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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0059
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NEUE BEITRÄGE ZUR DÜRER-FORSCHUNG.

Von

Joseph Meder.

A. Eine verschollene Dürer-Sammlung.

Einleitung.

mm

as hier (Taf. V) in Facsimile, und zwar in Naturgrösse (20-4 X 28-5 cm), reprodu-
cierte Inventar eines anscheinend anonymen Dürer-Sammlers, welches nicht
weniger als 17 Nummern mit zwei Gemälden und an 36 Zeichnungen anführt,
wurde von der erzherzoglichen Kunstsammlung Albertina im Jahre 1901 aus dem
Besitze des Münchner Antiquars Jacques Rosenthal wegen seines die Dürer-
Forschung in mannigfacher Weise ergänzenden Inhaltes erworben. Es datiert,
wie wir später noch zeigen werden, ungefähr aus der Zeit zwischen i6i3—1620,
zeigt in der Sprache Anklänge an den fränkischen Dialekt1 und ist mit einer heute schon stark ver-
blichenen, stellenweise durch Feuchtigkeit ausgeronnenen Tinte geschrieben. Die Abbildungen ober-
halb des Textes, welche mit derselben Tinte vorgezeichnet wurden, sind mit Aquarellfarben theils
leicht laviert, theils ausführlicher mit dem Pinsel behandelt. Da dieses Verzeichnis, wie die vielen
rechtwinkelig verlaufenden Bruchfalten noch deutlich beweisen, nur als Beilage eines Briefes gedient
haben kann, eines Briefes, welcher die kleine Sammlung zum Ankaufe empfahl, so fehlen selbstver-
ständlich Datum und Unterschrift.

Nichtsdestoweniger haben wir uns, wie wir hoffen, nicht ganz ohne Erfolg bemüht, im folgenden
Abschnitte zunächst den Schreiber des Briefes und vielleicht auch dessen Adressaten festzustellen.
Weniger glücklich war die Nachforschung nach den aufgezählten Dürerwerken selbst. Nicht eine
Nummer konnte eruiert werden, so dass wir mit gutem Rechte zu dem Schlüsse gelangten, die ganze
Sammlung sei auf eine uns unbekannte Weise zu Grunde gegangen.

So schmerzlich sich auch für jeden Dürer-Freund diese Erkenntnis fühlbar macht, der Dürer-
Forschung selbst konnten dennoch zum kleineren Theile aus dem Texte, ganz besonders aber aus der
ersten Abbildung des Hausaltärchens neue Resultate zugeführt werden, welche gerade für die noch
wenig geklärten Jahre nach Dürers erster Meisterschaft bis zur zweiten italienischen Reise von einiger
Wichtigkeit erscheinen.

Der Verfasser des Inventares.

Ueber den anscheinend unbekannten Verfasser des Inventares, der hier zugleich als der Besitzer
einer Anzahl von Dürer-Kunstwerken und allerlei Reliquien auftritt und damit ein vollständiges Bild
seiner Sammlung geben will, lässt sich aus dem Manuscripte selbst zunächst Folgendes feststellen:

Er zeigt eine kunstfertige Hand und weiss sehr gut nach seinen Originalen, welche ihm künst-
lerisch besonders bedeutend erscheinen, eine Skizze in Farben, wenn auch nur flüchtig aber doch un-

1 In Worten wie: uff, ubr, Sulber, Schohl.
XXIII.

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