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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Michel, Wilhelm: Die Sprache der Grabarchitektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0138
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INNEN-DEKORATION

ALEXANDER POPP: ERBBEGRÄBNIS IM ALPENVORLAND. PUTZBAU MIT NATURSTEIN

DIE SPRACHE DER GRABARCHITEKTUR. In
der Architektur der Gräber und der Friedhöfe
spricht der bauende Mensch sein Wort über den Tod.
Vielgestaltig, nach Ländern und Zeiten sehr ver-
schieden, klingt es an, geladen nicht nur mit Trauer
und Angst, sondern auch mit mächtigen Hoffnungen.
Die Nekropolen Indiens und Ägyptens reichen mit
ihren Gedanken tief in das unbekannte Land hinein;
sie sind Architektur, die fast noch zur Welt der Le-
bendigen gehört, insofern sie das Gedankensystem,
aus dem diese leben, auf einer wichtigen Strecke dar-

stellen und ausprägen. Eine andre Seite, nach der die
Grabarchitektur mit dem Reich der Lebenden zu-
sammenhängt, gibt ein Wort des vorsokratischen
Philosophen Thaies von Milet an. Er sagte, als er das
im ganzen Altertum berühmte Grabmahl des lydi-
schen Königs Mausolos, das Mausoleum, gesehen
hatte: »Ein prächtiges Grabmal ist ein Götzenbild des
Lebens« - denn nicht dem Toten galt hier der Prunk,
sondern nur der Verherrlichung seiner Macht.

Deutsche Friedhofarchitektur erfüllt sich am
schönsten als ein Wort stiller, gehaltener Trauer, das
 
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