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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Dr. Ernst Edler von Hartmann-Franzenshuld
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0208
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DR- ERNST EDLER VON HARTMANN-FRANZENSHULD.

Am 26. Mai 1884 starb in Wien nach längerem Leiden Dr. Ernst Edler von Hartmann-
Franzenshuld, Custos der ersten Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses im vierundvierzigsten Jahre seines Lebens, im fünfzehnten seiner Dienstleistung.
Geboren am 4. September 1840 zu Wien als Sohn des Conceptsbeamten beim k. k. Hof-
kriegsrathe Friedrich Heinrich Edlen von Hartmann-Franzenshuld (gestorben am 26. September 1845),
absolvirte er daselbst im gräflich Löwenburg'schen Convicte das Gymnasium und von 185g bis 1863 an
der Universität die philosophischen Facultätsstudien, fungirte In den folgenden Jahren als Supplent für
Geschichte und deutsche Literatur am Ober- und Untergymnasium zu Graz, wo er am 16. November 1868
auch zum Doctor der Philosophie promovirt wurde. Im folgenden Jahre (1. Juni 1869) zur probeweisen
Verwendung an das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet berufen, wurde er daselbst am 12. October 1870
als Amanuensis angestellt, erhielt am 2. Februar 1873 Titel und Rang eines Custos, wurde am 14. Juni 1877
wirklicher Custos und am 14. Mai 1883 durch das Ritterkreuz des k. österreichischen Franz Josephs-
Ordens ausgezeichnet.

In der kaiserlichen Münzsammlung versah der Verstorbene die Abtheilung der Münzen des Mittel-
alters und der neueren Zeit, in den letztverflossenen Jahren auch jene der Medaillen. Er verfasste zunächst
eine übersichtliche Zusammenstellung des Bestandes (Synopsis) des sogenannten Ducaten- und Groschen-
cabinets (35651 Stück) und bearbeitete hierauf den Katalog dieser Abtheilung, in welchem er bis zur
Nummer 8402 vorgerückt war, als er im Jahre 1877 durch die damals anbefohlene, mit der Organisation
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses zusammenhängende neue Inventarisirung
von dieser Arbeit abgelenkt wurde. Mit ihr war eine abermalige Auszählung und die Einführung einer
durch die ganze obengenannte Abtheilung laufenden Nummer neben der schon vorhandenen Katalog-
nummer verbunden. Beide mussten für jedes einzelne Stück sowohl im neuen Inventar, als auch auf den
Unterlagen der Münzen angemerkt werden, eine bei dem grossen Bestände dieser Sammlung langwierige
ermüdende Arbeit, die durch gleichzeitige, aus administrativen Rücksichten nothwendig gewordene Aus-
scheidungen und Neueintheilungen sehr ausgedehnter Reihen erschwert war. Die Bewältigung dieser Auf-
gabe nahm seine Thätigkeit bis zum Jahre 1881 ganz in Anspruch; er führte sie mit der ihm eigenen Ge-
nauigkeit und Sauberkeit durch.

Viele wesentliche Vortheile erwuchsen seiner dienstlichen Verwendung durch die Richtung seiner
wissenschaftlichen Thätigkeit, wenn die letztere gleich nicht das Gebiet der Numismatik, sondern jenes
der Siegel- und Wappenkunde, sowie der Genealogie betraf. Auf diesem bewegte er sich als selbstständiger
Forscher ausschliesslich; selbst wenn Denkmäler der Prägekunst den Gegenstand seiner Abhandlungen
bildeten, bearbeitete er sie in der Richtung jener Disciplinen, und zwar mit vollem Bedacht. Als ein echter
Specialist unserer Zeit, zu welchem Hartmann-Franzenshuld, man möchte sagen, prädestinirt war, begrenzte
er von vornherein mit Bestimmtheit das Gebiet seines literarischen Wirkens auf jene Wissenszweige, nicht
um sie gesondert und nur äusserlich zu pflegen, sondern als ein lebensvolles Ganzes sie erfassend, das mit
der allgemeinen Culturgeschichte durch dasselbe geistige Band zusammenhängt, welches die genannten

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