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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Schrader, Hans: Robert von Schneider: geboren am 17. November 1854, gestorben am 24. Oktober 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0401
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ROBERT VON SCHNEIDER.

Geboren am 17. November 1854, gestorben am 24. Oktober 190g.

Robert von Schneider ist durch dreiunddreißig Jahre im Kunsthistorischen Hofmuseum tätig ge-
wesen. Die Antikensammlung, an der der Student sich gebildet, stellte dem Gereiften die Aufgaben der
Neuordnung, der Vermehrung, der Publikation ihrer Schätze — sie ließ ihn nicht los, mochten auch in
den letzten Jahren die Pflichten der Leitung des archäologischen Instituts seine Arbeitskraft schwer
und schwerer belasten. Er hat in unermüdlich treuer Pflege der Sammlung seinen Stempel aufgeprägt,
wie sie ihrerseits in ihrer Vielseitigkeit die weit ausgebreiteten Interessen seines reichen und freien Geistes
nährte und befruchtete. So bedeutet sein viel zu frühes Hinscheiden einen unersetzlichen Verlust für die
Sammlung, einen herben Schmerz für den engeren und weiteren Kreis seiner Kollegen und Arbeits-
genossen, denen die wohlgefüllte Schatzkammer seines erstaunlichen Wissens, die Anregungen seines un-
ermüdlich arbeitenden Geistes, der edle Reiz, ich möchte sagen, die Anmut seiner Persönlichkeit für
immer genommen sind. Wie viele ihm Näherstehende haben in jenen traurigen Oktobertagen des Jahres
1909 die schmerzliche Empfindung gehabt, ärmer geworden zu sein durch den vorzeitigen Abschluß
dieses in stillem, unaufdringlichem Schaffen zu einer seltenen Harmonie gediehenen Lebens!

Robert von Schneider ist ein Wiener Kind und die Stadt, an der er mit Liebe hing, die er nie
für länger als einige Monate verlassen hat, hat seinem Geiste alles geboten, was er zur schönsten Ent-
faltung brauchte. So hat er die Altwiener Kultur der Kunstfreunde, Sammler und Bibliophilen in sich
wie in einem vollkommenen Musterbilde verkörpert, völlig frei von kränklichem, angekünsteltem
Ästhetentum, in einem schöpferischen, auf klares Erkennen und praktisches Gestalten gerichteten Sinne.
Die Werke der Kunst waren ihm Manifestationen menschlicher Schöpferkraft, die im großen Zu-
sammenhange der Kulturgeschichte betrachtet und verstanden sein wollen, und es war dieses in liebe-
voller Beobachtung und weit ausgebreiteter Lektüre stetig wachsende und feiner sich ausgestaltende
Gesamtbild der Kultur, der antiken nicht allein, dem sein reger Geist nachhing, von dessen Lebendig-
keit und Fülle jedes Gespräch mit ihm Zeugnis ablegte, während seine Schriften, immer auf Mitteilung

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