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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

DOI Artikel:
Widmer, Karl: Künstlerisches über den Hauseingang
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Neumann, Carl: Der Wille zu einer deutschen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0371

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INNEN-DEKORATION

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zuführt, gibt einem Haus immer etwas Vornehmes, Herr-
schaftliches. Man sollte auf ein so wichtiges künstlerisches
Motiv nur verzichten, wenn bestimmte Gründe dagegen
sprechen: wenn man sich z. B. den Zimmerraum an der
Sonnenseite damit zerstückeln müßte.

Vom Eingang bekommt der Eintretende den ersten
Begriff von dem Geschmack, der im Innern des Hauses
herrscht. Das gilt namentlich von der Türe selbst, die in
Material und Ausführung für diesen ersten Eindruck den
Ausschlag gibt. Das beste ist hier immer gediegene Ein-
fachheit. Der schönste Schmuck der Türe ist das blanke
Beschlag und dafür wiederum ist das Messing das schönste
Material. Die künstlerische Wirkung von Glas leidet an
Türen, die nach der Straße führen, dadurch, daß man es
hier notwendigerweise mit einem Gitter versehen muß.
Praktischer ist das Oberlicht, das, wie zahlreiche Bei-
spiele namentlich aus der
Barockzeit zeigen, auch
ein dankbares ornamenta-
les Motiv abgibt. Auch
auf die künstlerische Be-
handlung der Vordächer
dürfte im allgemeinen et-
was mehr Wert gelegt
werden. Eine unkünst-
lerische Sparsamkeit ist
hier um so weniger am
Platz, als die Unterfahr-
ten ja schon zu den Be-
dürfnissen des Wohn-
luxus zählen. Besser als
angehängte Glas- und Ei-
sendächer wirkt es natür-
lich, wenn diese Aufgabe
im architektonischenSinne
gelöst wird. Das Empire,
das hier seine Vorliebe für
Säulenhallen betätigen
konnte, zeigt besonders
schöne Beispiele dafür.

KARL WIDMER —KARLSRUHE.
*

]~Ve Persönlichkeit des
Künstlers ist und
bleibt es, die dem Kunst-
werk den Odem des Le-
bens einbläst. Deshalb
steht auch die beste Kopie
so himmelweit hinter dem
originalen Werk zurück,
weil sie keine Eigenart,
keine Persönlichkeit zeigt
und zeigen kann... Worin
aber zeigt sich die Persön-
lichkeit eines Werkes? Sie
zeigt sich in allem und
jedem. In den scheinbaren
Äußerlichkeiten derTech-
nik, in der Komposition, in
dem, was ausgesprochen
ist und was nicht ausge-
sprochen ist, aber auch in
jeder Einzelheit des Wer-
kes. . . THEODOR VOLBEHR.

ARCHITEKT OTTO INGOLD-BERN. ZIERSCHRANK IN NUSSBAUMHOLZ

DER WILLE ZU EINER DEUTSCHEN KUNST

Der feste Halt an einem sicheren Kunstwillen
und Verlangen des Publikums hat den Künst-
lern des 19. Jahrhunderts gefehlt. Etwas derart muß sich
in uns neu bilden. Eine stille Übereinstimmung der
Geister, ein Besinnen auf uns selber, ein Erkennen
des Programms, das doch trotz Abweichungen und Un-
treue seit hundert Jahren klar vor Augen steht. Wir
alle müssen fühlen und einsehen lernen, was wir nicht
wollen und dann was wir wollen. Alles kommt darauf
an, ob sich ein Wille zu nationaler Kunst in allen
maßgebenden Kreisen bilden kann, der sich auf
deutsche Überlieferung besinnt. . . Der Riß, der durch
den Krieg die sogenannten Kulturvölker von einander
entfernt hat, wird noch eine Strecke weit heilsam an-
dauern, und uns vor Aus-
länderei schützen. Er mag
dazu helfen, schwäch-
licher Toleranz den Boden
abzugraben, ein gesundes
Maß von Ablehnung und
Haß des Fremden in uns
großzuziehen, daß wir ver-
lernen, jenseits von Gut
und Böse zu stehen, daß
wir uns aufraffen, den
skeptischen Relativismus
zu überwinden, das
Schwarze schwarz und
das Weiße weiß nennen.
Der höhnische Vorwurf,
daß wir gedächten, eine
chinesische Mauer um uns
aufzurichten, soll uns kalt
lassen. Der Deutsche hat
zu allen Zeiten so wert-
voll Menschliches be-
sessen, daß uns vor Chi-
nesenzöpfen nicht zu ban-
gen braucht. Denen aber,
die trotz des handgreif-
lichen Beweises, ein wie
dünner und täuschender
Überzug unsere vermein-
ten internationalen Werte
sind, — denen die glau-
ben, daß eine solche Kul-
tur und Kunst nationaler
Abschließung eine Un-
möglichkeit sei, muß man
sagen, sie mögen die Ge-
schichte befragen. Ge-
rade die größten Kul-
turen, auf denen die Welt-
geschichte verankert war,
sind unter dem Druck
einer Abschließung
und Inzucht sonderglei-
chen entstanden. Es
scheint, nur in solch ge-
schlossenen Hochspan-
nungen ist die letzte Pro-
duktivität zu erzielen, aus
 
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