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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Lang, Hugo: Deutsches Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0146

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT LEO NACHTLICHT—BERLIN

TREPPENHAUS MIT BLICK ZUR VORHALLE

DEUTSCHES KUNSTHAND WERK

Wenn jemand ein vortreffliches Werk in Erz,
Stein oder Holz geliefert haben will«, schreibt im
Jahre 1484 der Ulmer Felix Fabri, »so übergibt er es
einem Deutschen. Ich habe deutsche Goldschmiede,
Juweliere, Steinmetzen und Wagner unter den Saracenen
Wunderdinge machen sehen; sie übertrafen die Griechen
und Italiener an Kunst. Noch im vergangenen Jahre be-
diente sich der Sultan von Ägypten des Rates, des Kunst-
fleißes und der Arbeit eines Deutschen, als er den Hafen
von Alexandria mit einer Mauer umgab, die vom ganzen

Morgenlande angestaunt wird«.............

»So jemand lieset alle Chroniken«, — so urteilt Martin
Luther über die geistige, kulturelle, wirtschaftliche Akti-
vität in Deutschland im Jahr 1521, »so findet er von
Christus Geburt an dieser Welt in diesen hundert Jahren
gleichen nicht, in allen Stücken. Solch Bauen und Pflanzen
ist nicht gewesen so gemein in aller Welt... So steigen
auf und sind aufgestiegen allerlei Künste . . Dazu sind
itzt solch scharf, verständige Leut, die nichts verborgen
lassen, also auch, daß itzt ein Knabe von zwenzig Jahren
mehr kann, denn zuvor zwenzig Doctoren gekunnt haben«.

»Der häusliche Herd«, — schreibt Johannes Janssen
in seiner »Geschichte des deutschen Volkes«, »war — im
fünfzehnten Jahrhundert —:« der Mittelpunkt, um den
sich das Leben der Vorfahren bewegte, und man kann

nur mit Rührung betrachten, wie behaglich sie sich inner-
halb ihrer vier Wände einzurichten wußten. Alles, was
zum täglichen Gebrauche gehörte, war von gediegener
Zweckmäßigkeit und Schönheit zugleich. An Ge-
ländern und Zimmerdecken, Türen und Fenstern, Tischen
und Stühlen, Schränken und Truhen, Schlössern und Tür-
klopfern, Ofen und Leuchtern, — überall machte sich der
feine Sinn und die geschickte Hand des Bildners bemerk-
lich . . Mit Recht konnte Jacob Wimpheling rühmen,
daß »die deutsche Kunst allgemeine Bewunderung ver-
diene, nicht bloß wegen ihrer erhabenen Schöpfungen
in der Baukunst, Malerei und Bildnerei, sondern auch
wegen alles dessen, was sie an gemeinem Hausrate
hervorbringe.« Dieselbe Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit,
welche bei der Ausführung großer Werke vorwaltete,
wurde auch auf das Geringfügigste verwendet . . Dies
erklärt sich hauptsächlich aus der engen Verbindung
zwischen Kunst und Handwerk. Die Kunst war aus
dem Handwerk als dessen Blüte hervorgegangen und übte
nun, in stetem lebendigem Zusammenhang mit dem Stamm,
auf die gewöhnlichen Aufgaben und Erzeugnisse des
Handwerks den entschiedensten Einfluß aus . . Die ersten
Meister der Kunst nannten sich »Handwerker«. Sürlin
von Ulm wird in den Urkunden schlechthin als »Schreiner«,
Adam Kraft als »Steinmetz«, Peter Vischer als »Rot-
 
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