Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

DOI Artikel:
Creutz, Max: Das Haus Meirowsky in Cöln-Lindenthal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0302

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PROFESSOR PETER BEHRENS—NEUBABELSBERG-BERLIN. HALLE. BLICK ZUM TREPPENAUFGANG UND EINGANG.

altniederrheinische Wandvertäfelungen und etwas
ähnliches mag dem Künstler vorgeschwebt haben,
jedoch nur entfernt. Der Eindruck ist völlig neu
in der Art, wie Behrens die Profile in einer Ebene
bindet und die Fläche wohltuend herumleitet, um
schließlich in der kassettierten Decke das Ganze
ausklingen zu lassen. Aus der dunkel gehaltenen
Stimmung, die nur in weißen Türen die Kontraste
der Kunst von Peter Behrens auslöst, fällt der
Blick auf die großen dekorativen Wandmalereien
von Fritz Erler. In glänzender Weise fügen sich
die Malereien der schwarzgoldenen Stimmung des
Raumes ein. Über dem Kamin ein großes Bild
mit weiter See- und Berglandschaft, die für den
Eintretenden an dieser Stelle den Raum wohltuend
erweitert. Auf der Seeterrasse die Lebensalter,
Kinder mit Blumen spielend, Frauengestalten, ein
Greis, hell, gelb, farbig und dunkel. Über den
weißen Türen Mädchengestalten mit Blumen, hell-
gelb, in zartem Lichte auf dunklem Grunde. Die
Stimmung des Raumes klingt in diesen Malereien
wieder in hellen Akkorden, körperlicher und un-
mittelbarer wie in der kälteren Welt des architek-
tonischen Denkens. Und hier liegt wohl das
schwierigste Moment im Zusammenklang beider

Kunstgattungen, das Abstrakt-Architektonische
inhaltlich menschlich aufzunehmen und zu verkör-
pern. Erler weiß, als dekorativer Künstler, wie
kein anderer diesen jeweiligen Raumproblemen
gerecht zu werden. Man denke an die prickelnde
Note seiner Wandbilder im Weinhause Trarbach
in Berlin, an das Kurhaus in Wiesbaden, an die
Münchner Ausstellung, Aufgaben, die bei weitem
nicht ein so scharfumrissenes Problem darstellten,
wie in dem Räume von Peter Behrens, wo jede
Einzelheit eine architektonische Funktion wieder-
gibt. Aber gerade hier, wo Erler sich in den
Gesamtorganismus einordnen mußte, hat er be-
wiesen , daß ein Zusammenarbeiten mit einem
Künstler wie Behrens vollendetere Raumwirkungen
zu erzielen vermag, wie dort, wo seine dekorativen
Malereien mehr selbständig wirken. Das Goldgelb
der Farben wirkt zur dunkeln Gesamtstimmung
am besten in der Beleuchtung des Abends und
es ist nicht nur die Wirkung des Raumes allein,
sondern auch der dunkle Hintergrund als solcher, der
zu einer stimmungsvollen Folie des Menschen wird.
Es wäre hier noch ein besonderes Kapitel, von den
Menschen zu sprechen, wie sie gewirkt haben auf
dem dunkeln Hintergrunde der alten Festsäle des
 
Annotationen