Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Ilg, Albert: Das Galeriewerk des Johann Christoph Lauch und Jakob Männl
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0132
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS GALERIEWERK DES JOHANN CHRISTOPH LAUCH

UND JAKOB MÄNNL.

Von

Albert Ilg.

ach dem Ableben des kaiserlichen Galerie-Inspectors Abbe Anton van der Baaren
kam Johann Christoph Lauch an dessen Stelle. In den Protokollen in Personal-
sachen des Obersthofmeisteramtes (Geheimes Haus-, Hof- und Staatsarchiv) vom
März 1688 wird seine Ernennung folgendermassen mitgetheilt. Es handelt sich
um die Bestimmung seiner Besoldung (fol. 105°) und referirt daher das Amt an
den Kaiser: »Der verstorbene Inspector Van der Paar (sie) habe als solcher jähr-
lich 3oo fl. bezogen, ferner, da er Hofcaplan gewesen, die Tafel und weitere 200 fl.,
die ihm als Geistlichen gebührt hätten. Der neue Supplicant sei aber kein Geistlicher und könne mit
nur 3oo fl. nicht leben. Er habe, als er Ihrer Majestät der Kaiserin Eleonora hochseligen Angedenkens
gedienet, nichts erhalten, auch keine Abfertigung; darum könnte ihm die Gehaltsausfertigung um drei
Monate zurückgesetzt werden bis zum 1. August 1687, da er am 27. October den Eid abgelegt habe.«
Dieses Referat mit Vorschlag von 500 fl., jedoch ohne freie Tafel, erhielt auch das Allerhöchste Placet.

Johann Christoph Lauch, 1647 geboren — wir wissen nicht, wo? — zählte zur Zeit seiner Er-
nennung zum kaiserlichen Gemäldegalerie-Inspector vierzig Jahre. Die Dienste, welche er der ver-
storbenen Kaiserin-Witwe Eleonora geleistet hatte, waren zweifache: solche des Kammerdieners und
solche des Malers. Wie Fuessly angibt, hatte die Kaiserin sein Talent unterstützt; Engerth (grosser
Katalog, III, p. 155) erzählt, sie habe ihn auch zu ihrem Kammermaler und Galerie-Inspector ernannt.
Dies ist aber kaum richtig. Die dritte Gemahlin Kaisers Ferdinand III., des damals regierenden Kaisers
Leopold I. Stiefmutter, 1629 geboren, 1686 gestorben, stammte aus dem kunstsinnigen Hause der
Gonzaga, der Herzoge von Mantua. Sie wird wohl allerdings eigenen Bilderbesitz gehabt haben; aber
von einer besonderen Galerie derselben, an welcher ein besonderer Inspectorsposten bestanden hätte,
ist nichts bekannt;1 Engerth verwechselt dies mit Lauch's späterer Bestallung an der Galerie des Kaisers.
In der Kammer der Kaiserin-Witwe mag er als Kammermaler fungirt haben; darüber fehlen weitere
Nachrichten. Sicher ist aber, dass er als deren Kammerdiener angestellt war. Diese im Jahre 1708
noch lebende Kaiserin-Witwe kann aber nicht mehr jene Eleonora, Witwe Kaisers Ferdinand III.,
sondern nur Eleonore von Pfalz-Neuburg, diejenige Kaisers Leopold I. sein, deren Tod erst am
9. Januar 1720 erfolgte. Der Künstler hatte also bei dieser Dame wieder eine Kammerdienerstelle inne,
wozu dann auch passt, dass ihn ein Actenstück in den Personalprotokollen des Obersthofmeisteramtes
aus dem September 1720 unter den Dienern der verstorbenen Kaiserin Eleonora anführt, als deren

1 Ich kenne einen einzigen Hinweis darauf, dass es an unserem Hofe auch eine private Galerie einer Kaiserin ge-
geben habe. In dem Museum des Stiftes Klosterneuburg befinden sich zwei Tafeln von Holzintarsia, welche niederländische
Bauernscenen vorstellen. Zettel auf dem Rücken beider Tafeln besagen: »Von der jetzt regierenden Römbischen kaiserin
galleri kunststückhen entworfen« (Katalog, p. 124). Dies kann jedoch schier von jeder Kaiserin des XVII. und XVIII. Jahr-
hunderts gesagt sein.
 
Annotationen