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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Creutz, Max: Das Haus Meirowsky in Cöln-Lindenthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0304

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INNEN-DEKORATION

Mittelalters in ihren bunten Trachten, oder in dunkeln
Gewändern in den alt-holländischen Interieurs, oder
in lichtem Seidengeflimmer vor den hellgoldenen
Spiegelwänden des Rokoko, zu sprechen von den
neuen Wirkungen in unserer Zeit, wo solche vor-
handen sind. Am ehesten könnte man Peter
Behrens derartige Festräume zutrauen. In vor-
nehmster Eleganz, von differenziertester Berechnung
des Menschen zum Hintergrunde, der eigentlich
erst heraushebt und lebendig macht. Behrens faßt
die alten Wirkungen in feinsinnigster Weise zu-
sammen. Die dunkle Wand, belebt von weißen
Türen, gibt ein kontrastreiches Bild vornehmer
Geselligkeit und hier scheint es für den Gesamt-
eindruck als wesentliches Moment, wie wichtig für
den einzelnen Künstler das Erlebnis und die Er-
fahrung des Lebens ward. Bei jeder modernen
Innenausstattung würde es vor allem darauf an-
kommen, daß der Künstler mit den Ansprüchen
des Lebens völlig vertraut ist.

Die Diele von Peter Behrens ist ein Mittelding
zwischen dem üblichen Raum, den man gemeinhin
darunter versteht und einer Halle, die allen Zwecken
dienen kann. Im Hause Meirowsky, wo mehrere
große Räume sich an die Diele angliedern, löst

sich das Problem der Geselligkeit demnach in der
Art, daß sich alles in der Diele, als Zentrale, sam-
melt, und es scheint wichtig für die moderne Bau-
kunst, zu betonen, daß man in diesem Räume
nicht nur ein Treppenhaus in dem man sich ge-
legentlich niederlassen kann, sondern einen brauch-
baren Raum für den geselligen Aufenthalt schafft,
dem sich die kleineren Räume angliedern können,
Bei Behrens ist die absolute Raumausnutzung be-
sonders hervorzuheben. Beim Hause Meirow7sky
wurde der Vorraum möglichst eingeschränkt. Man
tritt unmittelbar in die Diele und es erscheint ein-
leuchtend, wie unsinnig und raumverschwenderisch
die bekannten langen Hausflure und Treppenan-
lagen sind. Die Treppe liegt in der Diele, oben
hinter durchbrochenem Geländer vor der Lichtquelle
derart, daß der Treppenraum zur glücklichen Er-
weiterung der räumlichen Vorstellung dient. Die
Treppe selbst ist in Anlehnung an die guten alten
Beispiele bei den Biegungen in den Stufen leicht
ausgerundet, so daß der Fuß allenthalben einen
sicheren Halt findet. Das Treppengeländer, be-
sonders wirksam vor der Lichtquelle des Hinter-
grundes, ist wie alle Einzelheiten des Raumes von
großer Schönheit. Ein Meisterwerk bildet die
 
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