Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ROMISCHE MEDAILLONS.

Von

Dr. Friedrich Kenner.

(Fortsetzung.)

Gallienus.

148. Taf. III, Fig. 148.

GALLIENVS PIVS FEL AVG Kopf des Kaisers von rechts, als Hercules, mit der Löwenkopfhaut
bedeckt.

Rev. FORTVNA REDVX Fortuna stehend, von vorne, die Rechte auf das Steuer gelegt, welches auf
einem Rade steht, in der Linken das Füllhorn; sie wendet den Kopf gegen das Steuer.

Perlenrand auf beiden Seiten, Bronze; 38 Mm. Durchmesser, 3-5 Mm. dick, 30*27 Gr.

Aus der Sammlung Edelsbach.

Die Vorderseite ähnlich auf dem Moneta-Medaillon des britischen Museums, Grueber, p. 64, nr. 5,
pl. XLVII1, fig. 3. — Cohen, 2<= edit., V, p. 372, 273 aus Vaillant.

Die Darstellung des Kaisers als Hercules hat nach der überschwenglichen Adulation jener Zeit keinen
andern Sinn, als in ihm einen gewaltigen Sieger über seine Feinde zu feiern. Man kann diese Gleich-
stellung mit dem Heros der Mythe auf mehreren Geprägen verfolgen, welche, wie wir sehen werden, in
die gleiche Zeit gehören.

Dieselbe Vorderseite, die unser Medaillon zeigt, ist für andere verwendet worden, die auf der Rück-
seite die Münzgöttinnen mit der Aufschrift MONETA ■ AVG, nicht AVGG haben (siehe unten Nr. 1 5 5 und 1 56),
also aus der Zeit nach der Gefangennahme des Kaisers Valerianus, aus der Epoche der Alleinherrschaft
des Gallienus (260—268) stammen. Hieher gehören ferner zwei Goldmedaillons1 mit gleichem Porträt
des Kaisers und gleichen Rückseiten. Auf Letzteren ist Hercules dargestellt mit der Umschrift VIRT ■
GALLIENI ■ AVG Nur die Titelumschrift der Vorderseite ist verschieden, indem auf dem einen von Tanini
publicirten Exemplare COS ■ Ü, auf dem anderen aus der Sammlung des Herzogs von Blacas COS. V steht.
Augenscheinlich waltet in der Lesung des Ersteren ein Irrthum vor; bekanntlich werden ja in jener
Zeit die Ziffern II und V zum Verwechseln ähnlich geschrieben, und die sonstige Uebereinstimmung beider
Gepräge lässt es schwer glauben, dass sie in so weit auseinander liegenden Jahren, der eine 255 oder 256,
der andere 262 oder 263, geschlagen sein sollen; endlich hat zur Zeit des zweiten Consulates noch das
Herkommen bestanden, den Namen des Kaisers P • LIC • GALLIENVS zu schreiben. Erst vom Jahre 257 an
wird P-LIC hinweggelassen;2 auf Tanini's Medaillon findet es sich nicht mehr, er ist also sicher nach der
Zeit des zweiten Consulates entstanden. Daraus folgt, dass Tanini Fl statt V gelesen hat, beide Medaillons
also aus der Zeit des fünften Consulates, das ist aus den Jahren 262 oder 2Ö3 stammen. Nach der Auf-

1 Cohen, 2° edit., no. 1200 und no. 1201. — Ein dem Stücke des Tanini ganz ähnliches Exemplar im Gewichte von
3 Drachmen 8 Gran (= circa 137 Grammes) publicirte Khell (Ad numism. Impp. Rom., p. 185) aus der Sammlung de France;

' von seiner Lesung COS • II gilt dasselbe, was über Tanini's Lesung gesagt werden wird.

2 Brock in der Zeitschrift für Numismatik, III, 101.
 
Annotationen