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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Die Erzstatue vom Helenenberge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0117
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DIE ERZ STATUE VOM HELENENBERGE.

Von

Robert von Schneider.

I.

Der Gegenstand meiner Untersuchung hat nicht den Vor-
theil des Neuen für sich. Als die eherne Statue, deren Schönheit
unsere Tafeln XI—XIV vor das Auge des Lesers bringen sollen,
vor fast vierhundert Jahren zum Vorschein kam an einem Orte,
wo einen solchen Schatz zu heben Niemand sich träumen liess,
war selbst Rom noch arm an Bildwerken der Alten. Noch
schmückte nicht den päpstlichen Palast der belvederische
Apollo und die Gruppe des Laokoon wurde erst vier Jahre
später gefunden. In einer Zeit, in der man die Werke antiker
Plastik so heiss begehrte und in so kleiner Anzahl besass, konn-
ten auch unserer Figur die Bewunderer nicht fehlen. Selbst
in ihrer nordischen Heimat blieb sie nicht unbeachtet. Wir
wissen hinlänglich genau Zeit und Ort ihrer Entdeckung, wäh-
rend wir im Unsichern sind, wo und wann der vatikanische
Apollo ausgegraben wurde. Rasch genug gelangte die Nach-
richt von dem seltenen Funde an den Hof des römischen Königs,
des kunstsinnigen Maximilian des Ersten; man berichtete dar-
über auch an zwei gelehrte Professoren von Ingolstadt und
es ist nicht unwahrscheinlich, dass der grösste deutsche Künst-
ler, Albrecht Dürer, durch diese antike Statue inspirirt wurde.
In den folgenden Zeiten kam sie jedoch, verborgen in den
Schlössern der Erzbischöfe zu Salzburg, nur Wenigen zu Ge-
sicht und erst, als man sie im Beginne unseres Jahrhunderts
nach Wien brachte, bot sie sich einem grösseren Kreise kunst-
verständiger Beschauer zur Prüfung dar. Man besprach sie von
Neuem, stach sie in Kupfer und vervielfältigte sie in Abgüssen,
die in alle Welt hinausgingen. Aber gleichwohl ist ihr bis
heute noch nicht ihr Recht geworden. Beurtheilt doch auch
die archäologische Forschung wie der Antikenhandel den Wert
eines Gegenstandes zuweilen nach äusseren Kriterien. Was
römis1" ^ler ^'eses nane der Peripherie des antiken Culturbereiches gefundene Erzbild gelten, dessen
Inschrift11 ^fS^runS nocn mehr als seine Herkunft die in seinem Schenkel eingegrabene lateinische
War zu erweisen schien? Niemand bemühte sich deshalb, den Stilcharakter der Statue kennen
 
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