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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Redslob, Edwin: Hausrat von gestern und heute: Möbel von Prof. Peter Behrens und Tessenow
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0399

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INNEN-DEKORATION

379

GEMEINNÜTZ.
DEUTSCHE HAUS-
RAT-WERKE IN
KÖNIGSBERG

HAUSRAT VON GESTERN UND HEUTE.

MÖBEL VON PROF. PETER BEHRENS UND TESSENOW.

Die Bewegung zur Beschaffung von Hausrat in ein-
fachen und schlichten Formen auch für die Minder-
bemittelten hat bereits vor dem Kriege gewisse Erfolge
gezeitigt. Es sei nur an die Versuche der Gewerkschafts-
Kommission in Berlin im Jahre 1911 mit Möbeln von
Peter Behrens und Münchhausen erinnert, an die Be-
strebungen in Darmstadt 1904 und 1908 auf der Künstler-
kolonie u. a. m. Gegen Ende des Krieges erweiterten
sich die ursprünglichen Aufgaben durch die Notlage der
Minderbemittelten, die sich ein eigenes Heim schaffen
wollten, nach der wirtschaftlichen und sozialen Seite hin.
Es entstanden in den süddeutschen Bundesstaaten unter
Beteiligung des Staats, der Gemeinden, der Verbraucher,
der Industrie und des Handels gemeinnützige Hausrat-
Unternehmungen, in Norddeutschland auf provinzieller
Grundlage, aber auch eine Reihe von städtischen Unter-
nehmungen. Viele davon sind wieder von der Bildfläche
verschwunden, weil sie ihren Aufgabenkreis als Kriegs-
Maß nähme und Wohltätigkeits -Veranstaltung auffaßten.
Auch in geschmacklicher Beziehung haben viele der
bereits entschlafenen Hausrat-Gesellschaften nicht das
erfüllt, was man erwartete. Sie lenkten ihr Haupt-Augen-
merk auf die soziale und wirtschaftliche Seite. Andere,
besonders in Baden, Bayern, Sachsen und in einer Reihe
von Provinzen bewiesen ihre Existenz-Fähigkeit. Sie ver-
suchten bedeutende Künstler heranzuziehen, die sich mit
großer Liebe der überaus schwierigen Aufgabe, einfachen
Hausrat zu schaffen, unterzogen. Sie verbanden, um ins-

besondere dem bedrängten Mittelstande die Anschaffung
zu erleichtern, damit ein soziales Teilzahlungs-Verfahren.
Gerade das letzte Moment hat ihnen in den Kreisen der
Fest-Besoldeten und der geistigen Arbeiter eine große
Anzahl von Freunden im ganzen Reiche verschafft . . .

Auf erweiterter Grundlage aufgebaut sind die »Ge-
meinnützigen Deutschen Hausrat-Werke«, die
unter Beteiligung des »Verbandes der Gemeinnützigen
Deutschen Hausratgesellschaften« und der »Reichs-
betriebe« unter Mitwirkung eines Vertreters des Reichs-
Arbeitsministers vor einiger Zeit geschaffen worden sind.
Die Abbildungen dieses Heftes zeigen einfache Ein-
richtungen aus einer ihrer Ausstellungen, die mit dauern-
den Verkaufs - Räumen verbunden sind, im Osten, in
Königsberg i. Pr., wo bisher für Fragen geschmacklicher
Kultur, für schlichten Hausrat und gutes Kunstgewerbe
wenig Interesse vorhanden war. Die Räume sind unter
Leitung von Dipl.-Ing. Erich Leyser in Zusammenarbeit
mit einer Reihe namhafter Künstler zu einem harmonischen
Ganzen gestaltet. Die Farbe beherrscht die sehr lustigen
Räume; sehr wirkungsvoll ist in dieser Hinsicht ein Schlaf-
raum, — mit zwei Pfeilern links und rechts in tiefem
satten Blau, dazwischen eine Tapete von Bruno Paul, —
den der Budapester Architekt Andreas Szivessy, der
jetzt in Berlin lebt, entworfen hat. Dem Ausstellungs-
Charakter ist durch Einbau von Vitrinen in den
blauen Pfeilern Rechnung getragen. Oberhalb des Bettes
ist eine Madonna von Bildhauer Brachert eingelassen.

im. xii. t.
 
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