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Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

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https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0161
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— i39 —

Vierzehnter Abschnitt.

Von den Wänden und den Mauern.

I'

§. i. Wand ist in der Baukunst der allgemeine Ausdruck, um die nach der Höhe, Län-
ge und Breite sich ausdehnenden Flächen anzudeuten, welche theils den zu einem Bau be-
stimmten innern Raum von der äufsern Luft scheiden, theils diesen innern Raum selbst in
mehrere kleinere Räume sondern.

Die den Gesammtraum eines Baues einschliefsenden Flächen nennet man die äufsern
oder Hauptwände: welche man wieder durch die Ausdrücke Front- oder Vorderwand, Hin-
terwand, Seitenwand unterscheidet.

Die den innern Raum abtheilenden Flächen, welche mit den Seitenwänden parallel lau-
fen, heifsen Scheidewände: diejenigen aber welche mit der Front- und Hinterwand gleich
laufen, und also die Tiefe des Gebäudes ungefähr in zwey gleiche Theile sondern, nennet
man gewöhnlich Mittelwände.

Eine Wand kann aus Holz, aus Stein, oder sonst aus einem Material bestehen. Das
Wort Mauer ist mit Wand gleichbedeutend, in so fern die einschliefsenden Flächen aus Stein
construirt sind: Mauer ist also der besondere Ausdruck für eine steinerne Wand. Dagegen
heifst jede aus einem andern Material bestehende, nach der Höhe und Breite sich ausdeh-
nende Fläche geradezu Wand; so sagt man: Holzwand, Rohrwand, Breterwand, Lehmwand,
Fachwerkswand u. s. w.

Die Wände oder Mauern bilden theils blofs Füllungen, theils dienen sie zugleich als
Hauptstützen der Gebäude. Wird ein Bau in einer Reihe von Halbsäulen oder Pilastern
aufgeführt; so sind diese als die Hauptstützen desselben, und die Wände dazwischen blofs
als Füllungen zu betrachten (PI. II. Fig. 2. 4.). Als Zwischenwände tragen sie zur Stützung
eines Baues nur wenig bey, und können daher auch von einem andern, und weniger festen
Material aufgeführt seyn, als die damit verbundenen Säulen oder Pfeiler. In so fern aber
weder Halbsäulen, noch Pilaster vorhanden sind, so sind die Wände selbst die Stützen, und
müssen daher in einer beträchtlichem Stärke aufgeführt werden, als blofse Zwischen- oder
Füllungswände.

Die genaue Kenntnifs der Construction der Wände gehört zu den wesentlichsten Studien
in der Baukunst. Man mufs, hiebey Rücksicht nehmen: erstlich auf die verschiedenen Bau-
materialien, als d) auf die Holzarten , b) auf die Lehmarten so wohl zu den ungebrannten,
blofs an der Luft getrockneten, als zu den gebrannten Ziegeln, c) auf die natürlichen theils
weichen, theils mittelharten, theils harten Steinarten, d) auf die verschiedenen Mörtel und
Kitte; ^weytens auf die Bearbeitung, die Formen und Gröfsen, die Zusammensetzung und
Verbindung aller dieser Materialien; drittens auf die Stärke der Wände nach dem Material,
nach der Bestimmung eines Baues überhaupt, nach dem Umfang und der Höhe der aufzu-
führenden Wände, und nach dem individuellen Dienst, den sie im Baue leisten sollen; vier-
tens auf die äufsere Ansicht oder Oberfläche derselben sowohl in Flinsicht auf die Dauer,
als den Charakter, welchen ein Bau theils äufserlich, theils innerlich erheischt.

Wir wollen nun diese Gegenstände nach ihren wesentlichsten Gesichtspunkten durchge-
hen, und vornehmlich dasjenige bemerken, was wir hierin von den Alten lernen.

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