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SCHLUSSWORT

Wenn Sckells Alterswerk, der Park von Biebrich, durch unkünstle-
rische Mitarbeit verdorben worden ist, so steht man da keinem Ein-
zelfall gegenüber, sondern es lag in der Natur des romantischen Gartens
überhaupt, daß von der literarischen Seite ein neuer Dilettantismus eindringt
und gerade dasjenige Problem verkannt wird, bei dessen Lösung der Garten-
künstler zugleich Architekt sein muß: das Raumproblem. Es erübrigt sich,
die Schicksale des romantischen Gartens zur Sprache zu bringen. Im Allge-
meinen Teil ist die Entwicklung bereits skizziert worden. Hier liegt mir dar-
an, rückschauend auf Sckells Lebenswerk das unbedingt Positive seiner
Leistung zu überdenken. Daß sein Schaffen bahnbrechend war, daß er zu
den Ersten in Deutschland gehörte, die sich zum englischen Gartenstil be-
kannten, und daß er diesem eine spezifisch deutsche Ausprägung zu geben
gewußt hat, war als Leistung bedeutend, aber im ganzen doch geschichtlich
zu erwarten. Der Wandel lag in der Luft. Höher wird man es schätzen, wenn
es ihm gelang, die seither recht handwerkliche Übung des Gartenbaues ver-
geistigt und zu einer vollwertigen Kunst erhoben zu haben, deren Schöp-
fungen die stilistischen Merkmale der übrigen Künste an sich tragen. Sein
Werk ist die Gestaltung des Landschaftsgartens als Ausdruck deutschen
Geistes und als Ausdruck klassischen Geistes. Es gelingt ihm, eine der selten-
sten Harmonien herbeizuführen, die das menschliche Geistesleben kennt:
den Einklang von Idee und Wirklichkeit durch das Mittel der Gartenkunst,
die aus der Vielheit des Natürlichen gerade das zur Nachahmung heranzieht,
was dem „inneren Wesen" der Dinge entspricht, das also, was Goethe als
den „Stil" natürlicher Gestaltungen zu bezeichnen pflegte. Die Aufgabe des
Landschaftsgartens, „die natürliche Landschaft, das Landschaftsideal und
das Gartenideal" in Einklang zu bringen, wird durch Sckell einer im klassi-
schen Sinne vollendeten Lösung entgegengeführt.

Es ist in diesem Buch viel davon die Rede gewesen, daß die Landschafts-
gärtner des 18. Jahrhunderts sich auf das Vorbild der großen Landschafts-
maler des 17. Jahrhunderts berufen haben. Eine nicht minder interessante

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