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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Engerth, Eduard von: Über die im kunsthistorischen Museum neu zur Aufstellung gelangenden Gemälde, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0097
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UBER DIE IM KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM NEU ZUR
AUFSTELLUNG GELANGENDEN GEMÄLDE.

Von

Eduard Ritter von Engerth.

(Fortsetzung und Schluss.)

IV. DEUTSCHE SCHULE.
Albrecht Dürer.

n Verwahrung der kaiserlichen Gemäldegalerie im Belvedere befindet sich ein kleines
dünnes Täfelchen, auf welchem ein dunkelgrüngraues morsches Papier klebt, das
mit kleinen Figürchen bezeichnet ist und ein sehr unscheinbares Aussehen hat. Sieht
man aber näher hinzu, so wird man sofort gefangen genommen von der ausserordent-
lichen Feinheit der Zeichnung und von der Fülle der Gestaltung auf so kleinem
Räume, und es kann nicht daran gezweifelt werden, dass hier keine geringere Hand
die Zeichenfeder geführt haben konnte als jene des Albrecht Dürer.
Das Blatt ist 4.0-6 Ctm. hoch, 29-6 Ctm. breit, die Figuren messen 5 Ctm.

Das Papier war ursprünglich blaugrau; man hat es aber später, doch jedenfalls vor mehr als hundert
Jahren, auf jenes Brettchen gebracht und gefirnisst, durch welch' letztere Procedur es eine dunklere, stark
ins Grüne fallende Färbung erhielt. Auf diesem dunklen Grunde erscheint nun das Bild durch die Firniss-
schichte hindurch etwas gedämpft, ja theilweise undeutlich, und das Zusammentrocknen des Holzes hat an
verschiedenen Stellen das Papier abgedrückt, wodurch einzelne Blasen entstanden.

Muss es schon unverständlich erscheinen, warum dieses Aufkleben erfolgte, so wird es vollends un-
begreiflich, dass dies mit solcher Leichtfertigkeit geschehen konnte. Nicht einmal ein fehlerfreies Stück
Holz ist dafür gewählt worden, denn die Mitte des Brettes enthält einen grossen Ast, der etwa ein Dritt-
theil desselben einnimmt.

Aber trotz all' der Unbilden, die dieses Kunstwerk zu erleiden hatte, bleibt es immer noch in hohem
Grade interessant, schon durch den Umstand, dass hier eine neuerliche Composition vorliegt des von
Dürer so sinnig behandelten

Leben Mariens.

Ein architektonischer Aufbau nimmt den ganzen Raum des Bildes ein. Parallel zur Bildfläche er-
hebt sich eine reich gegliederte, mit einem Kranzgesimse abgeschlossene Wand, die zu beiden Seiten von
vorspringenden Pfeilern begrenzt und von einem gedrückten Bogen gekrönt wird. Die Wand ist in drei
Etagen getheilt, deren jede drei Felder enthält, während an den Pfeilern zu beiden Seiten je vier Felder
angebracht sind. Jedes dieser 17 Felder nimmt ein Bild auf, ein achtzehntes ziert den krönenden Bogen.
 
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