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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Vetter, Adolf: Von der Würde der Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0391

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XXXlll. JAHRGANG.

DARMSTADT.

DEZEMBER 1922.

VON DER WÜRDE DER ARBEIT

es gilt die lösung einer weltaufgabe!

Die Aufgabe: die menschliche Arbeit zur
Grundlage einer sich dauernd bewähren-
den Lebensform zu machen, das ist ein uraltes
Menschheits-Problem, eine Menschheits-Aufgabe,
die in unseren Zeiten der Weltwirtschaft gleich-
wohl jedes Volk noch auf seine Weise in Angriff
zu nehmen hat. . Die Hoffnungen für die Zukunft
des deutschen Volkes baue ich nicht darauf auf,
daß es ihm gelingen müsse, Handel und Wandel
wieder irgendwie zu ordnen, — eine Weltleistung,
einen wesentlichen Beitrag zur Lösung einer Welt-
aufgabe erwarte ich vom ganzen, einigen Deutsch-
tum: den »Staat der Arbeits-Würde« aufzu-
bauen .. Zum Pfleger und Hort der Arbeits-Würde
soll und kann es werden, — wenn es sich, seine
Anlagen und Art verstehen und nützen will und
wenn es erkennt, was die Zeit von ihm fordert!
Arbeit ist der Menschen Los; — aber eine des
Menschenwürdige Arbeit, eine ihn würdigende
Arbeit möge es sein, und, um solche Arbeit her-
beizuführen und zu vermehren, und, um die un-
würdige zurückzudrängen, sollte der befreite Wille
des Einzelnen und der zwingende Wille der Ge-
samtheit sich verbünden .. Eine schaffende, eine
vermenschlichte, vergeistigte Arbeit wollen wir;

eine, die Gaben fördert und entwickelt; eine, die
Mühsal und Anstrengung dadurch vergilt, daß sie
Kräfte wachsen läßt, schult und verfeinert; eine,
deren eigentlicher Lohn in den Erlebnissen be-
steht, die sie begleiten; eine, die Geld, Lohn und
gesellschaftliche Ehrung gleichsam zu notwendigen
oder genehmen Nebennutzungen werden läßt;
eine Arbeit, die fruchtbar wird an Überlieferung,
Kultur, Moral und Ehre; eine beseelte Arbeit,
die zu sich bewährenden Lebensformen von
ganzen Geschlechter-Reihen führen muß: eine
edle Arbeit, die als »Dienst für alle« gilt, —
als Verdienst um Familie, Volk und Menschheit.
»Stil« ist das Ergebnis jener inneren Ordnung,
die die Voraussetzung »würdiger Arbeit« ist.
Wo die neue Wirtschafts-Ordnung wirklich schon
zur Ordnung zu werden beginnt, dort zeigt auch
unsere Zeit schon ihren Stil, — dort kennt auch
sie schon ihre Arbeits-Würde ,. Je edler die Ar-
beits-Leistung ist, um so mehr wird sie von Cha-
rakter, von Herkunft, Rasse und Volkstum des Ar-
beitenden bestimmt sein und davon Zeugnis ab-
legen . . Das ist unter der »Welt-Leistung« zu ver-
stehen, die in der Welt wieder um Achtung, ja
um Liebe werben kann. . . dr. adolf vetter-wien.

1922. xn. 1.
 
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