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Nr. 18

• JUGEND

*

18S7

M

un aber hebet zu singen an
per JVtai mit seinen Winden.

Wohl dem, der suchen get\en kann
Qnd bunte plumen finden!

pie Schönheit steigt millionenfach
Empor aus schwarzer Erden;
jVlanch’ eingel^ümmert Weh und f,ch
jVIag nun vergessen werden.

penn dazu ist der JVtai gemacht,
pass er uns lachen lehre,
pie Herzen Hoch! End fortgelacht
pes ßrames jVTiserere!

OTTO JULIUS BIERBAUM.

Rathschlag

eg’ pein trauern fest in Zügel,
Schau’ empor ins frohe Jucht,
penn des frühlings gold’ner flügel
Streift gesenkte Scheitel nicht!

Sanftes Glüh’n aus junger Sonne,
Warmes puften in der früh,...

Wo pu schaust, ist Segen, Wonne!
fühle, greife, halte sie! L jacobowski.

Vier Parabeln

i.

Fortuna sprach: „Kommt Alle nun heran,
Vertraut mir eures Strebens Endziel an,
Lind wer den kühnsten Ehrgeh mir enthüllt,
Dem sei sogleich der Herzenswunsch erfüllt."
Da riefen Tausende ooll wilder Gier:

„Last mich den Ersten sein im ganzen Land,
Den Ersten an Gewalt und Dang und Stand
And alle Andern bergties unter mir!"

Ein Einziger tllied fern dem dichten Kreis:
„Last mich, o Göttin," dat er mit Erbleichen,
„Den Ersten werden unter meinesgleichen!"
Fortuna nickte gnädig: „Dein der Preis!"

II.

Zn einem Meister sprach ein Kunstmüren:
„Du Glücklicher! In sieden kurzen Tagen
Sah ich dies Wild von Deiner Hand entstehst:,
And Schütze wirü's in Deine Scheuer tragen."

Christiansen (Paris),

Da lächelte der hochderühmte Mann
Mndsagte: „Freund, sieh' meine grauen Haare!
Dast ich's in sieden Tagen malen kann.
Dazu gebraucht' ich fünfundzwanzig Jahre."

III.

Ein Kritieus dekämpfte wuthentdrannt
DenHaldmond, welcher just am Himmel stand;
Cr wies ihm schlagend seine Haldheit nach
And ries: „Es ist wahrhaftig eine Schmach,
Dast Einer, der nichts Ganzes ist und leistet,
Lo dünkelhaft zu scheinen sich erdreistet;

Er nehme sich den Nollmond zum Erempel:
Der trägt der unverfälschten Ganzheit

Stempel.

Doch freilich — dieses Muster ohne gleichen
Wird solch' ein Stümper nimmermehr er-
reichen." —

Der Mond vernahm's und lachte vor sich hin:
„Weil ich nicht immerdar derfelde bin,
Drum führt mich dieser tölpelhafte Held
Voll edlen Zornes gegen mich in's Feld;
Auch dann, wenn nur mein kleinster Thei:

erglänzt,

Werd' ich von feiner» Augen leicht ergänzt."

IV.

Grad' über seinem Kopf im Frühlingslaub
Säst eine Nachtigall;

Cr lauschte, für des Alltags Stimmen taub,
Dem wundersüsten Schall.

Da, mitten in den holden Melodeistr,

Fiel was auf seinen Hut;

Er murmelte: „Man neust es ihr verzeihst:;
Das Thier singt gar zu gut."

Ludwig Fulda.

282
Register
Ludwig Anton Salomon Fulda: Vier Parabeln
Bernhard Pankok: Zeichnung ohne Titel
Otto Julius Bierbaum: Mai
Hans Christiansen: Schneeglöckchen-Medaillon
Ludwig Jacobowski: Rathschlag
 
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