Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (33.1922)

INNEN-DEKORATION 211

»BLUMEN-STRÄUSSE«

Wenn ich für mein blaues Zimmer Blumen pflücke
oder beim Gärtner wähle, so ist's im Frühling gold-
gelber Huflattich, mit dem ich die tiefblaue Schale fülle;
Weidenkätzchen und gelbstäubendes Erlengehäng, gelbe
Narzissen stehen im schlanken Glas, die blaue Scilla und
Veilchen liegen in gelber Schale gebettet, goldene Him-
melschlüssel bringe ich später und bläuliche Flieder-
dolden, über die sich der Goldregen neigt. Im Sommer
schweben die Duftwellen gelber Tee-Rosen im Raum,
gelbe Wasserlilien und Vergißmeinnicht plaudern vom
raunenden Bach, Schilf und Moor; Glockenblumen,
Kornblumen, Astern und gelbe Dahlien bringen mir blau-
goldnen Glanz. Nicht, daß nie eine andere Blume, eine rote

oder weiße oder bunte dieses Zimmer belebte, — aber die
blaufarbenen und goldenen sind mir darinnen die liebsten.
— In meinem roten Zimmer lasse ich gegen den dunklen
Ton der Wände und Möbel das Licht weißer Blumen
leuchten. Das Weiß der Krokus und Schneeglöckchen,
der Maiblumen und des weißen Flieders, der fröhlichen
Margueriten, der hochragenden Lilien, weißen Rosen und
Nelken . . Im Fenster aber, zwischen den weißen Vor-
hängen stehen Purpur-Rosen, flammende Tulpen, brennen-
der Mohn, tiefrotes Heidekraut und Heckenröschen, die
glühenden Schwestern der weißen Blumen im Zimmer . .

Will ich an einem bunten Strauß mich freuen, so
geh ich in das Zimmer meines Kindes. Zu seinem Lachen,
zum Kinderkleid, dem Spielball und dem Kreisel paßt
allein der bunte Wiesenblumen-Strauß . . hilde deubner.

aus dem
empfangs-
zimmer
s. 206-211

alter ziertisch in dunkel pal1sandef, mit bronze-kwannon und keramiken