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5
Erster Abschnitt.
Vom GartenplaH.
^^^er Garkenplatz ist gleichsam die Leinewand, die der Gartenkünstler bemalt; die
erste Untersuchung betrifft also die Beschaffenheit desselben.
Daß man zum Garten keine Gegend wählen müsse, die eine ungesunde Luft
hak; die von benachbarten faulenden Sümpfen und Morasten vergiftet ist; die ganz
Ln der Tiefe liegt, oder aus lauter dürrer Sanderde besteht; die nur erst durch Hülfe
vieler Bearbeitung und Kosten zu einiger Verschönerung zu erheben ist; die entweder
gar keine freyen Aussichten gewinnen kann, oder mit nichts als elenden Haiden und
sterbenden Gesträuchen rings umher umschlossen ist — das darf hier nicht erst erin-
nert werden. Die Erfordernisse der Gesundheit, der Bequemlichkeit und der gemei-
nen Ergötzung sind so auffallend, daß man nur aus Mangel des Menschengefühls '
gegen sie verstoßen kann.
Bey der Wahl des Platzes kommt es auf wenig Vorschriften an, wenn man alles
das vorauösetzt,wa§ schon nach der gemeinen Gartenökonomie bekannt ist, z.B. daß maw
zu Pflanzungen einen fruchtbaren Boden, Wasser in der Nähe u. s. w. haben muß.
2.
Aus mehr als einer Ursache ist überhaupt für den Garten eins Gegend zu su-
chen , die schon natürliche Schönheit hat. Sie begeistert das Genie des Gartenkünst-
lers, der gleichsam unter den Augen der reizenden Natur arbeitet, die ihm Vorbild
ist, mit der er wetteifern soll. Sie erleichtert die Mühe und Kosten der Anlage, in-
dem sie durch den Boden, durch Bäume, Gebüsche und Wasser die Materialien
reichlicher verschafft. Sie erhöhet die Wirkung der innern Einrichtung durch dis
Eindrücke, welche die Aussichten umher machen, die nirgends reizender sind, als
wenn sie von einem Platz, der schon an sich angenehm ist, betrachtet werde;; könnem
Demnach so viel als geschehen kann und als andere Gesetze verstärken, freye, heitre
und abwechselnde Aussichten in der Nachbarschaft des Gartens umher.
Allein sie müssen nicht überall ganz vor Augen liegen, nicht aus allen Theilen
des Gartens nach ihrer völligen Größe wahrgenommen werden, weil sie sonst die
Wirkung der verschiedenen Gartenscenen, wo diese sich ganz beweisin soll, unterbre-
chen würden. Die Aussichten in die Ferns sind also bald zu verschließen, bald wie-
der zu eröffnen, bald nach diesem, bald nach jenem Gesichtspunkte abzuändern, so
daß dadurch nicht allein ihre eigene Einwirkung gehoben und vervielfältigt, sondern
daß diese auch in eine Uebereinstimmung mit den manm'chsalkigen Auftritten im Gar-
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