium
besuchte ich in Ungarisch-Hradisch, wo ich ein mittelmäßiger Student war, der bloß im Zeichnen
und in der Religion die Note Vorzüglich hatte. Ich wollte Maler und Priester werden. Und so kam
ich nach Olmütz in die Theologie. Als Kaplan wurde ich in das Sudetengebirge geschickt, das auf
mich den denkbar größten Eindruck machte und meine eigentliche Heimat geworden ist. Dort kämpft
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Ernst Hrabal, Erlkönig.
Kreidezeichnuns
DIE HOLZSCHNITTE ERNST HRABALS.
Der Künstler, heute Kaplan in Trebowice (Schloß) im schlesischen Teil der Tschechoslowakei,
schreibt uns über seine Herkunft, seinen Werdegang und seine Kunstauffassung folgendes:
»Meine Vorfahren waren Schmiede und Bauern; sie hatten Sinn für die Bibel und für Musik. Eine
geschriebene Bibel vererbte sich von Geschlecht zu Geschlecht, sie war die beliebteste Lektüre und
das Heiligtum der Familie. Ein Onkel war Kapellmeister bei einem österreichischen Regiment. Mein
Vater war Kürschner, der auf den Bauernpelzen mit Vorliebe Blumenornamente anbrachte. Als das
Gewerbe nachließ, wurde er Landbriefträger. Die Wanderung ging durch große tiefe Wälder an der
Burg Buchlau vorüber. Es war meine größte Freude, wenn ich den Vater auf der Wanderung durch
die Wälder begleiten durfte. Da wurde der Wald mein schönstes und tiefstes Erlebnis, mein Schicksal.
Zu Hause hielt der Vater gerne Vögel und Blumen; er war still, schweigsam, in sich gekehrt, immer
in Gedanken versunken. Die Mutter dagegen war das heitere, liebe Element.
Ich bin am 4. Dezember 1886 zu Buchlowitz in Mähren geboren. Das deutsche Gymnasium
besuchte ich in Ungarisch-Hradisch, wo ich ein mittelmäßiger Student war, der bloß im Zeichnen
und in der Religion die Note Vorzüglich hatte. Ich wollte Maler und Priester werden. Und so kam
ich nach Olmütz in die Theologie. Als Kaplan wurde ich in das Sudetengebirge geschickt, das auf
mich den denkbar größten Eindruck machte und meine eigentliche Heimat geworden ist. Dort kämpft
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