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VORREDE

Der zweite Band der GZP bringt den Rest der griechischen Zauberdokumente
auf Papyrus, zusammen mit einigen verwandten Stücken auf Pergament, Ton und
Holz. Im Wesentlichen dürfte diese Sammlung alle jetzt bekannten und zugänglichen
Formulare und Belege angewandten Zaubers erfassen, namentlich fürs Gebiet des
Paganismus. Vollständigkeit zu erstreben für die Gruppe 'Christliches' und auch für
die Ostraka, schien der beschränkten Raumverhältnisse wegen nicht angebracht; alle
christlichen Amulette zu sammeln, wird eine besondere Aufgabe sein, während in die
GZP wohl nur Beispiele gehörten, die für eine enge Berührung von spätem Heiden-
tum und frühem Christentum Bezeichnendes bieten. Doch wurde diese Grenze so
wenig ängstlich eingehalten wie die, mit der sich das eigentliche Zauberdokument
von andern aus dem weiteren Gebiet des Aberglaubens der Spätantike trennen ließe.
Orakelfragen von Heiden und Christen wurden aufgenommen, die ja keine 'Zauber-
handlung' erforderten und nur als harmlose Mitläufer des komplizierteren Offen-
barungszaubers gelten können — auch sie verdienen mit den inschriftlichen Exem-
plaren eine eigene Sammlung (s. Dittenbergers Sylloge 2. 555, 3. 794—7, R. Helbings
Auswahl aus griech. Inschr. 1915 Nr. 22—4). Nummern wie das 'Rhodische Schiffer-
lied' (XXIX) und das erotisch-magische Fragment eines noch unbestimmbaren Ro-
mans (XXXIV) tragen für eine Sammlung der GZP vielleicht zu stark literarischen
Charakter, durften aber dennoch kaum fehlen. Andere Stücke dagegen, die — wie
die Buchstabenpermutationen in Heidelberg und Leiden — ohne genügenden Anhalt
als magisch angesprochen wurden, schienen in diesem Band ohne Nachteil entbehrt
werden zu können (s. Anm. zu S. 177, 188).

Die Reihenfolge der vereinigten Papyri, wie sie sich im Lauf langer Jahre ge-
staltet hat, wird mancher Benutzer als nicht besonders glücklich bezeichnen. Vonr
Anfang an durch R. Wünsch offenbar willkürlich nach unklarem Plan angelegt,
konnte sie späterhin nicht mehr nach inhaltlichen oder lokalen Gesichtspunkten ver-
bessert werden, weil die zur laufenden Bearbeitung der Texte unentbehrlichen Indices
in vollständiger Verzettelung schon seit 1912 vorlagen; ein Umlegen der Papyri auf
andere Reihenfolge hätte zugleich Umarbeiten des gesamten Zettelmaterials erfordert.
Dazu kam, daß immer wieder neue Papyri teils aus Ägypten teils aus den vorhan-
denen europäischen Sammlungen auftauchten und fast jährliche Zugänge ergaben.
So erschien es am einfachsten, von einem, an sich wünschenswerten, Ordnungssystem
ganz abzusehn. Fürs rasche Ermitteln der einzelnen Nummern aber dient die Liste
ihrer heutigen Aufbewahrungsorte (S. 220).

Das Erscheinen des zweiten Bandes fällt leider in kritische Zeiten, die den
bereits durchgeführten Plan, die erklärenden Beigaben reichlicher zu gestalten, um-
stoßen mußten. So wurden die ausführlicher als im ersten Band gehaltenen Fuß-
noten, ausgeschriebene Zitate entlegener Stellen, nötige Bemerkungen zum Verständ-
nis vieler Ausdrücke u. a. m. aus Raumrücksichten im Hinblick auf die vermehrten
Unkosten wieder weggenommen, eine unvorhergesehene Arbeit, die das Erscheinen
des Buches um ein Jahr verzögerte. Der Apparat war so knapp wie möglich
zu halten und mußte sich durchweg einer Kürze des Ausdrucks bedienen, zu deren
 
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